Ingolstadt
Ende der Vorstellung

Brandon Buck verlässt ERC Ingolstadt nach tagelangem Wechseltheater und schließt sich HC Davos an

19.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr

Bye-bye, Brandon Buck: Gestern Nachmittag kam die offizielle Bestätigung, dass der Kanadier den ERC Ingolstadt mit sofortiger Wirkung in Richtung HC Davos verlässt. Seit Tagen hatte sich der Abgang des Angreifers angebahnt. - Foto: Traub

Ingolstadt (DK) Das Kapitel Brandon Buck ist beim ERC Ingolstadt endgültig Geschichte. Der Angreifer, der bereits am vergangenen Donnerstag seinen Wechselwunsch geäußert hatte, verlässt die Panther trotz laufenden Vertrags bis 2020 und schließt sich dem Schweizer Traditionsklub HC Davos an.

Das Wechseltheater, das in den vergangenen Tagen Klub wie Fans gleichermaßen beschäftigt und belastet hatte, fand gestern Nachmittag (endlich) ein Ende. Buck unterzeichnete beim Tabellenfünften der Schweizer National League A (NLA) einen Vertrag bis zum Saisonende. Einen entsprechenden Bericht unserer Zeitung bestätigte der HCD auf seiner Internetseite. Der Renommierklub setzte sich damit auch gegen die Nürnberg Ice Tigers durch, die Buck dem Vernehmen nach ein unterschriftsreifes Arbeitspapier über mehrere Spielzeiten vorgelegt haben sollen.

Die Panther fanden in ihrer offiziellen Stellungnahme deutliche Worte in Richtung Buck. "Wer nicht zu 100 Prozent hinter dem ERC steht, hilft uns in der aktuellen Lage nicht weiter", wurde Interimstrainer und Sportdirektor Larry Mitchell zitiert. "Wir bedanken uns bei Brandon aber für seinen Einsatz beim ERC und wünschen ihm für seine weitere Laufbahn viel Erfolg", ergänzte der 50-Jährige, der zuletzt bereits hatte durchblicken lassen, dass er vom Kanadier menschlich enttäuscht ist. Buck selbst wollte sich gestern auf Nachfrage nicht äußern.

Der Abschied des einstigen Topscorers hatte sich bereits in der vergangenen Woche abgezeichnet, nachdem Buck kurzfristig die Reise zu den Auswärtsspielen bei den Iserlohn Roosters (3:4 n.P.) und den Krefeld Pinguinen (3:7) nicht mit angetreten hatte. "Brandon Buck ist zum wiederholten Mal mit einem konkreten Wechselwunsch an den ERC Ingolstadt herangetreten. Der Klub nahm daraufhin mit dem Spielervermittler Gespräche zu möglichen Transfermodalitäten auf", hatte der Tabellenelfte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) daraufhin mitgeteilt.

Buck war 2014 vom insolventen Schweizer Zweitligisten EHC Basel nach Ingolstadt gewechselt. Nachdem er in seiner Debütsaison auf Anhieb zum Rekordscorer in der Ingolstädter DEL-Geschichte (79 Punkte, 38 Tore/41 Vorlagen) avancierte, verlängerte der Klub im Sommer 2015 Bucks Vertrag vorzeitig um weitere fünf Jahre bis 2020.

Der technisch versierte und pfeilschnelle Angreifer galt nicht nur wegen seiner sportlichen Qualitäten als absoluter Leistungsträger, sondern brachte sich auch vereinsintern immer wieder ein - bis wiederum ein Jahr später der Bruch folgen sollte. Denn nachdem der ERC dem Linksschützen einen Wechsel zum russischen KHL-Klub AK Bars Kasan - und damit auch einen hoch dotierten Vertrag - verwehrt hatte, baute Buck zusehends ab. Zwar führte er auch nach der Saison 2016/17 zum dritten Mal in Folge die interne Topscorer-Liste an, der geplatzte Wechsel äußerte sich dennoch in teils lustlos wirkenden Auftritten.

Daran änderte sich auch in der aktuellen Saison nichts. Der Führungsspieler wurde - wie viele Mitspieler - seiner Rolle nicht gerecht und konnte den Absturz bis auf Rang elf ebenfalls nicht verhindern. Mit 13 Punkten (7 Tore/6 Vorlagen) in 26 Partien blieb der Stürmer zudem deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Hatte er es zwischen 2014 und 2017 noch durchschnittlich auf 1,09 Punkte pro Spiel gebracht, sammelte er nun nur noch 0,5 Zähler pro Begegnung.

Mit dem HC Davos spielt Buck künftig für einen der renommiertesten Vereine in Europa. Der Klub aus dem Kanton Graubünden ist mit 31 Titeln Schweizer Rekordmeister, dreimal stand dabei auch der heutige ERC-Angreifer Petr Taticek auf dem Eis. Zudem richtet der HCD mit dem Spengler-Cup zwischen Weihnachten und Silvester jedes Jahr das älteste internationale Mannschaftsturnier aus. Aktuell fehlen Trainer Arno Del Curto mit Anton Rödin, Robert Kousal und Perttu Lindgren drei ausländische Stürmer.

Angaben zu einer möglichen Ablösesumme machten unterdessen weder die Ingolstädter noch die Davoser. Es ist aber davon auszugehen, dass sich der ERC den vorzeitigen Abgang von Buck etwas kosten ließ. Rund um den geplatzten Wechsel nach Kasan war damals von einer sechsstelligen Summe die Rede - so viel dürfen die Panther nun aber wohl nicht erwarten.

In der Mitteilung des ERC hieß es gestern, dass Mitchell den "Trainer- und Spielermarkt bereits mit Nachdruck nach potenziellen Verstärkungen" sondiere. Schon nach der Niederlage in Iserlohn hatte der 50-Jährige gesagt: "Es ist alles möglich - vom Trainer über Verteidiger und Stürmer. Unsere Optionen gehen in alle Richtungen."