"Emotionalisierung des Bieres tut Not"

05.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:22 Uhr

Eichstätt (DK) Mit dem Oktoberfest hat Bayern zwar ein Paradebeispiel für die fruchtbare Kombination "Bier und Tourismus", besitzt doch das größte Volksfest der Welt eine geschätzte Wertschöpfung von knapp einer Mrd. €. Doch daneben gibt es noch eine Menge Potenzial, um diese Verbindung für beide Seiten gewinnbringend auszubauen.

Dass trotz der weltweit größten Brauereidichte, dem in Ingolstadt erlassenen Reinheitsgebot und der Hallertau als weltgrößtem zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet Handlungsbedarf auch im Freistaat besteht, machte Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, deutlich. Denn ein Rückgang der Zahl von Braustätten in Bayern um 22 Prozent in den vergangenen 15 Jahren habe vor allem bei den mittelständischen Brauereien für einen "schmerzhaften Auszehrungsprozess" gesorgt. Allein schon aus demografischen Gründen sei außerdem ein weiterer Absatzrückgang beim Bier zu erwarten. Und weil seit 2001 auch die Haushaltsausgaben für Wein über denen für Bier lägen, sah Ebbertz "ein gewisses Maß an Nachholbedarf" bei der Vermarktung des Gerstensaftes gerade in Verbindung mit touristischen Aspekten.

Erfolg versprechende Ansätze gibt es freilich schon. Stefan Moder vom Tourismusverband Ostbayern berichtete etwa von einer grenzüberschreitenden Tourismuskooperation zwischen Ostbayern, Böhmen und Oberösterreich zum Thema "Bierkultur und Bierkulinarik" mit dem Ziel, das Dreiländereck als "Top-Region der Bierkulturen in der Mitte Europas" zu etablieren. Erfolgreich am Markt platziert hat Bamberg schon so genannte Bierschmecker-Touren, die seit 2004 mehrere tausend Besucher in die zehn Braustätten der oberfränkischen Stadt lockten, wie Tourismusdirektor Andreas Christel sagte.

Generell sei es nötig, auf die bayerischen Kernkompetenzen Gemütlichkeit, Tradition und Qualität zu setzen und auf dieser Grundlage das Thema "Bier und Tourismus" weiter auszubauen, so die Tagungsteilnehmer. Dabei müsse die Wertigkeit des bayerischen Biers noch stärker herausgestellt werden und der Gerstensaft "inszeniert" werden, ähnlich wie die Winzer es mit Wein machten, so Christel. Denn "Emotionalisierung des Bieres tut Not", lautete Pechlaners Fazit.