Roth
Endloses Warten auf das Corona-Testergebnis

Rotherin hat auch nach drei Wochen immer noch keine Antwort von der Kassenärztlichen Vereinigung bekommen

08.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:33 Uhr
Wenn ein Test genommen wurde, heißt das noch lange nicht, dass schnell ein Ergebnis vorliegt. −Foto: Inganga, dpa

Roth - Eine Rotherin wollte alles richtig machen und landete in einer Odyssee.

 

In gutem Glauben, schnell ein Testergebnis zu erhalten, rief die Rotherin Tanja B. (Name von der Redaktion geändert) bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns an. Sie hatte Anfang März eine Woche Urlaub in Lanzarote gemacht - mit Zwischenlandung in Madrid. Wieder daheim bekam sie Halsweh, Schüttelfrost, "Mörderkopfschmerzen" und fühlte sich sehr abgeschlagen. "Könnte das Corona sein? ", fragte sie sich und rief die 116117 an. Um niemanden zu gefährden. Und um auf Nummer sicher zu gehen.

Dieses Vorgehen hatte ihr der Hausarzt am Tag zuvor empfohlen, der sie selbst aus Sicherheitsgründen nicht in der Praxis haben wollte. Nach stundenlangen Versuchen erreichte die Rotherin am Dienstag, 17. März, einen Ansprechpartner der KVB. Früh um vier Uhr. "Ich habe meine Misere geschildert und es hieß, sie schicken jemanden für einen Test vorbei. "

Um elf Uhr stand eine Mitarbeiterin vor ihrer Tür, um Abstriche aus den Nasenlöchern und dem Rachen zu nehmen. "Sie sagte zu mir, ich muss daheim bleiben, bis ich über das Ergebnis benachrichtigt werde. " Wenn es positiv sei, sie also mit Corona infiziert ist, werde sich das Gesundheitsamt melden. Wenn es negativ sei, gehe der Bescheid an den Hausarzt, der sie wiederum informieren würde. Das dauere 48 Stunden, bis das Ergebnis da sei, habe es geheißen. In den kommenden drei Wochen passierte: nichts. Bis heute hat Tanja B. keinen Anruf bekommen.

Um so mehr Anrufe tätigte Tanja B. selbst. Sie meldete sich beim Hausarzt, der aber noch nichts von der KVB gehört hatte. Sie rief bei der KVB an, die ihr sagte, mittlerweile sei eine Wartezeit auf das Testergebnis von 14 Tagen normal. Auch eine Presseanfrage ergab am 1. April: "Der von Ihnen geschilderte Fall der Person aus Roth hat definitiv zu lange gedauert", antworte Axel Heise, stellvertretender Pressesprecher der KVB. "Bedenken Sie aber: Wir befinden uns in einer aktuellen Ausnahmesituation, die nicht nur die KVB, sondern alle Organisationen und Einrichtungen im Gesundheitswesen an ihre Grenzen bringt. Alle an der Kette Beteiligten (Gesundheitsämter, Labore, Hilfsorganisationen und KVB) geben sich gerade unter extremen Bedingungen größte Mühe, die Zahl der Infizierten einzudämmen, um insbesondere den Praxen und Krankenhäusern Zeit zu geben, sich auf eine größere Zahl von ernsthaft erkrankten Patienten vorzubereiten. "

Gleichzeitig war Tanja B. bei ihren Anrufen von Mitarbeitern der KVB eingeschärft worden: "Sie müssen zuhause bleiben, bis jemand anruft", erzählt sie. Also hat sie zuhause gewartet. Aber niemand rief an. Es erkundigte sich auch niemand, wie es ihr gesundheitlich ging. Am Donnerstag, 2. April, hieß es dann seitens der KVB, dass mittlerweile 20 Tage Wartezeit auf das Ergebnis normal seien und sie auf jeden Fall daheim bleiben müsse. Sie hielt sich daran: "Ich hatte Angst, dass ich sonst einen Bußgeldbescheid kriege. "

Der KVB-Pressesprecher hält das allerdings für ein Missverständnis. Die kassenärztliche Vereinigung dürfe gar keine Quarantäne anordnen, das dürfe nur das Gesundheitsamt. "Wir geben nur eine Empfehlung zur häuslichen Selbstisolation. " Tanja B. hätte durchaus das Haus verlassen dürfen, das sei wohl ein klassisches Sender-Empfänger-Problem gewesen.

Die Rotherin glaubt das nicht. "Es wurde massiv gefordert, dass ich daheim bleibe. " Auch der Hausarzt habe ihr nicht helfen können, er verwies sie auf die KVB. Das wiederum kann Axel Heise nicht verstehen. "Viele Leute versuchen, die Verantwortung auf uns abzuladen. " Aber er wolle nicht abstreiten, dass es im Fall der Rotherin "definitiv zu lange dauert".

Mittlerweile geht es der Rotherin gesundheitlich wieder bestens und sie ist an ihre Arbeitsstelle zurückgekehrt. Bei einem letzten Anruf bei der KVB am vergangenen Montag habe der Mann am Telefon gesagt: "Wieso, Sie können doch wieder rausgehen. "

Ihre Geschichte hält die Rotherin für Wahnsinn. "Das war eine harte Zeit, man weiß nicht, wie man sich verhalten soll", blickt Tanja B. zurück. "Ich habe mich sehr unter Druck gefühlt, ich wollte alles richtig machen. Aber keiner hilft dir weiter. Das war sehr unschön. "

HK

Monika Meyer