Beilngries
Einzelhändler zwischen Unsicherheit und Zuversicht

Nach dem Lockdown gut erholt: Einzelhändler berichten von ihrer Lage - Sorge vor neuerlichen Einschränkungen

22.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:18 Uhr
Recht zufrieden sind Gerhard Gietl (l.), Anneliese Ströbl-Rogalla und Markus Schmidt, was die Entwicklungen im Einzelhandel in den vergangenen Monaten betrifft. Sie hoffen, dass es durch die rasant steigenden Infektionszahlen nicht zu neuerlichen Einschränkungen kommt. −Foto: Nusko

Beilngries - Fast auf den Tag genau vor einem halben Jahr sind die im vergangenen März verhängten ersten Einschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie teilweise gelockert worden. Im Gespräch mit unserer Zeitung schilderten drei Beilngrieser Gewerbetreibende nun die geschäftliche Entwicklung seit dem 27. April und ihre Erwartungen angesichts der aktuell wieder stark zunehmenden Infektionszahlen.

Seinerzeit hatten Markus Schmidt, Vorsitzender des Werbekreises in der Altmühlstadt, Anneliese Ströbl-Rogalla und Gerhard Gietl erklärt, sie würden weiterhin auf die Treue ihrer Kunden setzen. Mit dieser Einschätzung lagen sie offensichtlich richtig. "Das ist schnell in die richtige Richtung gegangen. Man hat gemerkt, dass die Leute wieder Spaß am Einkaufen hatten, außerdem suchten viele auch wieder Gelegenheiten zum Ratschen", war übereinstimmend zu hören. Parallel dazu habe ein ursprünglich nicht erwarteter Trend begonnen. "Gerade in letzter Zeit kommen immer mehr Kunden zu uns, die vorher in Ingolstadt beim Einkaufen waren", berichtete Schmidt. Von ihnen sei wiederholt zu erfahren gewesen, dass sie wegen der Infektionsgefahr momentan auf den Besuch von großen Geschäften oder Einkaufszentren verzichten würden. "Das tut uns natürlich gut und kompensiert wenigstens einen Teil der Ausfälle, die wir in diesem Jahr hatten", waren sich die Gewerbetreibenden einig. "Vor allem im August lief es sehr gut. Da war bei uns der Umsatz besser als in den Jahren zuvor", ergänzte Schmidt. Von einer weiteren Tendenz, die sich im vergangenen halben Jahr abgezeichnet hat, berichtete Anneliese Ströbl-Rogalla. Sie verkaufe schon seit einiger Zeit deutlich mehr Accessoires zur Ausgestaltung von Wohnungen. "Die Leute sind länger daheim, deshalb wollen sie es schön und gemütlich haben", erklärte sie.

Dennoch mussten und müssen die Beilngrieser Geschäftsleute wegen Corona auf erhebliche Umsätze verzichten. Schließlich sind in diesem Jahr alle publikumsträchtigen Großveranstaltungen, von den Familiensonntagen über das Altstadt- bis hin zum Volksfest, ausgefallen. Nachdem mittlerweile auch der diesjährige Weihnachtsmarkt abgesagt worden ist, hoffen die Geschäftsleute aus der Altmühlstadt, dass zumindest der verkaufsoffene Andreas-Sonntag am 29. November über die Bühne gehen kann. Doch die jüngsten Entwicklungen lassen dies ebenso fraglich erscheinen wie die gewohnte Abwicklung von Weihnachtseinkäufen. Dabei ist es gerade das Weihnachtsgeschäft, auf das nicht nur die Beilngrieser Einzelhändler in diesem Jahr besonders setzen. Deshalb sei es für sie sehr wichtig, dass es nicht erneut zu Einschränkungen kommt.

Grundsätzlich, so betonte Gietl, sehe er aufgrund der bisherigen Erfahrungen keine Notwendigkeit, die Geschäfte im Einzelhandel möglicherweise ein weiteres Mal zu schließen. Schließlich sei nicht nur in Beilngries bislang noch kein Fall einer Ansteckung beim Einkaufen bekannt. Wer in die Geschäfte komme, sei wegen der umfassenden Hygienemaßnahmen nicht gefährdet. "Die größte Gefahr für den Einzelhandel ist nicht eine Ansteckung beim Einkauf, sondern die Angst der Leute vor einer Ansteckung", verwies Gietl auf einen eher irrationalen Aspekt der aktuellen Lage. Wie während des Gesprächs zudem deutlich wurde, gab es in den Einzelhandelsgeschäften in Beilngries bislang auch keinerlei Probleme im Zusammenhang mit dem obligatorischen Tragen von Masken sowie dem Einhalten weiterer einschlägiger Vorschriften. Die Kunden würden sich sehr vernünftig verhalten. Sollte tatsächlich einmal jemand das Aufsetzen der Maske vor dem Betreten eines Geschäfts vergessen haben, werde dies umgehend nachgeholt. "Ich hatte nur eine Kundin, die ohne Maske kam. Sie konnte aber ein Attest vorweisen", berichtete Schmidt.

Recht unterschiedlich sind die Erfahrungen der Gewerbetreibenden mit der Lieferung von Waren. Während Ströbl-Rogalla und Schmidt damit keine oder höchstens geringe Probleme hatten, gibt es laut Gietl im Bekleidungshandel immer noch Lieferverzögerungen von teilweise bis zu acht Wochen. Dies sei bei saisonabhängigen Artikeln durchaus problematisch. Wie die Geschäftsinhaber übereinstimmend berichteten, falle bei ihnen die Konkurrenz durch den Online-Handel bislang nur relativ wenig ins Gewicht. Zwar sei gerade wegen der Erschwernisse beim Einkaufen vor Ort eine verstärkte Zuwendung zu Bestellungen per Internet zu erwarten gewesen, aber dieser Trend halte sich zumindest vor Ort bis jetzt in Grenzen. "Es gibt sogar Kunden, die berichten, dass sie nach weniger guten Erfahrungen wieder zu uns kommen", sagte Markus Schmidt.

Dies geschehe offensichtlich auch wegen der kompetenten Beratung und der angebotenen Serviceleistungen. Deshalb sind die Beilngrieser Einzelhändler auch froh, dass sie trotz der Widrigkeiten wegen der Pandemie keine Mitarbeiter entlassen mussten. Schließlich habe deren Kompetenz gerade bei den momentan nicht einfachen Rahmenbedingungen wohl einen besonderen Stellenwert.

DK