Ingolstadt
Eltern ärgern den Kultusminister

03.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:13 Uhr

Elterliches Widerstandsnest: Anita Guttenberger (rechts) und Renate Roters von der G8-Elterninitiative vollendeten gestern das stattliche Protestplakat-Arsenal. Das Motto "Respekt vor G8-Lehrern" liegt ihnen besonders am Herzen. Aufgerufen sind Eltern aus ganz Bayern. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Eltern gehen für die Bildung ihrer Kinder auf die Straße. Der Demonstrationszug, zu dem Mütter, Väter und Schüler aus ganz Bayern eingeladen sind, beginnt kommenden Samstag, 6. März, um 10.30 Uhr auf dem Paradeplatz. Die Initiatoren haben sich gut vorbereitet und hoffen auf viele Teilnehmer.

Die Plakate sind gemalt, viele Flugblätter schon verbreitet. Sie kamen vor den Gymnasien in Ingolstadt und der Region zum Einsatz, um die Eltern für den Protestmarsch gegen die "überstürzt eingeführte G8-Reform" zu aktivieren. Es rufen auf: Die Landes-Elternvereinigung der Gymnasien in Bayern (LEV) sowie deren "kleine Schwester", wie sich die Ingolstädter G8- Elterninitiative bezeichnet. Der Demonstrationszug startet am kommenden Samstag um 10.30 Uhr auf dem Paradeplatz und gipfelt in einer Kundgebung auf dem Rathausplatz. Dort spricht LEV-Vorsitzender Thomas Lillig, unterstützt von der Musikerin Barbara Clear und Kindern aus der protesterfahrenen Familie Well (Die Wellküren, Biermösl Blosn). Sie bringen ein "Lied für das Kultusministerium" dar, das dessen Chef Ludwig Spaenle weniger gefallen dürfte.


Die "Großkundgebung der Eltern zur aktuellen Situation an den bayerischen Gymnasien", wie die Aktion offiziell (und mit bedingt aufrührerischem Duktus) genannt wird, führt die Beteiligten auf Neuland. "Es ist schwer einzuschätzen, wie viele Eltern teilnehmen", sagt Barbara Kaltwasser-Jeske, die Sprecherin der G8-Elterninitiative. Getrommelt haben die Aktivisten intensiv. Ihrer Einschätzung nach dürfte das "große Protestpotenzial" viele Eltern dazu bewegen, den geplagten Gymnasiasten zuliebe auf die Straße zu gehen. Barbara Kaltwasser-Jeske weiß dank ihrer ausführlichen Beschäftigung mit dem G8, "dass der Unmut in zahlreichen Familien sehr groß ist".

Erst recht auf der Seite derer, die die Reform des Gymnasiums von Anfang an kritisch begleitet haben. Auch hier berichtet die Sprecherin der Initiative aus leidvoller Erfahrung: "Hinweise auf Fehlentwicklungen – etwa übergroßer Leistungsdruck oder Stofffülle –, die aus ganz Bayern eintrafen, wurden im Kultusministerium bagatellisiert und offenbar nicht ernst genommen. Es entstand der Eindruck, dass Änderungen immer nur auf massiven, lang anhaltenden Protest erfolgten, weshalb wir nun zu der Kundgebung aufrufen." Sie fordert: "Es muss endlich was geschehen!"

Die Initiatoren betonen unisono, "dass sich die Demonstration auf keinen Fall gegen Lehrer oder Schulen richtet". Vielmehr soll sie Respekt ihnen gegenüber ausdrücken.