Roth
Engagiertes Eintreten für ein Stück unberührte Natur

Der Rother Naturfilmer Gerdt Rohrbach hat dem Biber im Landkreis zweieinhalb Jahre seiner Zeit gewidmet - Vorführung im Hof von Schloss Ratibor

21.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:16 Uhr
Filmpremiere im Schlosshof: Der Rother Naturfilmer Gerdt Rohrbach zeigt seinen Film "Dämmebauer Biber?", mit dem er dafür wirbt, den Nager gewähren zu lassen. −Foto: Unterburger

Roth - Auf großes Interesse ist eine Veranstaltung im Innenhof von Schloss Ratibor in Roth gestoßen: Der Rother Naturfilmer Gerdt Rohrbach - er hat schon rund 50 Filme gedreht - zeigte einen von ihm produzierten Videofilm über den Biber am Brunnbach neben der Bundesstraße2, den er im Zeitraum vom Herbst 2017 bis zum Mai dieses Jahres gedreht hat.

Der Film entstand in Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz und der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Roth. Wegen der beeindruckenden Aufnahmen wird er inzwischen als Lehrfilm von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege in Laufen an der Salzach zur Aus- und Weiterbildung von Biberberatern genutzt.

"Dämmebauer Biber? " heißt der 28-minütige Streifen, der in bestechenden Aufnahmen über die Lebensweise des Bibers sowie die Auswirkungen seines Dämmebaus informiert. "Zweck meines Projekts ist es, das Naturerbe zu bewahren und die Zuschauer dafür zu gewinnen, sich für die Rückkehr wahrer Natur - also die Wildnis, in unserer zivilisierten Umwelt - einzusetzen", erklärte der Naturfilmer.

Die Anwesenheit des Bibers und anderer wilder Tiere in der Kulturlandschaft werde nicht von allen Menschen gutgeheißen, räumte Rohrbach freimütig ein. "Da sind nicht nur die Bauern, denen das Tier die Wiesen unter Wasser setzt, da ist auch mancher ordnungsliebende Bürger nicht gut auf den Biber zu sprechen" Vor allem, weil er die Landschaft verändere: "Wo der Biber haust, sieht es bald sehr wild aus. "

Der Film stellt vor allem zwei Fragen: Darf der Biber bleiben? Und wird er bleiben? Letztere Frage stellt sich, weil seine Bauwerke immer wieder zerstört werden. Was der Landwirt vom Biber hält, wird anhand seiner Taten deutlich gemacht. Spannender ist die Frage, wie sich die Behörden - neben dem Straßenbauamt vor allem die Naturschutzbehörde am Landratsamt - verhalten wird. Ein Interview mit Ruth Schleicher, Ingrid Küttinger und Jörg Pfaffenritter vom Landratsamt Roth gibt Auskunft. So erklären die Vertreter der unteren Naturschutzbehörde, dass den Landwirten und Grundstücksbesitzern, deren Eigentum der Biber beschädigt, staatliche Entschädigungen zustehen. In wenigen Einzelfällen werde auch entschieden, dass die Biberpopulation durch Abschuss nicht überhand nimmt. Ansonsten zählt der Biber zu den streng geschützten Wildtieren.

Auch mit Richard Radle, dem Ortsvorsitzenden des Bund Naturschutz, hat der Filmemacher ein Interview geführt. "Im Laufe meiner Arbeit wurde deutlich, dass die Fokussierung auf ein Tier und seine Familie das Problem nicht umfassend behandelt", berichtete Rohrbach. "Es geht nicht nur um einen Biber, es geht vielmehr um die Wirkungen von Bibern auf ihre Umwelt: Biber bauen nicht nur Dämme, sie bauen ein System. Beseitigt man die Dämme, so zerstört man ein System, das gerade im Entstehen ist. " Deshalb heißt es im Abspann des Films: "Systembauer Biber! ".

Um aufzuzeigen, dass der Film nicht für ein abstraktes System eintritt, wird zum einen die Schönheit einer ungezähmten Natur mit entsprechenden Bildern ins Bewusstsein gerückt. Zum anderen wird auch die Frage zumindest ansatzweise beantwortet, wie man sich Natur nähern kann, ohne ihr zu schaden. Indem "Dämmebauer Biber? " dies aufzeigt, befördert der Film nicht nur den Zweck, Sympathisanten für den Biber und eine ursprüngliche Natur zu gewinnen, er erhält zusätzlich noch eine Funktion: Er eignet sich für die naturkundliche Aufklärung von jungen Menschen und nicht zuletzt für jeden von uns.

Rund 50 Biber gibt es im Landkreis Roth, erfährt der Zuschauer. Gerdt Rohrbach konzentrierte sich bei seinen Filmaufnahmen auf das Flurstück Brunnbach, das wenige Meter von der Bundesstraße entfernt ist. "Der Verkehrslärm der B2 juckt den Biber nicht. Wenn man allerdings als Spaziergänger mit anderen unterwegs ist, dann verhält er sich äußerst scheu und reagiert sehr sensibel auf menschlichen Besuch", berichtete Rohrbach. So habe er oft in der Dämmerung gedreht.

"Wo der Biber sich niederlässt, da entsteht wieder Wildnis", sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung, "das ist dem Normalbürger suspekt, doch ich finde es fantastisch, dass die Natur noch Natur sein darf. " Es gehöre zum Wesen des Bibers, dass er das Wasser aufstaut und "Burgen" baut. Wenn Biber-dämme wieder eingerissen werden, so fragt der Naturfilmer in Zukunft beim Landratsamt nach, ob das auch genehmigt worden ist.

Rohrbach ist bereit, seinen Film der Kreisbildstelle Roth und damit den Schulen zur Verfügung zu stellen. "Die Schulen kriegen die Aufführungsrechte kostenlos von mir", sagte er. Dass der Film beim Publikum bestens ankam, bewies der Applaus am Ende der Filmpremiere und die sich anschließende engagierte Diskussion.

HK

Robert Unterburger