Neuburg
Englischer Garten: OB will Bäume fällen

Gmehling akzeptiert Entscheidung der Naturschutzbehörde nicht - Ausnahmegenehmigung möglich?

18.02.2021 | Stand 23.09.2023, 17:06 Uhr
Durchgang verboten: Dürfen bald doch wieder Spaziergänger auf einen der gesperrten Wege im Englischen Garten? −Foto: Stark

Neuburg - Wie es mit dem gesperrten Weg von der Schule bis zum TSV-Sportplatz im Englischen Garten in Neuburg weitergeht, ist gerade nur schwer vorherzusagen: Nachdem die Teilnehmer einer Begehung am Mittwoch noch erklärt hatten, dass der Weg doch gesperrt bleibe, wies Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) das städtische Gartenamt an, kommende Woche Fakten zu schaffen. Das teilte er auch der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt mit - die umgehend mit einer Pressemitteilung antwortete.

Noch am Montag hatte Gmehling nach einem Krisengespräch mit Vertretern des Eigentümers, dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF), des Stadtrates und der Unteren Naturschutzbehörde erklärt, der südliche der beiden gesperrten Wege werde wieder geöffnet. Bei der Begehung am Mittwoch sollte nur noch geklärt werden, welche Maßnahmen dafür nötig wären. Danach aber hieß es: Die Öffnung ist nicht möglich. Denn um die Wegesicherheit zu gewährleisten, müssten zwölf Biotopbäume gefällt werden, in denen zum Teil schon Fledermäuse und Spechte nisten.

"Den Schwarzen Peter lasse ich mir nicht zuschieben", sagte Gmehling am Donnerstag gegenüber unserer Zeitung. Er sei völlig geplättet gewesen, nachdem ihn CSU-Stadtrats-Fraktionschef Alfred Hornung, der als zuständiger Referent an der Begehung im kleinen Kreis teilgenommen hatte, informiert habe. Schließlich hatte der OB bei dem Termin am Montag noch groß einen Kompromiss verkündet. Sofort habe er der Unteren Naturschutzbehörde per Brief mitgeteilt, dass die Stadt kommende Woche entlang des Wegs eine Verkehrssicherungsmaßnahme vornehmen werde, sagte Gmehling. Sollte ein Gesetz das verbieten, solle ihm das das Landratsamt mitteilen. "Wenn mir das die höhere Behörde verbietet, weil es ein Straftatbestand ist, werde ich es unterlassen", erklärte Gmehling. "Aber das will ich schriftlich."

Tatsächlich kam am Donnerstag ein Schreiben des Landratsamtes per Pressemitteilung. Darin wurde noch einmal erklärt, dass die ursprüngliche Sperre nach einer gemeinsamen Entscheidung von Stadt, WAF und Naturschutzbehörde beschlossen worden war. Das Landratsamt verwies auch auf das Ergebnis der erneuten Prüfung am Mittwoch, das so wegen der "besonders sensiblen Situation vor Ort" zustande gekommen sei. "Sollte die Stadt eine Rodung der Biotopbäume anstreben, müsste sie dafür eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung bei der Regierung von Oberbayern beantragen", schließt das Schreiben. Der Ball liegt nun also bei Gmehling beziehungsweise der Oberen Naturschutzbehörde.

Wie auch immer sich das Thema weiterentwickelt: "Das sind keine Sperren auf ewig", versicherte Gerhard Grande von der Unteren Naturschutzbehörde gegenüber unserer Zeitung. Da die Bäume schon in einem sehr schlechten Zustand sind, sei es sehr wahrscheinlich, dass sie früher oder später fallen. Und dann könnten aus Sicht seiner Behörde auch wieder Spaziergänger über die Wege gehen. "Wir wollen den Englischen Garten offenhalten", sagte Grande. Trotz der aktuell gesperrten 800 Meter gebe es immer noch sieben Kilometer Wege in dem Wald, die ohne Einschränkungen begehbar seien. Und wer auf den Wegen gehen wolle, könne übers Unterholz auch darauf gelangen - nur dann eben auf eigene Gefahr.

Für die weiteren Arbeiten im Englischen Garten, die in den nächsten Jahren sicher anstehen, müssen sich alle aber ein Konzept überlegen, wie man Artenschutz, Wegesicherung und Naherholung dauerhaft unter einen Hut bekommen kann, findet auch Grande. Die Erstellung eines Masterplans durch ein Gremium mit allen Betroffenen war ja auch eines der Ergebnisse des Treffens, zu dem Oberbürgermeister Bernhard Gmehling am Montag geladen hatte.

In einem ersten Schritt könnte der Stadtrat eine Waldbegehung machen, um sich zu informieren. "Das wäre gut", sagt CSU-Stadtrats-Fraktionschef Hornung. "Das würde die Diskussion versachlichen." Er verhehlt aber nicht, dass auch er nach dem Termin im Wald unglücklich sei - schließlich hatte er mit einem Kompromiss gerechnet. "Ich meine nach wie vor, dass wir schnell eine Lösung finden müssen. Irgendwo müssen die Menschen durchgehen können."

DK

Thorsten Stark