München
Ende einer Ära

Infernalische Songs: Slayer in München

30.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:15 Uhr

München (DK) Ein Kreis schließt sich. Slayer aus Kalifornien, die vor 37 Jahren das Thrash-Metal-Genre mit gegründet haben und zusammen mit Metallica, Megadeth und Anthrax zu den sogenannten großen Vier der Szene gehören, touren ein letztes Mal rund um den Globus.

Was sich 10000 Fans in München nicht entgehen lassen. Es sind sogar mehrere Kreise, die sich schließen, bilden sich in der prall gefüllten Arena der Olympiahalle doch immer wieder die für den harten Sound typischen Circlepits, in denen sich die Headbanger fröhlich im Rund schubsen. Dafür, dass diese sportliche Aktivität nicht aus dem Ruder läuft, stehen gleich zehn muskelbepackte Security-Mitarbeiter im Fotograben bereit.

Die haben bereits ab 18.20 Uhr alle Hände voll zu tun, denn schon während des Auftritts von Obituary, den Death-Metal-Pionieren aus Florida, fliegen Haare, recken sich Fäuste und bilden sich kleinere Pulks. Selbst so früh kommt der harte Sound gut an, aber es wird noch härter. Mit Anthrax steigt die Stimmung und die Kreise weiten sich aus. Mit Krach-Klassikern wie "I Am The Law" und "Indians", aber etwas undefiniertem Sound heizen die New Yorker den Massen ein, und bereiten die Fans auf das vor, was noch kommt.

Als Nächstes Lamb Of God, die seit ihrer Gründung 1990 schon eine Weile mitmischen, aber eher zur zweiten Generation des brutalen Sounds gehören. Aufgrund nicht so bekannter Nummern wird die Euphorie im Saal leicht gebremst.

Dann öffnet sich endgültig das Tor zur Hölle. Kreuze beginnen sich auf dem die Bühne verhüllenden Vorhang zu drehen und bleiben auf dem Kopf stehen. Eingeblendete Pentagramme und das Slayer-Logo folgen, der tiefschwarze Stoff fällt und Slayer legen höllisch laut und unter massivem Flammeneinsatz mit "Repentless" los. Die finstere Truppe ist in Hochform und besticht mit Präzision und gewaltiger Intensität. Besonders der typische Gitarrensound von Kerry King, das rasante Spiel am Bass und der markante Sprechgesang von Tom Araya, beide Gründungsmitglieder, beeindrucken. Akustisch und optisch setzt man auf gute alte Schule. Mehr als aggressive Thrash-Evergreens wie "Seasons In The Abyss", "Dead Skin Mask", natürlich "Hell Awaits" und eher statische aber starke Leuchteffekte, wechselnde Banner und Feuer brauchen die Genre-Titanen nicht, um die Massen zum Ausrasten, Headbangen und Kreisen zu bringen. 90 Minuten lang besticht die furiose Formation mit infernalischen Songs. Schnellfeuer bekommt hier eine andere Bedeutung, denn die Flammen schießen in ebenso aberwitzigem Tempo durch die Gegend wie die rasanten Riffs und Rhythmen. Mit höllischen Hits wie "South Of Heaven" und "Raining Blood" geht es in den Zugaben noch mal rund, bevor das dem vor fünf Jahren verstorbenen Gitarristen Jeff Hannemann gewidmete "Angel Of Death" dem Abend den metaphorischen Todesstoß versetzt.
 

Martin Buchenberger