Stammham
Enkel, Garten, Gardasee

<DK-XY_trifft>WAS MACHT EIGENTLICH...</DK-XY_trifft> Stammhams Ex-Bürgermeister Hans Meier ein Jahr nach dem Ausscheiden aus dem Amt

05.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:24 Uhr
Viel Zeit und Liebe widmet Hans Meier im Ruhestand seinen Enkeln, seinem Garten und seinen Oldtimer-Bulldogs. −Foto: Kügel

Stammham - Seit Hans Meier im Ruhestand ist, dreht sich beim früheren Stammhamer Bürgermeister alles um seine Enkel, seinen Garten und seine Oldtimer-Bulldogs.

"Corona hat uns a bisserl aus dem Gleis bracht", sagt Hans Meier. Er und seine Frau Veronika hätten sich wohl bei einem Besuch bei seiner Mutter im Seniorenheim angesteckt, vermutet der 69-Jährige. Das Ehepaar ist inzwischen wieder wohlauf. Das Bittere: "Ein paar Wochen später mussten wir dann die Mutter eingraben."

Nach einem kurzen Moment wischt Meier die trüben Gedanken fort. "Als Erstes kommen jetzt meine Enkel", sagt er und herzt die neunjährige Heidi, die mit am Tisch im Wintergarten sitzt. Denn während ihr großer Bruder jeden Tag Distanzunterricht am Computer hat, muss die Drittklässlerin nur zweimal pro Woche vor dem Bildschirm still sitzen. Am Wochenende ist sie zusammen mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder Alois oft schon zum Frühstück bei Opa und Oma. "Danach gehen wir dann mit unserem Hund Lina spazieren", erzählt das quirlige Mädchen begeistert. Und natürlich gibt's ab und zu auch mal einen Ausflug ins Altmühltal, wo der Opa die Geschwister gern mit einem Eis verwöhnt. "Das Schöne ist, dass die Kinder jetzt Zeit haben", gewinnt Meier selbst der Corona-Zeit so noch etwas Gutes ab.

Die Stammhamer Kommunalpolitik, sein früheres "Tagesgeschäft", verfolgt Meier nur noch über die Zeitung. "Ich bin auch nicht traurig, die Verantwortung abgegeben zu haben - da ist mancher Kelch an mir vorübergegangen", sagt er mit Blick auf einen DONAUKURIER-Bericht zum Hähnchenmaststall. Im neuen Rathaus, das er noch gerne eingeweiht hätte, war er seit dem Amtswechsel vor einem Jahr nur noch für ein paar Unterschriften und um seinen Ausweis verlängern zu lassen. "Schade ist, dass man mit den Menschen nicht mehr zusammenkommt und dass es auch keine Verabschiedung gegeben hat", bedauert Meier, während er gleichzeitig von sich sagt, dass ihm "in 30 Jahren an der Spitze ein dickes Fell" gewachsen sei.

Sein größter Wunsch: "Gesund bleiben und das Leben genießen!" Und das gerne auch am Gardasee. "Da haben wir eine kleine Wohnung", erzählt Meier mit leuchtenden Augen. Deshalb darf immer nur eins der Enkelkinder mit. Mindestens einmal im Jahr treffe sich dort aber die ganze Familie. "Letztes Jahr waren wir dreimal unten - natürlich mit PCR-Test", berichtet Meier. In Kufstein müsse man den Zettel herzeigen, am Brenner heiße es nur "Gute Fahrt!". Aber mit der Mundschutzpflicht seien die Italiener pingelig. Die fünf Tage Quarantäne im Anschluss nehmen die Meiers gerne in Kauf. "In unserem Garten gibt's genug zu tun - uns tut's nix", sagt Meier und lacht. Auf 2300 Quadratmetern blühen 25 Obstbäume, die der langjährige Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins selbst gepflanzt hat und jedes Jahr auch selber schneidet: Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen und Mirabellen - jedes Jahr lässt er 100 Liter Apfelsaft für die ganze Familie pressen. "Und die Oma hängt für die Nachbarn immer Tüten mit Äpfeln an den Zaun", ergänzt Heidi.

Manchmal wächst so viel Obst, dass Hans Meier es wegfahren muss. So wie den wöchentlichen Grasschnitt. Dafür hat er sich einen kleinen, dreirädrigen Lieferwagen gekauft. "Mit dem grünen Ape-Dreiradl kennen mich die Stammhamer schon", weiß Meier. Seine Sammlerleidenschaft gehört aber anderen Gefährten: historischen Traktoren. Ein Eicher Plantagenschlepper - Baujahr 1953 mit 28 PS und Allradantrieb - steht im Gartenschuppen, weitere sieben, darunter auch Schlüter und Porsche, sind auswärts untergestellt.

Die weiteste Bulldogfahrt hat ihn schon mal bis ins Allgäu geführt. Wenn es wieder möglich ist, will Meier zumindest wieder Oldtimertreffen im Umkreis besuchen. "Meine Leut' haben a kleines Sachl bewirtschaftet - da hab' ich als Bua schon mit dem 16er Eicher ackern dürfen", erklärt Meier seine Liebe zu den Bulldogs. "Das größte Manko war, dass ich mit den Freunden nicht zum Fußballspielen durfte", sagt Meier, wenn er an seine Kindheit und Jugend denkt. Dafür durfte er Orgel und Akkordeon lernen. 28 Jahre hat er den Organistendienst in der Kirche versehen - auch noch einige Jahre, nachdem die Stammhamer den gelernten Verwaltungsfachangestellten zu ihrem Bürgermeister gewählt hatten. Später stellte er sich eine richtige Orgel mit zwei Manualen und Pedal ins Arbeitszimmer. Gespielt wird sie von ihm freilich nur selten. Denn auch rund um das "Pub a la pap", das Sohn Alex betreibt, gibt es immer was zu tun.

DK

Sebastian Kügel