Manching
"Ellmau ist Wow"

Manchinger sammeln beim Starkbierfest Unterschriften für eine Partnerschaft Absage aus Tirol

16.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Foto: Max Schmidtner

Manching / Ellmau (DK) "Der Bergdoktor". Die vielen Fans werden wohl zuerst an die gleichnamige Serie im ZDF denken, wenn sie den Namen Ellmau hören. Die Skifahrer vermutlich an den Wilden Kaiser. Und dann sind da noch die Manchinger Starkbierfreunde. Die haben mit Skifahren und dem "Bergdoktor" weniger am Hut. Umso mehr mit ihrem namensgebenden bayerischen Fastengetränk - und mit Kaiserschmarrn in allen möglichen Variationen, wie er beim jährlichen Kaiserschmarrnfest in Ellmau serviert wird. Deshalb setzen sie sich für eine Partnerschaft mit der Gemeinde in Tirol ein und haben ganz offiziell einen Bürgerantrag gestartet - beim Manchinger Starkbieranstich natürlich.

"Der Schmarrn mit Hirsch war der Wahnsinn", erinnert sich Stefan Wimmer, der technische Leiter der Starkbierfreunde Manching, an das Kaiserschmarrnfest im Juni 2017. Anton Amann, der Zweite Vorsitzende, hat sich gleich vier Mal die Portion mit Hirsch geholt: "Aber dafür nichts Süßes", wie er betont. Und Regieassistent Alexander Münch weiß noch zu gut, wie Fastenprediger Ralf Winkelbeiner zuvor von seinem ersten Besuch in Ellmau geschwärmt hatte. "Außerdem sind wir bei kalten Getränken leicht zu überreden", gibt er augenzwinkernd zu.

Winkelbeiner hatte erstmals mit den Manchinger Fußballern das Kaiserschmarrnfest Ellmau besucht und insgesamt sechs Portionen der Mehlspeise verdrückt. "Kleine Portionen", wie er versichert. Die dortigen Wirte tun sich seit 2014 einmal Mitte des Jahres zusammen und kredenzen bei einem großen Fest in der Ortsmitte im Freien Kaiserschmarrn in allen erdenklichen süßen und herzhaften Varianten: Heuer werden am 2. Juni 13 Wirte 18 verschiedene Sorten zubereiten. "Da könnte man nochmal hinfahren", dachte sich seinerzeit der Kabarettist und Vorsitzende der Starkbierfreunde Manching.

Gesagt, getan. Der harte Kern der Starkbierfreunde fuhr hin und war begeistert. Und weil zufällig Ellmaus Bürgermeister Nikolaus Manzl am Nebentisch saß, kam man ins Gespräch: Die Idee einer Partnerschaft war geboren. "Erste Anknüpfungspunkte gibt es ja schon über Fußball und Skifahren", lautet ein Argument der Starkbierfreunde, die etliche Gründe ins Feld führen: schöne Gegend, kurze Anfahrtszeit, ideal zum Wandern und Skifahren, keine Sprachbarriere. Außerdem hat Ellmau bislang noch keine Partnergemeinde.

Praktischerweise haben die Starkbierfreunde Manching mit ihren sechs Mal ausverkauften Abenden im Manchinger Hof eine ideale Bühne, um ihre Ideen auch in die Tat umzusetzen. Unter dem Slogan "Ellmau ist Wow" rührten sie auf gewohnt humorvolle Weise gleich bei der Premiere die Werbetrommel für eine Partnerschaft mit der knapp 3000 Einwohner zählenden Gemeinde in Österreich. Sie hatten T-Shirts, Fähnchen und Buttons herstellen lassen und sammelten Unterschriften für einen Bürgerantrag mit dem Ziel einer Partnerschaft Manching-Ellmau. Wenn ein Prozent der Bürger unterschreibt, muss der Gemeinderat sich mit dem Thema befassen, schreibt die Bayerische Gemeindeordnung vor. "Die Stimmen haben wir längst beieinander", sagen die Starkbierfreunde. Sie wollen nach dem Ende der Fastenzeit die Unterschriftenlisten ganz offiziell an den Markt übergeben. Für den Markt wäre es die zweite Partnerschaft nach Castelnuovo in Italien.

Dass die Starkbierfreunde tatsächlich Ernst machen, hätte Bürgermeister Herbert Nerb auch nicht gedacht. "Der Ralf Winkelbeiner ist ja mein Nachbar, und im Sommer haben wir am Gartenzaun mal kurz über das Kaiserschmarrnfest geredet", erinnert sich Nerb, der vor Jahrzehnten selber beim Skifahren in Ellmau war und dessen Frau Kerstin übrigens sehr gerne Kaiserschmarrn isst. Überrascht war er schon, als das Thema dann beim ersten Starkbierabend gleich so zur Sprache kam. "Ich werde den Antrag natürlich behandeln, wenn er eingereicht wird", sagt der Rathauschef - und fügt schmunzelnd hinzu: "Der beste Termin dafür wäre aber die Faschingssitzung."

Unterdessen hat auch die Gemeinde Ellmau auf eine Anfrage unserer Zeitung geantwortet. "Nach Beratung bei der gestrigen Gemeinderatssitzung ist man übereingekommen, dass Ellmau keine Partnerschaft mit anderen Orten eingehen wird", heißt es in dem Mail. Es könne gerne eine lose Freundschaft oder Ähnliches sein, aber eben keine offizielle Dorfpartnerschaft. "Wir hatten schon etliche derartige Anfragen, haben aber als Gemeinde, aus verschiedenen Gründen, immer abgelehnt. Wir hoffen auf Ihr Verständnis und auch auf weiterhin gute ,nachbarschaftliche Beziehungen'."