Dietfurt
Energiewende für das Klima

Bundestagsabgeordnete Lisa Badum beim Dietfurter Ortsverband der Grünen

01.09.2021 | Stand 10.09.2021, 3:34 Uhr
Interessiert verfolgte die Abgeordnete Lisa Badum (rechts) die Vorstellung eines energetisch sanierten Hauses durch Angeliki Gleixner. −Foto: Patzelt

Besuch aus dem Deutschen Bundestag hat der Dietfurter Ortsverband der Grünen bekommen. Die Abgeordnete und Sprecherin für Klimapolitik, Lisa Badum von Bündnis 90/Die Grünen, hielt in dieser Woche einen Impulsvortrag zum Thema "Energiewende auf dem Land - wie kann das funktionieren?" Außerdem stellte die Dietfurter Stadträtin Angeliki Gleixner die energetische Sanierung eines 35 Jahre alten Gebäudes vor und nannte dabei Kosten, Fördermöglichkeiten und Einsparungen.

Dietfurt - Gleixner begrüßte zu den Vorträgen auch den Vorsitzenden der Dietfurter Grünen, Achim Reusch. Vom Neumarkter Kreisverband nahmen Eva Borke-Thoma und Stefan Haas teil.

"Wie teuer wird es noch werden?" Diese Frage bezüglich der Energiewende würden sich viele stellen, so Bodum. Allerdings sei dies die völlig falsche Frage. Man müsse sich vielmehr fragen "Was passiert, wenn nichts passiert? Was kostet uns das Ganze, wenn wir nicht handeln?"

Todesopfer auch bereits in Deutschland

Der Klimawandel habe auch in Deutschland bereits Todesopfer gefordert. Extremregenfälle wie in diesem Jahr seien keineswegs normal. Laut der Bundestagsabgeordneten verzeichnete Deutschland bisher die drittmeisten Klimaschäden weltweit. Darunter seien auch viele Ernte- und Häuserschäden.

"Und das Schlimmste kann noch kommen. Aber das muss es nicht, wir können es noch verhindern. Wir müssen an einem Punkt anfangen, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen", sagte Lisa Badum weiter.

Klimaschutz sei auch ein Schritt zu mehr Gerechtigkeit. Laut der Abgeordneten ist es hauptsächlich "ein kleiner Teil", der für den hohen Ausstoß an Kohlendioxid verantwortlich ist. "Wir alle leiden unter den Schäden und Kosten", fuhr Badum fort. Vom Staat würden "große Sprit-Fresser gefördert" und das müsse nicht sein. Man sollte sich überlegen, ob man zwei oder drei Autos brauche.

Badum betonte, dass es genügend Möglichkeiten gebe, sich emissionsfrei fortzubewegen. "Da nützt es nichts, eine Mitfahrbank aufzustellen. Man sollte vielmehr den Öffentlichen Personennahverkehr oder das Carsharing ins Auge fassen", forderte die Bundestagsabgeordnete.

Für Badum bildet gerade der ländliche Raum eine "neue Kraftquelle". Hier könne die Energiewende stattfinden. Bei der Abgabe von Flächen sollten sich die Gemeinden die Fragen stellen "Für was wollen wir das Grundstück abgeben? Wie ist es am besten aufgehoben?" Unter Solaranlagen könnte beispielsweise weiterhin Landwirtschaft betrieben werden. Man müsse stets für Veränderungen offen sein.

Besonders der ländliche Raum könne stark von der Wärmewende profitieren. "Es reicht nicht, nur Geld an die Leute abzugeben. Beispielsweise ist es Schwachsinn, Gasheizungen zu fördern", so die Worte der Abgeordneten. Badum betonte, dass aufgrund der Corona-Pandemie die Klimaziele zwar erreicht worden seien, strukturell habe sich jedoch nichts getan. Die Abgeordnete übte dabei vor allem Kritik am aktuellen Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).

Bündnisse schließen und zusammenarbeiten

Um die großen Ziele zu erreichen, brauche man Bündnisse, die für die notwendigen Maßnahmen eintreten und arbeiten. Dazu zähle auch die Landwirtschaft. "Es gibt viele, die bereits Grün denken, die wir aber noch nicht erreicht haben. Wir müssen mit ihnen in den Dialog kommen", stellte Badum fest. Es sei genügend Hilfsbereitschaft vorhanden, ohne dafür einen speziellen Auftrag des Staates erhalten zu haben.

Anschließend stellte Angeliki Gleixner ein energetisch saniertes Haus vor, das auf elektrische Infrarot-Heizung umgestellt wurde. Auf dem Dach wurden sowohl in südlicher als auch in nördlicher Ausrichtung Photovoltaikanlagen angebracht. Die Berechnungen ergaben, dass sich die Kosten nach circa 13 Jahren amortisieren werden.

Dem Dietfurter Ortsverbandsvorsitzenden Achim Reusch zufolge erscheine die energetische Sanierung eines Hauses zunächst als sehr teuer. Es lohne sich aber, darüber nachzudenken und diese ins Auge zu fassen.

Die Grünen fordern allerdings auf bestimmten Gebieten Verbesserungen. Diese betreffen unter anderem Smart Grids - Intelligente Stromnetze, die Erzeugung, Speicherung und Verbrauch kombinieren -, Nachbarschaftsstrom, Mieterstrom, Erleichterungen bei der Gründung von Energiegenossenschaften, Aufhebung der Photovoltaik-Obergrenze, Aufhebung des Ensembleschutzes bei Bestandsgebäuden bezüglich Photovoltaikanlagen, Anlagen auf öffentlichen Gebäuden, sowie eine Photovoltaikpflicht mit Förderung auf Neubauten.

Eine weitere Forderung betreffe die E-Mobilität und E-Wärmeerzeugung, weil dadurch aufgrund des besseren Wirkungsgrades der Gesamtenergiebedarf und nicht der Strombedarf sinke. Ferner wurde bemängelt, dass gerade Mitbürger und Mitbürgerinnen über 60 Jahre Bürgschaften benötigen, um Kredite bei den Banken zu erhalten.

pa