Neuburg
Einweihung fernab vom Objekt

Schülerübernachtungsheim übergeben - Projekt bleibt wahrscheinlich unter veranschlagten Kosten

20.11.2020 | Stand 25.11.2020, 3:34 Uhr
Das Übernachtungshaus in der Monheimer Straße ist bereits in Betrieb. −Foto: S. Hofmann

60 Zimmer, eben so viele Nasszellen und 121 Betten - das neue Lehrlingswohnheim des Landkreises kann sich wirklich sehen lassen. In nicht einmal zwei Jahren hat der Kreis dieses Projekt aus dem Boden gestampft. Und wenn alles gut läuft, dann bleibt es in der Endabrechnung sogar unter der Kostenrechnung von 8,5 Millionen Euro. Am Donnerstag wurde nun offiziell der Schlüssel für die Einrichtung in der Monheimer Straße in Neuburg übergeben, auch wenn der Betrieb dort schon läuft.

Der Corona-Pandemie ist es geschuldet, dass es keine richtige Einweihungsfeier und auch keine Eröffnung am Objekt selbst gab. Stattdessen warfen Verwaltung, Objektplaner und Dienstleister bei der 4. Sitzung des Bauausschusses des Neuburg-Schrobenhausener Kreistages am Donnerstag einen Blick zurück. Dazu gewährte Architekt Wolfgang Obel in seinem - gewohnt rührigen - Vortrag nicht nur mit zahlreichen Fotos Einblick in das Schülerübernachtungsheim. "Sie haben uns ja fast einen Grundkurs der Baubranche gegeben", meinte Kreisrat Reinhard Reißner (CSU).

Obel erinnerte an den Spatenstich am 15. November 2018 und rief auch noch mal die drei verschiedenen Varianten, die in der Planungsphase diskutiert worden waren, in Erinnerung. Dann kam er zum eigentlichen Objekt und begann, wie sich das beim Hausbau gehört, mit dem Fundament, rief die Besonderheiten bei der Errichtung der Ziegelwände hervor, referierte über das Alugleitbügeldach und hob die Lüftungssysteme aller Fenster hervor. Diese sorgen nicht nur beständig für Frischluft, sondern sollen auch besonders beim Energiesparen helfen. Unter jedem Fenster kreuzen sich nämlich Kalt- und Warmluftstrom und mittels eines Wärmetauschers wird im Winter die kalte Luft von außen erwärmt. Obel sprach dabei von einem Wirkungsgrad zwischen 75 und 80 Prozent, der eine enorme Ersparnis bei den Heizkosten bringen kann.

Was die Ausstattung im Gebäudeinneren betrifft, so ist alles auf hohe Belastbarkeit und Langlebigkeit ausgelegt. Die Böden bestehen zumeist aus robusten Linoleum, im Bettenbereich der Zimmer sind die Wände beschichtet, damit beim Verrücken der Möbel kein Abrieb an der Wand entsteht. Besonders sind auch die Nasszellen, auf die Architekt Obel und Guido Büttner, als Geschäftsführer des Kreisjugendrings (KJR) quasi Chefbetreiber der Einrichtung, sehr stolz sind. "Früher hatten wir Gemeinschaftsduschen, jetzt hat jedes Zimmer eine eigene", so Büttner. "Das kennen die Jugendlichen in Neuburg gar nicht." Die Nasszellen waren als Fertigelemente in den Bau eingezogen. Sie sind komplett aus Beton gegossen, was bei der Reinigung einige Vorteile bringt, da es an den Wänden keine Fugen gibt. Die Böden hingegen wurden nach Einbau der Elemente gefliest.

Herzstück des Schülerübernachtungsheimes ist zweifellos die Mensa. Diese ist ein halbes Stockwerk weiter in den Boden versenkt, wodurch eine größere Raumhöhe als in den herkömmlichen Zimmern entsteht, was dem hohen Personenaufkommen Rechnung trägt. Dort können bis zu 350 Essen täglich ausgegeben werden. Dazu hat das Haus eine Aufbereitungsküche, das Essen kommt fertig portioniert und gefroren in der Monheimer Straße an. Wie Büttner berichtete, komme man in der Mensa so langsam in Tritt. Nicht nur die Schüler der Berufsschule nutzen seinen Worten zufolge das Essensangebot, auch Lehrer zählen zu den Kunden. "Die Zahlen gehen hoch. Die Essenportionen könnten noch ein bisschen größer sein", scherzte Büttner.

Überhaupt hatte der KJR-Chef viel Positives aus den Anfangstagen der neuen Einrichtung zu berichten. "Es ist fantastisch, wenn man bedenkt, wo wir herkommen", sagte er auf die Container-Lösung. Der Kreisjugendring hat seinen Worten zufolge eine "tollen Sozialraum" mit Flipper, Kicker, Fernseher und Playstation eingerichtet, in dem sich die Übernachtungsgäste treffen können. Zudem hat jedes Zimmer einen Fernseher - und diese erleichtern sogar die Kommunikation. "Wir haben ein Hotelsystem installiert. Vom Büro aus können wir Informationen auf jeden Fernseher bringen, wenn es sein muss", berichtete Büttner.

Erfreulich ist die Aussicht, dass der Kreis sich Geld sparen könnte. Wie Architekt Obel den Ausschussmitgliedern berichtete, liege derzeit eine Prognose von geringeren Ausgaben zwischen zwei und drei Prozent vor. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass uns das Übernachtungsheim zwischen 150000 und 170000 Euro günstiger kommt", so Obel. Landrat Peter von der Grün (FW) meinte dazu, dass man solche Nachrichten natürlich besonders gern höre. Der Kreischef sprach von einer rentierlichen Investition, da Übernachtungen und Schulbesuche wieder Geld in die Kreiskassen bringen.

Ausschussmitglied Reißner zeigte sich glücklich, dass "wir an diesem Punkt nun angekommen sind". Er sprach Markus Laumer, Hoch- und Tiefbauchef des Landratsamts, ein großes Kompliment aus, da dieser viel Überzeugungsarbeit geleistet habe, so dass dieses Projekt überhaupt erst in dieser Variante in Angriff genommen wurde. Reißner erinnerte, wie zuvor Architekt Obel, daran, dass das Gebäude jederzeit um ein Stockwerk erweiterbar gebaut ist. "Ich war sehr enttäuscht, dass sich die Stadt Neuburg aus städtebaulichen Gründen dagegen gestemmt hat, dass wir gleich mit drei Stockwerken bauen." Das Übernachtungshaus könne in den Ferien vielen Touristen eine Anlaufstelle bieten und sei deshalb ein großer Schritt nach vorne für Neuburg.

Matthias Enghuber (CSU) zeigte sich froh, dass man mit dem KJR einen bewährten Partner als Betreiber der Einrichtung behalten hat. "Er hat schon immer großartiges geleistet." Enghuber wollte auch wissen, was mit den Containern, die nun ausgedient hätten, passiert. "Können wir das Hässliche Entlein, wie die Container vom KJR ja scherzhaft getauft wurden, bald entfernen? Dann würde man unser neues schönes Heim auch von der Straße aus sehen", so der Landtagsabgeordnete. Landrat von der Grün gab im öffentlichen Teil der Sitzung darauf keine konkrete Antwort. "Es gibt schon Diskussionen, was mit den Containern passiert", so der Kreischef.

DKSebastian Hofmann