Ingolstadt
Elektro statt Diesel

Stadler wirbt bei Audi-Betriebsversammlung für neue Strategie

21.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:39 Uhr

Ingolstadt (DK) Audi-Vorstandschef Rupert Stadler will nach dem Skandal mit manipulierten Diesel-Motoren im VW-Konzern mit „wesentlich mehr Elektromobilität“ in die Offensive kommen. Bei einer Betriebsversammlung gestern in Ingolstadt sagte er vor 7000 Mitarbeitern: „Die Diesel-Affäre befeuert unsere Pläne. Wir machen richtig Tempo.“

Audi werde gestärkt aus der Krise hervorgehen. Das Unternehmen werde „aus einem Riesenproblem eine Riesenchance“ machen, sagte Stadler. Audi werde 2018 einen elektrischen SUV und kurz darauf weitere rein elektrische Autos auf den Markt bringen.

Stadler sagte auch, der Skandal werfe Fragen zur Führungskultur im Volkswagen-Konzern auf, und forderte die Belegschaft zu Mitsprache und -verantwortung auf. Er appellierte an die Mitarbeiter, mündig zu sein. „Ich sage unmissverständlich: Bei uns entscheiden nicht nur ,die da oben’. Wir alle tragen gemeinsam Verantwortung für das Schicksal.“ Jeder solle seine Stimme erheben, wenn es nötig sei, ohne Angst vor persönlichen Konsequenzen haben zu müssen. Abschließend rief er den Audianern ein „Jetzt erst recht“ zu, wie es Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch zuvor getan hatte.

Mosch appellierte an die Geschlossenheit („Mia san Audi!“) und sagte: „Es kann nicht sein, dass die Belegschaft die Suppe auslöffeln muss, die manch andere kräftig versalzen haben.“ Die Audianer dürften nicht die Leidtragenden sein. „Wir Betriebsräte haben uns dafür eingesetzt, dass die Beschäftigung weiter sicher ist, und das ist sie.“ Ein Beschäftigungspakt garantiert die Stellen bis Ende 2018.

Auch beim Mutterkonzern ist die Beschäftigung vorerst gesichert. Der neue VW-Chef Matthias Müller versicherte gestern in Wolfsburg: „Im Moment haben wir keinen Anlass, über Kurzarbeit auch nur nachzudenken.“ Zur Frage, ob unter Umständen eine Reduzierung der Leiharbeit erwägt werde, äußerte er sich nicht. Der Abgas-Skandal hat laut Betriebsrat noch nicht auf die Verkäufe durchgeschlagen. Derweil verhängte VW Verkaufsstopps für wenige betroffene Autos, die noch auf Lager stehen. Seite 9 und 19