Emil Steinberger bietet unterhaltsames Programm an alten Gags und neuem Klamauk

Reise durch die Kabarett-Geschichte

02.10.2016 | Stand 01.02.2017, 14:46 Uhr

−Foto: C.-J.Woelke

Ingolstadt (DK) Die Haare und Augenbrauen sind schlohweiß, das Gesicht ist von tiefen Falten durchzogen, aber seine Augen blitzen immer noch frech: Emil Steinberger ist mittlerweile 83 Jahre alt – doch nach einer Pause vom Kabarett und einer gewissen Zeit in den Vereinigten Staaten haben ihn die Bretter, die die Welt bedeuten, wieder. „Man fragt sich ja oft: Wieso muss der in seinem Alter noch arbeiten?“, witzelt der Schweizer zu Beginn seines Auftritts am Freitagabend im Ingolstädter Stadttheater über eine seine Rollen; und irgendwie auch über sich selbst.

Die Antwort darauf gibt er nicht direkt, sondern durch sein aktuelles Programm „Emil – noch einmal“. Denn es unterstreicht: Noch immer hat der 83-Jährige den Spaß am Spaß machen nicht verloren.

Sein Programm ist ein wahres Zuckerl für altgediente Fans, amüsiert aber auch Emil-Novizen. Er blickt mit seinem Publikum zurück auf Nummern, die er zu Beginn seiner Karriere in den Fünfziger und Sechziger Jahren gespielt hat, wie etwa „Der achte Bundesrat“. In dieser Rolle besucht er die Schweizer Bürger vom Schützenverein bis zu den Kegelfreunden – und wird dabei von Mal zu Mal betrunkener.
 


Auch der wenig eloquente, aber dafür umso kommunikativere Putzmann, eine weitere bekannte Steinberger-Nummer, wird aus dem Repertoire hervorgeholt. Diesem verleiht der Kabarettist jedoch einen frischen Anstrich: Er stattet seinen Putzmann mit einem hochmodernen Laubbläser aus und lässt ihn als Gärtner bei einem gewissen Herrn Blatter arbeiten. „Dieser Mann hat überall auf der Welt Grünflächen“, zeigt sich Steinbergers Putzmann beeindruckt, während das Publikum in Lachen ausbricht.

Unter seine bekannten Nummer mischt Steinberger neue Gags und zeigt so, dass er keinesfalls in der Zeit stehen geblieben ist. Er berichtet beispielsweise von einem Freund, der stets die neuesten Apps auf seinem Mobiltelefon ausprobiert: „Neuerdings hat er eine neue App, bei der man sein Handy nur anhauchen muss – und dann verrät es einem, ob man Mundgeruch hat oder nicht.“

Trotz technischer Versiertheit ist da immer noch ein kindliches Staunen, das den 83-Jährigen von Zeit zu Zeit überkommt. Etwa, wenn es darum geht, wie schnell man heutzutage Nachrichten mit Smartphones übermitteln kann. „Realisiert ihr überhaupt, was das für ein verrückter Gegenstand ist?“, fragt Steinberger begeistert in die Runde und erinnert mit seiner Nummer „Telegrafenamt“ daran, wie schwierig die Nachrichtenübermittlung noch vor wenigen Jahrzehnten war.

Gerade für die langjährigen Fans des Kabarettisten ist dieser Abend etwas Besonderes. Denn ihnen gewährt Steinberger einen Blick hinter die Kulissen. So berichtet er von früheren Auftritten und erzählt, wie so manche Nummer aus einer Improvisation heraus entstanden ist. Schade ist dabei nur, dass der 83-Jährige zwar von seinen ursprünglichen Improvisationen erzählt, sein Publikum aber nicht mit einer neuen Stegreifschöpfung beglückt.

Doch dieser kleine Makel tut dem Abend keinen Abbruch. Auch so beweist Steinberger, warum er einer der Granden des Kabaretts ist: Er besitzt nicht nur Wortwitz und Gespür für Slapstick, sondern auch ein unfassbares schauspielerisches Talent: Mit Hilfe von simplen Kleidungsstücken wie einem Blazer oder einer Pfeife springt er von einer Person zur anderem, ist mal neugieriger Nachbar, mal unerfahrener Pilot, mal fauler Polizist.

Das Publikum zeigt sich begeistert von diesem Potpourri an Gags und fordert vehement eine Zugabe ein - einige der treuesten Anhänger sogar mit stehenden Ovationen. Und mit der Hoffnung im Hinterkopf, dass es auch danach in Ingolstadt bald wieder heißt: Emil – noch einmal.