Ingolstadt
Ende einer Ära

Letztes Konzert der Förderband Musikinitiative ein Rückblick

16.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Kerstin und Achim Lang sind zum letzten Mal für die Förderband Musikinitiative aktiv. - Foto: bfr

Ingolstadt (DK) Wenn am Sonntag in der Eventhalle am Westpark Martin Kälberer mit seinem Soloprogramm "Suono" zu Gast ist (Beginn: 19 Uhr), dann werden Kerstin und Achim Lang gemeinsam mit Walter Haber zum letzten Mal an der Abendkasse stehen. Eine Ära geht zu Ende. Der Auftritt des Klangzauberers Kälberer ist das letzte Konzert, das die Förderband Musikinitiative gemeinsam mit Haber organisiert hat. Zum Ende diesen Jahres löst sich der Verein auf - wenige Monate vor dessen 40. Geburtstag.

Am 27. März 1977 wurde der Verein gegründet, um junge Musiker zu fördern, um Rock-, Jazz- und Blueskonzerte "am laufenden Band" nach Ingolstadt zu holen. Anlass war ein Konzert, das in Neuburg kurzfristig abgesagt worden war und enttäuschte Musikfans zurückgelassen hatte. So wurden Walter ("Woidl") Haber, Werner Kapfer und Emil Schlesinger aktiv. Gründungsmitglieder waren auch Ralf Beimert, Gerti Haber, Heidi Kapfer, Susi Kaufmann und Klaus Gundacker.

"Als ich 1979 dazukam, waren es 20 bis 25 Leute, die nächtelang darüber diskutierten, welche Band, ob Rock, Folk oder Blues und später Jazz geholt werden sollte. Später hat Woidl das Programm allein zusammengestellt", erzählt Kerstin Lang. Sie hatte als 17-Jährige nach einem Konzert Interesse gezeigt und war eingeladen worden mitzuhelfen. "Aber erst nach einer Probezeit von einem Vierteljahr wurde ich Mitglied. Sie wollten sehen, ob ich verlässlich bin", erzählt sie. Das war und ist sie bis heute. Seit 1981 auch ihr Mann Joachim.

Bei ihm waren es alte Plakataufsteller der SPD, die ihn zur Förderband Musikinitiative gebracht haben. "Wir wollten sie ausmustern. Die anderen suchten welche. Also haben wir unser SPD-Rot braun überstrichen als neutralen Hintergrund für die Plakate der Förderband Musikinitiative." Bald fuhr er gemeinsam mit den anderen in Ingolstadt und bei großen Konzertevents auch in andere Orte, um Konzerte zu bewerben. "Das Geld war immer knapp, das Publikum oft nicht berechenbar. Was ein Jahr zuvor gut gelaufen war, brachte später nur wenige Zuschauer." Die Fördermittel vonseiten der Stadt reichten bei Weitem nicht aus. Ohne Sponsoren wäre sowieso bald Schluss gewesen.

Der erste Gig war im Mai 1977 mit Eric Schoenberg, fünf Monate später kam Werner Lämmerhirt. Ein Jahr später spülte das Konzert von Wolfgang Ambros Geld in die Kassen. Nun trauten sie sich auch an Konstantin Wecker, Wolf Biermann, Pat Metheny oder Hubert von Goisern heran. Peter Volkwein, verstorbener Leiter des Museums für Konkrete Kunst, vermittelte die Aula der Berufsschule als Auftrittsort. "Die mussten wir besenrein verlassen. Weil wir Limo und Bier in Dosen verkauften, sah es ziemlich schlimm danach aus", sagt Kerstin Lang. 1983 kam die Neue Welt hinzu, später die Fronte 79, die Eventhalle und der Festsaal. Die Förderband Musikinitiative organisierte beim Bürgerfest Konzerte vor dem Stadttheater, Open-Air-Konzerte im Turm Baur, die Reihe Jazz-IN (Grundlage für die heutigen Jazztage), Bluestage und die Kabaretttage, die andere Reihen stützten.

Ohne das ehrenamtliche Engagement - "einige zogen sich später aus dem aktiven Bereich zurück wegen Beruf und Familie" - wäre vieles nicht möglich gewesen: Künstler betreuen, Entladen des Equipements. Aufbau der Bühne. Beleuchtung, Ton, Kulisse. Abholung von Bahnhof oder Flughafen, Übernachtung und das Catering wurden von Anfang an mit viel Herzblut angegangen.

"Das ist dem Ruf Ingolstadts und dem Programm zugutegekommen. Die Künstler haben uns empfohlen. Woidls fairer und persönlicher Umgang wurde sehr geschätzt", erzählen sie. "Viele, die als junge Künstler eine Chance bekamen, sind später als Stars zurückgekehrt in die Neue Welt."

Achim Lang war im Fahrdienst: "Einmal mit kostenlosem Englisch-Nachhilfeunterricht von Tony Sheridan", sagt er. Sheridan konnte vorzüglich Deutsch und hatte sich einen Scherz erlaubt. Kerstin Lang kümmerte sich um das Catering und die Künstlerzimmer mit Platzerl und Kerze im Advent oder wie vor Kurzem mit Humus ("Zum ersten Mal!") für Eric Bibb. Zuletzt waren die beiden gemeinsam mit Erwin Trägner den meisten Besuchern wohl am besten bekannt, weil sie an der Abendkasse präsent waren und beim Exklusiv-Vorverkauf der Kabaretttage. Künftig werden sie im Publikum sein und sich an viele persönliche Momente erinnern - wie andere der Förderband Musikinitiative.