Dietfurt
"Enorme Aufwertung"

Am 1. Dezember 2000 wurde die Umgehungsstraße von Dietfurt für den Verkehr freigegeben

30.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:45 Uhr
  −Foto: Bachhuber/Götz

Dietfurt - Den 20. Jahrestag ihrer Eröffnung kann die Umgehungsstraße um Dietfurt an diesem Dienstag feiern.

Am 1. Dezember 2000 wurde sie nach einer Bauzeit von zwei Jahren und vier Monaten in einer Feierstunde komplett für den Straßenverkehr frei gegeben. Trotz trübem Spätherbstwetters pilgerten Scharen von Schaulustigen zur Trasse im Westen der Stadt, wo mit einem Festakt die 2,7 Kilometer lange Umfahrung feierlich eröffnet wurde.

Die Weißblauen umrahmten musikalisch, ließen auch den bayerischen Defiliermarsch hören und zum Aufwärmen gab es Glühwein. Prominenz aus Politik und Behörden begrüßte Baudirektor Manfred Jung vom Straßenbauamt Regensburg. Wirtschafts-Staatssekretär Hans Spitzner, der sich maßgeblich für die Finanzierung des Projekts eingesetzt hatte, sprach von der "Entlastung der Anwohner der Dietfurter Innenstadt". Einen Zuwachs an künftiger Attraktivität der Stadt sah Landrat Albert Löhner, der meinte, "die Aufbruchsstimmung solle die Stadt zur Perle des südlichen Landkreises machen. " Als "Aufwertung der Fremdenverkehrsstadt Dietfurt" bezeichnete sie Bürgermeister Alois Hengl. Die Kosten von 9,5 Millionen Mark machten das Projekt im Jahr 2000 zum drittgrößten Straßenbauprojekt im Landkreis Neumarkt. 8,5 Millionen entfielen auf die Bauarbeiten, eine Million auf den Grunderwerb. "Mammutprojekt beendet", hatte der DK eine Woche zuvor bei der Ankündigung der offiziellen Freigabe getitelt und mitgeteilt, dass der Freistaat mit Hilfe des Programms "Offensive Zukunft Bayern" die Gelder bereitgestellt habe. Im Bau seien 140000 Kubikmeter Erde bewegt, 36500 Quadratmeter asphaltiert und sechs Brücken gebaut worden. Der erste Spatenstich war am 12. August 1998 unter Beisein von Staatssekretär Hans Spitzner, Bürgermeister Alois Hengl und Dritter Bürgermeisterin Ilse Werner erfolgt. Der erste Bauabschnitt von 1,1 Kilometern Länge konnte am 13. Juli 1999, der zweite von weiteren 500 Metern am 2. Dezember 1999 und ein Jahr später die komplette Strecke mit den noch fehlenden 1,1 Kilometern dem Verkehr übergeben werden.

Den kirchlichen Segen erteilten Stadtpfarrer Paul Trollmann und Pfarrerin Dagmar Knecht, bevor Kinder der Grundschule Dietfurt im Gedicht das Aufatmen der Dietfurter Bevölkerung erwähnten, auch auf das zähe Ringen Jahr um Jahr bis zum Beschluss der Maßnahme anspielten. Etwas warten mussten die Scheren der Politprominenz noch auf die hochoffizielle Zeremonie. Eine Skatergruppe Dietfurter Schüler in gelber Chinesenkleidung durfte am nebelgrauen Tag zu den Klängen von "Conquest of Paradise" von Vangelis, als Erste die neue Straße erobern. Mit "Hurra", "Endlich" und "Zeit werd's" auf ihren gelben Tüchern drückten die Jugendlichen Freude an der Ortsumgehung aus. Das weißblaue Band wurde zerschnitten und der Wagenkorso der Ehrengäste setzte sich in Bewegung.

Schon bald nach der Eröffnung konstatierte der Agenda-Arbeitskreis Innenstadt eine "gewaltige Verkehrsberuhigung", doch wurden anfangs Lastwagen bemängelt, die immer noch die Innenstadt passierten. Eine lange Vorlaufphase mit lebhaften Diskussionen, auch in der Bevölkerung, war dem Bau vorausgegangen. Anfang der 1990er-Jahre nahm das Projekt mit den endgültigen Entwurfsplanungen Gestalt an. Das Planfeststellungsverfahren wurde im Januar 1996 beantragt. Einen Monat später stand in der Zeitung, dass sich der Stadtrat Kreuzungen mit Kreisverkehren wünscht, dass der Anschluss im Südwesten Probleme bereitet, Unterführungen zu planen und die Wertigkeit der Grundstücksflächen zu klären sind.

Der damalige Bürgermeister Alois Hengl erinnert sich, dass die Regierung anfangs nicht für die teuren Verkehrskreisel war, jedoch Staatssekretär Spitzner dafür Überzeugungsarbeit leistete. Vier Knotenpunkte wurden als "neuralgische Punkte" gesehen. Grundsätzliches Einverständnis bestand schließlich zur Trassenführung. Als Optimist zeigte sich Alois Hengl immer, der sich freute, dass sich die Lebensqualität in der Innenstadt steigern werde, keine Bürgerinitiativen und Widersprüche das Unternehmen trübten und die Grundstücksbesitzer verständnisvoll waren. Er rechnete immer mit der Fertigstellung um das Jahr 2000, was sich auch erfüllte.

Bei begleitenden archäologischen Ausgrabungen wurden 1998/99 im Osten bei der ehemaligen Straße nach Mühlbach die Überreste eines vermutlich historischen Massakers geborgen. Nicht pietätvoll bestattet, sondern gefesselt waren die Menschen mit Verletzungen und Einschüssen im Schädel wohl gewaltsam zu Tode gekommen und die Leichen achtlos in eine Grube geworfen worden. Es könnte sich um Gefangene gehandelt haben, die eventuell Opfer des Dreißigjährigen Krieges waren. Während ihrer Bauzeit hatte die beinahe fertiggestellte Trasse der Straße im Mai 2000 für das Mittelbayerische Bezirksmusikfest als willkommener geräumiger Parkplatz gedient.

DK

Rosmarie Götz