Ingolstadt
Einzelschicksale rührten die Spender

26.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:13 Uhr
Lachende Gesichter: Am Freitag verteilte DONAUKURIER-Geschäftsführerin Lydia Nißl (vorne rechts) im Rahmen einer Feierstunde im Ingolstädter Verlagshaus die Spendenschecks der "Vorweihnacht der guten Herzen". Anschließend tauschten die Vertreterinnen und Vertreter der Vereine und Organisationen Erfahrungen aus. −Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Nie zuvor haben die Leserinnen und Leser des DONAUKURIER und seiner Heimatzeitungen so viel gespendet wie bei dieser "Vorweihnacht der guten Herzen": 275 000 Euro kamen zusammen. Geschäftsführerin Lydia Nißl lobte am Freitag bei der Scheckübergabe das ausgezeichnete Ergebnis.

Es ist immer fast wie ein zweites Weihnachten, wenn die Abgesandten der Vereine und Organisationen aus der ganzen Region im Ingolstädter Verlagshaus zusammen kommen zur Ausschüttung der Spendengelder. Denn keiner weiß, wie der Stiftungsrat der Vorweihnacht die Summe aufgeteilt hat. Ein wenig freudige Spannung liegt also immer in der Luft. Erstmals oblag es am gestrigen Freitag DK-Geschäftsführerin Lydia Nißl, die Schecks im Rahmen der Feierstunde zu übergeben.

Sie betonte, bei der Sammlung 2009/ 2010 sei das beste Ergebnis seit Gründung der Aktion erzielt worden. Herausgeber Dr. Wilhelm Reissmüller hatte die Vorweihnacht im Jahr 1951 ins Leben gerufen. "Elin Reissmüller hatte auch immer ein sehr offenes Ohr für die Nöte der Menschen", sagte Lydia Nißl. "Sie hätte sich sicher über dieses Ergebnis gefreut." Oft habe sie die Worte einer befreundeten Äbtissin zitiert: "Almosen geben armt nicht."

Die Besonderheit dieser "Vorweihnacht der guten Herzen" bestand darin, dass erstmals Einzelschicksale im Fokus standen: Während der gesamten Adventszeit erzählten der DONAUKURIER und seine Heimatzeitungen täglich die Geschichte eines Menschen oder einer Familie, die auf Hilfe angewiesen ist. "Die Berichterstattung erfolgte mit großem Engagement und viel Fingerspitzengefühl", betonte Lydia Nißl. Diese Einzelschicksale hätten die Leserinnen und Leser inspiriert, mehr zu spenden als je zuvor. So kamen in Pfaffenhofen über 75 000 Euro zusammen für den Verein Familien in Not.

Aber auch viele andere Vereine aus Ingolstadt und Umgebung wurden bei der Vorweihnacht nicht vergessen – von A wie Alzheimer Gesellschaft bis Z wie Zamor. Oder "Frauen beraten" mit Sitz in Ingolstadt. "Wir sind ein kleiner Verein und müssen pro Jahr 20 000 Euro Eigenanteil aufbringen, um unsere Arbeit zu finanzieren", erklärte Vorsitzende Maria Bayer am Rande der Feierstunde. "So viel Geld an Spenden zu akquirieren ist schwierig, wo es doch heutzutage immer mehr Vereine gibt und der Kuchen kleiner wird."

Nahezu vollkommen von Spenden existiert die Straßenambulanz St. Franziskus in Ingolstadt, weshalb sich Martin Berni sehr über das Geld von der Vorweihnacht freute. "Ich bin überglücklich", sagte er, als er den Scheck in Händen hielt. Im vergangenen Jahr wurden die Räume der Anlaufstelle für Obdachlose und Hilfesuchende in der Ingolstädter Innenstadt renoviert, das allein verschlang einige tausend Euro. Bruder Martin hat natürlich auch in diesem Jahr wieder viele Pläne: "Wir wollen die Wohnung über der Straßenambulanz mieten, um dort Notschlafstellen, einen Meditationsraum und eine Anlaufstelle für Suchtkranke einzurichten. Es kann sein, dass wir dafür sogar eine zusätzliche halbe Stelle schaffen", so der Leiter der Straßenambulanz zum DK. Spenden sind also mehr als willkommen, denn ansonsten muss jeder Cent mühsam durch Aktionen wie den Bücherflohmarkt oder den Verkauf von Palmbüscheln erwirtschaftet werden.

Die Zahl der Vereine, die sich für andere Menschen engagieren, wächst immer mehr. So kommt bei der "Vorweihnacht der guten Herzen" mal der eine, mal der andere mehr zum Zuge. Traditionell erhält die Lebenshilfe in der Region 10 stets viel Unterstützung, allein schon wegen der Spende der Audi-Belegschaft, die den großen Erfolg der DK-Aktion Anfang der 1970er Jahre begründet hat. Weit mehr als die Hälfte der Spendergelder wird übrigens mit Verwendungszweck versehen. Die meisten Spender wissen also ganz genau, wo ihr Geld eingesetzt werden soll – und sie können absolut sicher sein, dass es auch genau dort ankommt.