Neuburg
Eintritt ins Reich der technischen Phantasie

Markus Jordan zeigt sein "Labor" im Neuburger Fletz - Zugang zu zeitgenössischer Kunst

20.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:56 Uhr
Der Fletz im Rathaus enthält seltsame Konstruktionen. Gäste dürfen sie interaktiv erkunden. −Foto: Rein

Neuburg (r) Ein kotzendes Pferdeskelett, ein schepperndes Luftklavier und eine pfeifende Lungenmaschine - was soll das?

Der Ingolstädter Künstler Markus Jordan überlässt die Antwort dem Betrachter. Letzterer findet im Neuburger Rathausfletz seltsame Gerätschaften, geheimnisvoll inszeniert, handwerklich gekonnt zusammengebaut und nutzlos in der Anwendung.

"Stimmt nicht", kontert Bildhauer Richard Gruber zur Eröffnung der Ausstellung "Das Labor - Retrofuturistische Visionen". Die Arbeiten von Markus Jordan strotzen vor Phantasie und Einfallsreichtum, "es sind Objekte zum Nachdenken, Entspannen und zum sich fallen lassen".

Seine Materialien holt sich der Kunsthandwerker und Bühnentechniker des Stadttheaters Ingolstadt gerne von Flohmärkten, Wertstoffhöfen und Schrottplätzen, um ihnen "neues Leben einzuhauchen", wie er sagt. Das gelingt ihm zweifelsohne technisch perfekt, mit viel Humor und thematischen Überraschungen. Der Besucher darf die bunte Sprudelsäule "Vulkania" mit dem Fußpedal sprudeln lassen, ins Stereokaleidoskop blicken und den Oktaeder mit dem Joystick in Bewegung setzen. Man darf Schalter und Knöpfe drücken und sich von Effekten überraschen lassen. Mit Licht, Farben und Strukturen experimentiert der Konstrukteurs-Künstler seit 15 Jahren in seinem Ingolstädter Atelier.

Ins Zentrum der Neuburger Ausstellung setzt Markus Jordan seine Maschine "Metropolis", eine Hommage an den genialen Regisseur Fritz Lang (1890-1976). Die fragwürdige Erschaffung des Maschinenmenschens erhalte heute mit dem Thema künstliche Intelligenz wieder Aktualität, findet der Künstler. Dass seine Konstruktionen gelegentlich auch in Frage gestellt werden ("gehört in den Abfallcontainer"), hält er für normal: "Kunst muss nicht gefallen. "

Da sieht auch Kathrin Jacobs so. Die Kulturamtsleiterin wollte Jordans "Labor" als letzte Ausstellung vor ihrem Weggang unbedingt im Rathausfletz haben. Sie zeige außergewöhnliche Werke und vermittle Besuchern vielleicht auch Zugang zu zeitgenössischer Kunst. Richard Gruber beendete seine Einführung mit der Feststellung, es handle sich "um die außergewöhnlichste und perfekteste Installation, die jemals im Rathausfletz zu sehen war".

Die Ausstellung geht bis zum 16. Juni und ist donnerstags und freitags von 17 bis 19 Uhr sowie am Wochenende von 11 bis 19 Uhr geöffnet.