Eichstätt
Engagiert und torgefährlich

Vor gut 2300 Zuschauern zeigt der VfB Eichstätt gegen den Zweitligisten 1. FC Köln eine ansprechende Leistung

03.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:37 Uhr
Jubelstimmung beim VfB Eichstätt: Der Zweitligist 1. FC Köln ist zu Gast und Fabian Eberle trifft zum 1:1. −Foto: Foto: Traub

Eichstätt (HK) Fußballfest in Eichstätt! Beim Vorbereitungsspiel gegen den Zweitligisten 1. FC Köln bestach der Regionalligist VfB Eichstätt vor 2300 zufriedenen Zuschauern mit einer engagierten Leistung. Die 2:5-Niederlage gegen den Bundesliga-Absteiger fiel bei hochsommerlichen Temperaturen allerdings etwas zu hoch aus.

Für die Kölner stand in dieser Partie vor allem im Fokus, die in der vergangenen Woche im Trainingslager in Bad Gögging geübten taktische Varianten auszuprobieren. Der neue Trainer Markus Anfang weiß, dass er über einen der spielstärksten Kader der Liga verfügt und zudem als einer der Favoriten der 2. Liga gilt. "Wir werden daher meist gezwungen sein, das Spiel zu gestalten", sagte der Coach. Genau darauf legte er auch im Trainingslager den Schwerpunkt.

Die Eichstätter dagegen sind bereits im Endspurt der Vorbereitung auf ihre zweite Saison in der Fußball-Regionalliga. "Momentan sind wir in unserer Hochbelastungsphase", sagte Eichstätts Trainer Markus Mattes, der grundsätzlich mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden war. "Die Art und Weise der Gegentreffer war trotzdem ärgerlich", grantelte der Coach: "Vor allem das 0:1 und die beiden Treffer am Schluss waren überflüssig. Jetzt sieht es wie ein standesgemäßes 5:2 aus."

Ein Ergebnis, das letztlich nicht dem Spiel entsprach. Immerhin hatte sich seine Mannschaft unerwartet reif und spielstark gegen den Traditionsverein aus der 2. Liga gezeigt. Die erste Chance in dieser Partie hatten die Eichstätter. Der Schuss von Lucas Schraufstetter von der rechten Seite stellte Kölns Keeper Timo Horn aber vor keine Probleme. Auf der Gegenseite verpasste Louis Schaub direkt danach nur knapp das Tor, indem er etwas zu weit nach rechts zielte. Nicht mehr dabei war zu diesem Zeitpunkt der Kölner Kapitän. Bereits nach zwei Minuten musste Marco Höger nach einem harten Zusammenprall mit Julian Kügel verletzt vom Feld. "Das war ein normaler Zusammenprall", bestätigte der Kölner Coach Anfang, kritisierte später aber dennoch die Spielweise der Eichstätter: "Die haben schon sehr hart gespielt."

Ihre bis dahin vielversprechendste Möglichkeit hatten die Gastgeber in der 15. Minute. Florian Grau flankte exakt auf den in der Mitte lauernden Fabian Eberle, der aber per Kopf scheiterte. Wie erwartet spielte sich danach das Geschehen meist in der Eichstätter Hälfte ab. Folgerichtig gingen die Kölner in der 20. Minute auch in Führung, benötigten aber dennoch die Hilfe des Pfostens: Schaub verwandelte einen Abpraller zum 1:0 und Mattes ärgerte sich. "Wir haben die klare Absprache, dass an den Pfosten jeweils einer unserer Spieler steht. Wäre das eingehalten worden, hätte es keinen Rückstand gegeben."

Erst ab der 30. Minute konnten sich die Eichstätter wieder etwas vom Kölner Druck befreien. Ein gefährlicher Distanzschuss von Sebastian Graßl (30.) läutete den Endspurt der ersten Halbzeit ein. Die verdiente Belohnung: Das 1:1 (39.). Nach einem gelungenen Spielzug durchs Mittelfeld nahm Eberle eine exakte Vorlage souverän an und traf nach einer Drehung zum Ausgleich. Kurz vor der Pause schließlich ging der Zweitligist erneut in Führung, als Siegmund Zoller den Ball mit der Hacke an Eichstätts Keeper Thomas Bauer vorbei ins Netz setzte (44.).

Das allerdings änderte nichts daran, dass die Mannschaft von Trainer Markus Mattes in der ersten Hälfte eine sehr ansprechende Leistung bot, keinen Respekt vor dem klassenhöheren Gast aus dem Rheinland zeigte, engagiert und in den Zweikämpfen durchaus energisch zu Werke ging.

Nicht einfach für die Eichstätter: In der zweiten Halbzeit mussten sie sich auf eine auf allen Positionen veränderte Kölner Mannschaft einstellen. Trainer Anfang schickte ein zweites Team aufs Feld, das zunächst frisch und engagiert nach vorne spielte. Nur wenige Entlastungsangriffe gelangen dem Regionalligisten in dieser Phase, in der sie auch den Treffer zum 1:3 durch Salih Öczan (51.) hinnehmen mussten.

Allzu lange allerdings ließen sich die Hausherren nicht in die Defensive drängen. So bewies Eichstätts Top-Torjäger Eberle in der 63. Minute einmal mehr, wie brandgefährlich er ist. Kölns Benno Schmitz konnte den durchgebrochenen Stürmer nur durch ein Foul im Strafraum bremsen und der Bundesliga-Schiedsrichter Florian Bachstübner entschied auf Foulelfmeter. Eberle wollte sich die Chance auf seinen zweiten Treffer nicht nehmen lassen, trat selbst an und verwandelte souverän zum 2:3. Nachdem der durchaus gut haltende Thomas Bauer drei Minuten später noch einen Kölner Schuss parierte, wollte der Eichstätter Coach seinem Ersatzkeeper einem Härtetest aussetzen und wechselte Loca Woloczyn ein. Doch auch Woloczyn überstand seine ersten beiden Bewährungsproben (72.) schadlos - und hielt auch bei dem gewaltigen Freistoß von Serhou Guirassy souverän.

Selbst in der Schlussphase dieser Partie konnten die Mattes-Schützlinge überzeugen. Überraschend vor allem, wie souverän und teils mühelos sie bei ihren Gegenstößen immer wieder durchs Kölner Mittelfeld spazierten und sich gute Chancen erarbeiten. Dabei zeigte sich auch, dass der Eichstätter Neuzugang Marcel Schelle eine klare Verstärkung werden könnte.

Dennoch bauten die Kölner ihre Führung drei Minuten vor dem Ende auf 4:2 aus. Eichstätts Keeper Woloczyn brachte den durchgebrochenen Öczan im Strafraum zu Fall und Simon Terodde verwandelte - auch wenn Woloczyn die Ecke geahnt hatte, zum 4:2. "Da ist er einfach noch zu jung und unerfahren", meinte Mattes: "Wenn er ihn laufen lässt, geht der Ball wahrscheinlich ins Aus." Chris Führich schließlich besorgte mit einem Schuss in den linken Winkel das um mindestens ein Tor zu hohe 5:2 (90.).

Am Ende war aber auch Mattes weitgehend zufrieden. "Die Testspiele heute und am kommenden Wochenende gegen 1860 München sind ideal. Wir können ausprobieren, wie wir spielen müssen, wenn wir tief stehen", sagte er: "Denn genau so wird es im ersten Regionalliga-Spiel gegen den FC Bayern II sein."
 

Gerhard Kapff