Altmannstein
Emotional wie nie zuvor

"Konnst du mi hern" - Neues Video der Hundskrippln

29.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:41 Uhr
 Die Hagenhiller Kirche diente als Drehkulisse. −Foto: Schmeizl

Altmannstein (DK) Die Hundskrippln sind bekannt für ihre fetzigen bairischen Lieder. In ihrem Song "Konnst du mi hern", der am 4. Dezember veröffentlicht wird, zeigen sich die Musiker mal von einer ganz anderen Seite. Die Rock-Ballade handelt vom Tod eines geliebten Menschen. Der DONAUKURIER hat die Gruppe beim Videodreh für ihre aktuelle Single begleitet.

Dunkle Wolken hängen über der Hagenhiller Kirche. Es ist ein Sonntag im November. Alles ist trist, grau, trostlos. Mit tief gesenktem Kopf und ganz in Schwarz schreiten die Trauergäste den Friedhofsweg entlang. Kein Redner steht an der letzten Ruhestätte, um noch einige ergreifende Sätze zu formulieren. Keine Musik macht den schweren Weg erträglicher. Keiner traut sich laut zu sprechen.

Nur das Surren einer Drohne, die über der Kirche kreist, durchbricht die Stille. Und die Regieanweisungen von Kameramann Lukas Plöchl. "Das Ganze noch einmal", ruft er von Weitem, während er die Video-Drohne über der Kirche schweben lässt. Die Statisten marschieren wieder zurück und bringen sich noch einmal in Position - nicht zum letzten Mal an diesem langen Videodrehtag.

Es ist wohl die ungewöhnlichste Trauerfeier, die jemals auf dem Friedhof in Hagenhill stattgefunden hat. Noch nie wurde dort ein Mann zu Grabe getragen, der in Wirklichkeit gar nicht tot ist. Im neuen Video der Hundskrippln für die Rockballade "Konnst du mi hern" wird Bandmitglied Matthias Riegler auf dem Hagenhiller Friedhof die letzte Ehre erwiesen.

Eigentlich sind die Hundskrippln für fetzige bairische Lieder bekannt, für launige Songs mit Mitsingrefrains. Für Partystimmung und Bierzeltpunk, für Bayernpop mit krachigem Lederhosnrock. "Konnst du mi hern" passt da nicht so richtig rein. "Es ist das mit Abstand emotionalste Lied, das wir je veröffentlicht haben", erzählt Matthias Riegler während des Videodrehs, bei dem er selbst Regie führt.

Das stimmt. Es ist ein Lied über den Tod und das Jenseits, ein Song vom Abschiednehmen, Loslassen und Trauern. Eine Ballade über die unermesslich große Lücke, die ins eigene Leben gerissen wird, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Und das Stück behandelt die Frage, die wir uns wohl alle schon einmal gestellt haben: Was passiert nach dem Tod?

Manu Peisker, Frontmann der Hundskrippln, hat auch schon jemanden verloren, der ihm nahe stand. Er weiß, wie es ist, wenn sich die Welt des Hinterbliebenen von dem einen auf den anderen Moment aufhört zu drehen. Die bewegenden Zeilen aus dem Lied stammen von ihm selbst. Entstanden ist die Ballade 2017, nachdem die Großmutter seiner besten Freundin gestorben war. Peisker litt mit ihr, stand ihr bei der Beerdigung bei und fühlte sich in die Zeit zurückversetzt, als seine eigene Oma gestorben war. "Nach der Beerdigung bin ich nach Hause gefahren und habe den Song unter Tränen in einem Guss heruntergeschrieben", erzählt der Musiker rückblickend. Damals war der Kelheimer noch als Solokünstler unterwegs, die Hundskrippln existierten noch in einer anderen Besetzung. Bis der Track tatsächlich im musikalischen Repertoire der Hundskrippln landete, vergingen zwei Jahre. Im Sommer 2019 spielte Peisker "Konnst du mi hern" seinen Bandkollegen vor. Der Gruppe gefiel das Lied auf Anhieb - so sehr, dass sie sich entschloss, es als Debüt-Single ihres neuen Albums herauszubringen. Die Band feilte gemeinsam am Song, änderte noch die eine oder andere Passage und kürzte die ursprüngliche Version von sieben auf vier Minuten herunter, bevor sie das Lied bei ihrem neuen Produzenten Erwin Bader im Tonstudio in Wien einspielte. Für Matthias Riegler erfüllte sich damit ein Traum. Bader ist eine große Nummer in Österreich. Er arbeitet mit bekannten Musikern zusammen - zum Beispiel mit dem Mundart-Duo Pizzera & Jaus. Jetzt gehören auch die Hundskrippln dazu, Bader wird auch das neue Album, das im kommenden Jahr erscheinen soll, mit den Musikern produzieren.

Für einen so traurigen Song ein Video zu drehen, stellte die Hundskrippln vor eine große Herausforderung. Lange überlegten sie, wie so ein heikles und emotionales Thema in einem Clip verpackt werden kann. Sie entschieden sich für einen drastischen Schritt: Sie lassen ein Bandmitglied im Video sterben. Keine leichte Situation - nicht nur für die Bandmitglieder, sondern auch für Riegler selbst, der während des Drehs sein eigenes Sterbebild in den Händen halten muss.

Wieso die Band zu diesem Stilmittel greift? "Wir wollten die Message des Songs noch mehr herausarbeiten", erklärt Riegler. Zum Nachdenken will die Gruppe die Zuhörer bringen - darüber, wie wertvoll das Leben und die Zeit mit den Liebsten ist, und wie schnell alles vorbei sein kann. Somit ist das Lied auch eine Aufforderung, Momente mit den Menschen, die einem am Herzen liegen, zu nutzen und das Leben, so gut es geht, zu genießen. Die neue Single ist nicht nur ein bairischer Carpe-Diem-Song, sondern auch eine Hymne auf die Liebe, die stärker ist als der Tod, auf die Zuversicht und die Hoffnung. "Genau deshalb haben wir für das Video ein positives Ende gewählt", sagt Riegler. Welches das ist, will er noch nicht verraten. Das können sich die Fans selbst ansehen.

Eine der letzten Szenen des Videos drehen die Hundskrippln auf dem Kreutberg bei Altmannstein. Die Kamera ist auf Manu Peisker gerichtet, der auf einem Felsvorsprung steht. Über eine Anlage ertönt "Konnst du mi hern". Das Lied hallt durch den stillen Wald, der Wind lässt die Blätter tanzen. Peiskers Stimme dringt gefühlt durch das ganze Altmühltal: "I merk des, wennst von oben owe schaust, und der Wind durch die Baam durchrauscht. Dann schau i zu dir am Himmel nauf, und i her mi blärrn: Konnst du mi hern?"

Und als könnte ihn da oben wirklich jemand hören, wechselt der Himmel von dem einen auf den anderen Moment seine Farbe und leuchtet in den unterschiedlichsten Rot- und Lilatönen. Der Sonnenuntergang taucht die herbstliche Landschaft in ein warmes Licht. Es ist ein magischer Moment, einer, in dem es so scheint, als ob die Musik die Vergänglichkeit des Lebens aufheben könnte.

Das Video zum Lied "Konnst du mi hern" ist ab Mittwoch, 4. Dezember, auf Youtube aufrufbar und auf den gängigen Downloadportalen erhältlich.

Xenia Schmeizl