Energie aus der grünen Tonne

28.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:46 Uhr

Ingolstadt (DK) Während die Biogasanlage der Stadtwerke seit Monaten heiß diskutiert wird und auf einigen Widerstand gestoßen ist, laufen die Planungen für ein anderes Umweltprojekt völlig geräuschlos im Hintergrund: die Biomüllanlage der Kommunalbetriebe.

Unternehmenschef Thomas Schwaiger tut auch alles dafür, dass über die Einzelheiten des laufenden Verfahrens nichts an die Öffentlichkeit dringt. Zwar ist der ökologische und wirtschaftliche Hintergrund nichts, was man als Stadtmanager verschweigen müsste. Aber zur europaweiten Ausschreibung lässt Schwaiger sich nicht das geringste Detail entlocken. Zu groß ist offenbar seine Sorge, dass eine der im Markt hart konkurrierenden Entsorgungsfirmen das Verfahren anfechten könnte, und sei es auch nur wegen eines Formfehlers.

Nur soviel stellt der Leiter der Kommunalbetriebe klar: Wenn im März 2010 der bisherige Vertrag mit dem Kompostierer Büchl ausläuft, sollen Planung und Bau der neuen Anlage schon laufen. Deshalb muss der Stadtrat spätestens Ende 2009 entscheiden, welcher Firma die Kommunalbetriebe den Zuschlag geben.

Im Prinzip geht es darum, dass der Inhalt der grünen Tonnen aus den Ingolstädter Haushalten und andere Grünabfälle künftig nicht mehr in der Büchlschen Kompostieranlage Stammham landen, sondern durch Vergärung Gas für Wärme und Strom erzeugen.

Pro Jahr fallen beträchtliche Mengen an. Laut Schwaiger sind es rund 18 000 Tonnen, mit denen 250 Einfamilienhäuser energetisch versorgt werden können. Auf der anderen Seite soll dadurch der Ausstoß von jährlich 3000 Tonnen Kohlendioxid vermieden werden.

"Vornedran steht aber bei uns die Entsorgungssicherheit", betont Schwaiger, "mir hilft der ganze Klimabeitrag nichts, wenn es zum Entsorgungskollaps kommt." Bilder wie aus Neapel, auf denen Berge von nicht abgeholtem Müll zu sehen sind, wären für den Betriebsleiter ein Albtraum. "Die Bioabfälle müssen raus", dies stehe an erster Stelle. Wenn man mit einer neuen Anlage auch noch etwas für das Klima tun könne, um so besser. Und noch besser, wenn dabei die Gebühren konstant bleiben oder sogar gesenkt werden.

Doch all dies steht erst am Ende des laufenden Verfahrens fest, bei dem in mehreren Stufen der geeignetste Anbieter herausgefiltert wird. Schwaiger zufolge wird wohl in der letzten Stadtratssitzung im Dezember der Auftrag für die Biomüllanlage an den künftigen Partner vergeben. Danach kann es sehr schnell gehen. "Die baulichen Anlagen sind nicht besonders umfangreich", weiß der Experte. Sie könnten so ähnlich aussehen wie am Müllberg nördlich von München, wo der Abfallwirtschaftsbetrieb der Landeshauptstadt per Trockenfermentation Ökostrom aus Biomüll gewinnt. Schwaiger: "Das schaut aus wie eine Reihe von Fertiggaragen."