Ingolstadt
Eiszeit mit Hindernissen

Bei den Tieren und am Bau: Das zuletzt kalte Wetter brachte das Leben fast zum Stillstand und sorgte für schlechte Luft

26.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:44 Uhr

Foto: Cornelia Hammer

Ingolstadt (DK) Nicht nur die Schanz selbst war gut zwei Wochen wie erstarrt: Eine Kältewelle hatte ganz Süddeutschland eisern im Griff. Gestern wurde es endlich etwas wärmer und es gab wieder Plusgrade. Wie kamen die Ingolstädter mit der Kälte zurecht? Der DK hat sich umgeschaut und umgehört.

Ein fast schon geisterhaftes Bild bot sich am Dienstag am frühen Abend in der Fußgängerzone. Fast kein Mensch war mehr unterwegs, um einzukaufen. Cafés ohne Gäste und Läden, in die sich kaum ein Kunde verirrte, prägten das Bild der Innenstadt in diesen bitterkalten Stunden. Auch auf dem Bau zwang die Kälte die Arbeiter zu einem anderen Rhythmus als gewohnt. "Wir hatten 90 Prozent Stillstand. Im Außenbau ist gar nichts mehr möglich gewesen", berichtet Max Hechinger, Vorstandsmitglied der Kreishandwerkerschaft und Sprecher der Bauinnung, auf die Frage, wie sich das Winterwetter auf die Baubranche auswirkt. Traurig sei man deshalb aber nicht. "Die Leute können sich erholen und ihre Überstunden abfeiern. Dazu gibt es Winterkurzarbeitergeld", so Hechinger.

Eisige Überraschung auch anderswo: In der Halle der Donau-Express-Reinigung in der Sebastianstraße kam es am Montagmorgen aufgrund einer zugefrorenen Wasserzuleitung zu einer betrieblichen Verzögerung, die womöglich eine Störung im Dampferzeuger verursacht hat. "Der genaue Zusammenhang ist unklar", sagt Brigitte Behr von der Reinigung. Mit dem Besuch eines Technikers am Abend konnte der gröbste Schaden behoben werden. Der Betrieb läuft mittlerweile wieder.

Als ein Effekt der kalten Tage stellte sich auch über der Schanz eine Inversionswetterlage ein. Durch sie kann im Winter eine erhöhte Staubkonzentration in der Luft durch Rauchgase aus Heizungsanlagen und Autoabgase entstehen, weil der sonst übliche Austausch der bodennahen Luftmassen verhindert wird. In Ingolstadt und anderen bayerischen Städten führte dies Anfang der Woche zu teils stark überschrittenen Feinstaubwerten, wie aus den Messungen des Bayerischen Landesamts für Umwelt hervorging. "Deshalb wurde in dieser Woche an vier Tagen der Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft für Feinstaub überschritten. Eine Grenzwertüberschreitung liegt aber erst vor, wenn dies pro Jahr mehr als 35-mal vorkommt", sagt Stadtsprecher Michael Klarner hierzu. Der höchste Wert an der Ingolstädter Messstelle in der Rechbergstraße wurde demnach am vergangenen Sonntag gemessen. Er lag bei 126 Mikrogramm. "Nach der Besserung der Wetterlage zur Wochenmitte lag der Tagesmittelwert bereits am Mittwoch bei nur mehr 33 Mikrogramm, am Donnerstag liegen wir aktuell bei 21 Mikrogramm. Eine Überschreitung wird auch für den heutigen Tag nicht mehr erwartet", so Klarner gestern weiter. Auch in den vergangenen Jahren sei die Situation in Ingolstadt unauffällig gewesen. Das zeige sich an der geringen Zahl der Überschreitungen des Tagesmittelwertes. 2012 waren es demnach zwölf Tage, 2013 18, 2014 14, 2015 fünf und 2016 zwei Tage.

Verkürzte Ausgehzeiten gab es für die Vierbeiner im Tierheim Ingolstadt. "Unsere Hunde waren zwar draußen, bei minus zwölf Grad aber nur zum Gassi gehen. Ohne Bewegung wäre es sonst zu kalt", sagt Mitarbeiterin Silvia Welz. Nach zwei bis drei Stunden im Freizwinger würden die Hunde dann wieder die Wärme im Innenbereich mit Fußbodenheizung genießen. "Tiere mit kurzem Fell hatten außerdem einen Hundemantel", so Welz. Kleintiere wie Hasen seien mit der Kälte im Außenbereich gut klar gekommen. "Mit viel Stroh und Rückzugsmöglichkeiten geht das. Nur beim Wasser muss man dahinter sein, damit es nicht gefriert", sagt Welz. Hundehaltern gibt sie für die kalte Jahreszeit den Tipp, die Pfoten mit Vaseline oder Pfotenschutzsalbe einzuschmieren, um sie besser vor Streusalz zu schützen.

Einen "spürbaren Mehrverbrauch" beim Gas und bei der Fernwärme verzeichnen die Stadtwerke laut Sprecher Andreas Schmidt für den bisherigen Januar. Die durchschnittliche Temperatur sei derzeit immerhin 5,6 Grad niedriger als im Januar des Vorjahres. Beim Strom hingegen hätte die Kälte nur "geringe Auswirkungen" im Verbrauch gezeigt. In jedem Fall sei die Versorgungssicherheit in Ingolstadt gewährleistet, so Schmidt.