Offenbau
Entdeckungsreise auf der Kunstmeile

Viele Besucher begeistern sich bei Ausstellung in Offenbau für die gezeigten Werke

05.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:42 Uhr

Foto: Andrea Karch

Offenbau (HK) Wie ein roter Faden hat sich der Begriff "Vielfalt" durch die Ausstellung der Offenbauer Künstlergruppe gezogen. Und diesem Faden sind am Wochenende ganz viele Besucher mit großem Interesse gefolgt.

Holz oder Papier, Metall oder Ton, Stoff oder Glassteine - Vielfalt kennzeichnet die Materialien, aus denen die kleinen und großen Kunstwerke entstanden sind. Vielfalt ist aber auch Trumpf bei den Werkzeugen: Ob Winkelschleifer und Motorsäge, Pinsel und Pinzette oder einfach nur die Hände, auch hier ist die Auswahl groß. Das gilt genauso für die Ausstellungsräume, denn die Kunstwerke finden sich im Pfarrhaus, in einer Scheune, der Kirche oder in einer Schmiede. Verbunden werden die vielen Teile der Ausstellung durch die gemeinsame Arbeit der Künstlergruppe, die nun schon zum achten Mal Beachtliches auf die Beine gestellt hat.

Und dabei ist die Ausstellung eigentlich aus dem Protest entstanden, dem Aufbegehren gegen die Entscheidung, dass Offenbau künftig keinen eigenen Pfarrer mehr hat. Damit trotzdem wieder Licht im Pfarrhaus brennt, wurde dort die erste Ausstellung der Offenbauer Künstlergruppe platziert. Dem Pfarrhaus ist die Ausstellung längst entwachsen. Schon zum vierten Mal führt sie die Besucher quer durch den Ort - als Kunstmeile.

Auf diesen Weg mitnehmen lassen wollten sich am Wochenende viele Besucher, die zum Teil einen weiten Weg dafür in Kauf genommen hatten. Aber auch die Offenbauer selbst sahen sich gerne das an, was "ihre" Künstler Neues geschaffen hatten. Helmut Maluche, zusammen mit Karl Trappe einer der Hauptorganisatoren, freute sich denn auch bei der Begrüßung über diese "große Familienfeier". Er plauderte aus dem Nähkästchen, als er erzählte, dass die einen Künstler sich schon ein halbes Jahr vor der Ausstellung ans Werk machen, die anderen erst vier Wochen zuvor. Wichtig war es den Künstlern, nicht nur im stillen Kämmerchen kreativ zu sein, sondern auch gemeinsam etwas zu schaffen. Aus dieser gemeinsamen Arbeit sind die Figuren entstanden, die die Besucher vor der Pfarrscheune begrüßt haben. Jede von ihnen sieht anders aus, ist aus anderen Materialien zusammengesetzt. Und genau das war der Gedanke, der hinter der gemeinsamen Arbeit stand: Die Figuren sollten für Vielfalt stehen. "Und sie sind so, wie wir sind."

Für den Hausherren, Pfarrer Thomas Lorenz, ist die Ausstellung der Künstlergruppe eine Erfolggeschichte und als Bereicherung der Kirchengemeinde nicht mehr wegzudenken. Besonders fasziniert Lorenz, dass hier eine Gruppe etwas gemeinsam macht. Der Begriff "Kunst" tauche in der Bibel nicht oft auf, sagte Lorenz. Was aber häufig vorkomme, sei der Begriff "Werk". Er stehe für das Kunstwerk, etwas von uns mit unseren Ideen und Händen Geschaffenes.

Viele Talente und Fähigkeiten gebe es in den Dörfern, war sich Landrat Herbert Eckstein sicher. Diese unterschiedlichen Talente müsse man entdecken. Wichtig sei es aber auch, etwas gemeinsam zu tun, "weil man im Miteinander stärker ist". Und man brauche auch einen Kopf, der alles organisiere und zusammenbringe. "Mir gefällt's und ich komme gerne", lautete sein Resümee.

"Ihr dürft stolz sein auf das, was ihr macht", lobte Bürgermeister Georg Küttinger und würdigte die "Kraft, Zeit und Arbeit, die in der Ausstellung stecken". Und der Bürgermeister freute sich, dass die Künstlergruppe und ihre Ausstellung weit über die Region Thalmässing bekannt seien. Für Bezirksrat Ernst Schuster ist aus dem zarten Pflänzchen Kunstausstellung inzwischen ein stattlicher Baum geworden. Er konnte sich vorstellen, dass man am Anfang einige der ausstellenden Künstler erst überreden musste, weil sie dachten, ihre Werke würden keinen interessieren. "Dort, wo Kunst ist, ist ein Stück Lebensqualität", unterstrich er. Und er hatte noch einen ganz pragmatischen Rat an die Besucher: "Kauft das eine oder andere Werk, denn nur vom Applaus kann der Künstler nicht leben." "Für mich als Ortssprecher ist es eine Ehre, eine so lebendige Gemeinde zu haben", gestand Dieter Tausch, der sich freute, dass aus der Protestveranstaltung von einst so viel Dynamik entstanden sei.

Im Kunstcafé machten Helmut Kinninger und Franz Gruber alias Pfanna'flicka Musik, während die Besucher bei Kaffee und Kuchen Eindrücke austauschten oder Helmut Maluches afrikanische Tiere bewunderten. Tiere spielen auch bei Hans Maggauers Kunst eine große Rolle. Ob stolzer Falke oder kräftiges Brauereiross - eines ist allen Werken gemeinsam: Sie sind nicht geschnitzt, sondern wurden mit dem Winkelschleifer geformt. Noch größeres Geschütz fährt Christoph Pauckner auf, der mit der Motorsäge aus Baumstämmen Figuren entstehen lässt. Ganz besondere Figuren fertigt Schwester Vita Breitsameter an: Aus einem einfachen Gerippe aus Sisal, Styrodur und Bleifüßen entstehen wunderbare Bibelfiguren jeder Größe. Diese Fertigkeit gibt sie auch in Kursen weiter. Eine besondere Verbindung gehen in der Ausstellung die Tonfiguren von Andrea Pfitzinger, die sie in Raku-Technik gebrannt hat, mit der Esse und dem Amboss in der Schmiede ein. Filigraner Schmuck, Barhocker aus Metall, getöpferte Eulen oder Bilder in ganz verschiedenen Techniken machten das Flanieren auf der Kunstmeile zur abenteuerlichen Entdeckungsreise, für die sich auch die weiteste Anreise gelohnt hatte.