Eis vom Bauernhof

09.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:40 Uhr

Lecker: Die Nachbarskinder Simon (links) und Jörg kommen gerne bei den Pfahlers vorbei, um sich ein Eis zu kaufen. Der Hofladen ist täglich von 13 bis 18 Uhr Uhr geöffnet.

Wernfels (HK) Gute Ideen muss man haben. Die Familie Pfahler, die ihren Hof im Spalter Ortsteil Wernfels einst traditionell geführt hat, hatte sie. Seit fünf Jahren produzieren die Landwirte nicht mehr Milch, Hopfen und Speisekartoffeln, sondern leckere Eiscreme in den verschiedensten Sorten.

Hier gibt es so ausgefallene Kreationen wie Holunderblütensorbet, Kürbiskerneis oder Holler-Birne. Die Zutaten stammen meist aus der Region. "Die Sauerkirschen bekommen wir vom Nachbarn", erzählt Martin Pfahler. Der Holunder kommt aus Meilenbach bei Hilpoltstein, die Heidelbeeren aus Mäbenberg. "Das besondere an unserem Eis ist ja, dass es wirklich nach dem schmeckt, was drauf steht."

Einige Zutaten müssen natürlich eingekauft werden, aber die Pfahlers legen großen Wert auf natürliche Ingredienzien. Im Vanilleeis stecken zum Beispiel keine billigen Ersatzstoffe, da komme nur echte gemahlene Bourbonvanille rein. "Das Kilo kostet 250 Euro."

Die Familie könnte ihr Eis auch billiger herstellen, dann wäre es eben kein Qualitätsprodukt mehr. Die Milch für das Eis stammt von den eigenen Kühen, die noch im Stall stehen. "Es würde billiger kommen, wenn wir sie zukaufen würden", sagt Martin Pfahler. "Aber dann wären wir nur ein normaler Gewerbebetrieb, ich fühle mich als Landwirt und Direktvermarkter." Der 48-jährige Pfahler ist auf dem Hof in dem kleinen Wernfels, wo jeder jeden kennt, aufgewachsen. Doch irgendwann war klar, dass die Familie, die den ganzen Tag arbeiten musste, aber nur am Existenzminimum herumkrebste, sich etwas Neues überlegen musste. "Wir verdienen unser Geld immer noch schwer", sagt Claudia Herzog-Pfahler. "Aber wir verdienen wenigstens etwas."

Täglich steht die 44-Jährige in einem kleinen Raum auf der Rückseite des Bauernhofs. "Das ist die alte Waschküche meiner Mutter", erzählt Martin Pfahler. "Der Putz fiel von der Wand, das war der schlechteste Raum im ganzen Haus." Heute ist er weiß gekachelt und mit modernster Edelstahltechnik ausgestattet. Claudia Herzog-Pfahler verbringt viele Stunden an der Eismaschine. Mit einem riesigen Pürierstab rührt sie die Zutaten für die künftige Eiscreme zusammen: Das sind zum Beispiel eingekaufte Schokoladencreme, Eigelb, Zucker und selbst hergestellte Sahne. Sie hievt den Rieseneimer nach oben und kippt die braune Masse in die Öffnung der Eismaschine. "Das ist körperlich ganz schön anstrengend", stellt sie fest. "Und man muss immer mit dem Kopf dabei sein." Diese Arbeit liegt nicht jedem. Deshalb steht die Bäuerin meist selbst an der Eismaschine, mindestens 40 bis 50 Stunden die Woche. Sie hat nur zwei Aushilfen, die sie ab und zu vertreten. "Eis machen ist sehr zeitaufwendig", erklärt Claudia Herzog-Pfahler.

Die Idee, den Hof auf die Eisproduktion umzustellen, kam den Pfahlers 2003, im Jahrhundertsommer. Dder Hopfen verdörrte, es gab kaum Kartoffeln und Getreide. "Uns war vorher schon klar, wir müssen etwas tun, um unseren Hof zu sichern", sagt Martin Pfahler. In einer landwirtschaftlichen Fachzeitschrift stieß das Ehepaar auf die Idee mit dem Eis. Sie kauften das Know-how und die Maschinen von einer holländischen Firma und verkauften ihre Produkte unter dem Namen "Bauernhofeis". Die Firma schrieb allerdings die genauen Rezepturen vor. Als Claudia Herzog-Pfahler anfing, ihre eigenen Kreationen zu entwerfen, trennten sich die Wege. Jetzt gibt es eben "Eisspezialitäten vom Werzingerhof Wernfels".

Das war vor zwei Jahren. Und seitdem ist der Absatz explodiert. Die verkaufte Eismenge ist von 5000 Litern im ersten Jahr auf aktuell 25 000 Liter gestiegen. Fast jeden Sonntag ist Martin Pfahler mit seinem Eiswagen bei Festen und Feiern unterwegs. Zu den Kunden gehören nicht nur die Schleckermäuler, die ihr Eis kugelweise kaufen: Ein weiteres Drittel setzen die Pfahlers in Form von Einliterpackungen um, die über Läden oder direkt an den Endverbraucher verkauft werden. Und ein Drittel wird in Gastwirtschaften abgegeben, darunter sogar ein Italiener in Roth. "Dabei haben wir das nie beworben, die Gastwirtschaften sind auf uns zugekommen."

Der beste Monat für den Eisverkauf der Familie Pfahler ist im Übrigen der Dezember. Viele decken sich mit speziellen Weihnachtssorten mit den Geschmacksrichtungen Lebkuchen, Schoko-Zimt, Marzipan oder Glühwein ein. Alle Eisfreunde dürfen sich jetzt schon freuen. Wie auch in den Vorjahren plant die Familie Pfahler Ende November, Anfang Dezember wieder eine große, kostenlose Eisverkostung auf ihrem Hof.

Für die Pfahlers hat sich die Umstellung gelohnt. "Anfangs sind wir noch belächelt worden als Spinner. Aber jetzt leben wir vom Eis."