Ingolstadt
Endlich daheim, rührt euch!

19.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:55 Uhr

Christiane Dunker-Kobza machte sich Sorgen um ihren Ehemann.

Ingolstadt (DK) Mit 152 Mann ging das Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt vor etwas mehr als einem Jahr in den Auslandseinsatz nach Afghanistan. Gesund heimgekommen sind vor wenigen Tagen nur mehr die letzten von 149 Soldaten. Bei einem Appell feierten sie mit ihren Angehörigen den Abschluss der Mission.

Es ist fast genau auf den Tag ein Jahr her, als der Krieg in Afghanistan auch Ingolstadt erreichte. Am 15. April 2010 starben in der Provinz Baghlan am Hindukusch der Hauptfeldwebel Marius Dubniki und der Stabsunteroffizier Josef Kronawitter. Um sie trauerten auch ihre Kameraden in der Pionierkaserne auf der Schanz. Denn die beiden Männer gehörten zum Gebirgspionierbataillon 8, das hier stationiert ist. Und nun, ein Jahr später, waren die beiden jungen Soldaten wieder mitten in der Kaserne – in der Erinnerung jener 149, die aus Afghanistan unverletzt heimkehrten (ein Soldat wurde am 11. Januar noch angeschossen), deren Angehörigen und wer sonst gestern den Heimkehrerappell in der Kaserne besuchte. Wie als Ehrengast der Staatskanzleichef Marcel Huber.

Zum ersten Mal hat eine Einheit aus Ingolstadt wieder eine Auslandsmission beendet. Wenige blieben drei Monate (wie der Kommandeur Oberstleutnant Oliver Kobza), andere vier Monate, die meisten sieben Monate. "Angefühlt hat es sich – und ich bin sicher, das werden Sie bestätigen – immer länger, als es war", sagte Kobza in seiner Ansprache. Wie sehr seine Soldaten die Erlebnisse, die Bilder, die Gefühle in dem Kriegsgebiet mitgenommen haben, wird sich wohl erst in den kommenden Monaten zeigen. Für viele war es der erste Auslandseinsatz. Beschossen oder angesprengt zu werden, das hat wohl noch nie jemand zuvor erlebt. "Darauf können Sie sich auch mit noch so fundierter und umfangreicher Ausbildung nicht vorbereiten", sagt Kobza. Er formuliert es noch milder: "Das ist eine Situation, die durchaus als belastend wahrgenommen werden kann und das auch wird."

Seine Männer sind teilweise schon seit einigen Wochen wieder da, in Gedanken aber wohl doch noch weit weg. Für sie zählt nun die Alltagsroutine in der Heimat, um gänzlich anzukommen. Das zeigte sich gestern auf dem Antretplatz. Genau zur Schweigeminute für die gefallenen Kameraden röhrte im Hintergrund ein Bergepanzer durch die Kaserne. Der Betrieb muss eben weitergehen.

Ein letzter Blick zurück war aber erlaubt. Wobei das Heeresmusikkorps 12 allen Ernstes "We Are The Champions" für alle zum Abschluss der Mission intonierte. "Auch wenn die Schritte nach vorn oftmals winzig sind oder es in einigen Bereichen sogar zurück gehen mag, bin ich davon überzeugt, dass wir letztendlich erfolgreich sein werden", sagte Kobza. Er lobte: "Wir alle haben an unserem eigenen Platz dazu beigetragen, die Situation in Afghanistan besser zu machen." Gemeint waren seine Soldaten – aber auch die Daheimgebliebenen und alle Angehörigen. "Wir wussten immer, dass jemand an uns denkt und auf uns wartet. Sie könne sich nicht vorstellen, wie wichtig das für uns war", sagte der Kommandant. "Wir konnten in der Regel relativ sicher sein, dass hier zu Hause alle wohlauf sind. Für unsere Familien und Freunde kam zur Trennung hinzu, dass sie eben nicht sicher sein konnten, dass es uns gut ging. Das muss auch für sie sehr belastend gewesen sein."

Das wird nicht das letzte Mal so gewesen sein. Der Kommandant stellte seine Leute bereits auf die Zukunft ein. Nach der Auslandsmission ist vor der Auslandsmission: So viel ist für die Truppe in Ingolstadt gewiss. "Wir müssen uns jetzt regenerieren und und dann durch Ausbildung und Übung auf den nächsten Einsatz vorbereiten, der voraussichtlich 2013 bevorsteht." Doch neben Üben und Ausbilden steht der Kampf auch an einer anderen Front bevor. Unumwunden sprach Kobza an: "Wir müssen Nachwuchs gewinnen. Das wird ein Thema sein, dass und künftig immer mehr beschäftigen wird und das uns vor erhebliche Herausforderungen stellen wird."