Riedenburg
Eintauchen in die Geschichte Riedenburgs

Vier verschiedene Stadtführungen geben Einblick in die Vergangenheit der Dreiburgenstadt

15.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:15 Uhr
Die Fäden für die Stadtführungen laufen bei Tourist-Info-Leiterin Tanja Roithmeier zusammen. Sie bespricht etwa mit Wilfried Frahm vom Touristik-Verein, der die Nachtwächtertour anbietet, anstehende Termine. −Foto: Schmied

Bei vier verschiedenen Stadtführungen können Interessierte die Geschichte Riedenburgs erleben - mal aus historischer, mal aus kulinarischer Sicht, begleitet von einem Nachtwächter oder einer Kräuterhexe. Die Touren sind erfolgreich. Dennoch ist die Tourist-Info auf der Suche nach neuen Stadtführern.

Riedenburg (DK) Es ist schon ein illustres Volk, das sich da tummelt, im beschaulichen Riedenburg. Gewandet wandeln die Frauen und Männer durch die Gassen, sind entweder auf der Flucht vor der Stadtwache, weil Unwissende sie der Hexerei bezichtigen, oder in einem gar adeligen Auftrag unterwegs oder auch, um die Nachtruhe in der Dreiburgenstadt vor allzu gesprächigen Waschweibern zu schützen. Wie dem auch sei - eines haben Kräuterfrau Gretel, Landgraf Otto II. von Stefling, Burgvogt Gunther der Gebartete oder Nachtwächter Gustl gemeinsam: Die Geschichte Riedenburgs liegt ihnen im Blut. Kein noch so gut gehütetes Geheimnis entzieht sich ihrer Kenntnis und von der Lust, ihr Wissen darum zu teilen, können sich Neugierige bei einer der vier verschiedenen Stadtführungen in Riedenburg überzeugen.

Die Touren erfreuen sich großer Beliebtheit. Allein im vergangenen Jahr machten sich 461 Menschen auf den Weg, um mehr über die Dreiburgenstadt zu erfahren. "Der Klassiker ist dabei die historische Stadtführung", sagt Tanja Roithmeier. Bei der Leiterin der Riedenburger Tourist-Info laufen die Fäden zusammen, sie koordiniert die Touren und bringt Stadtführer und Teilnehmer zusammen. Die historische Stadtführung gab es 2018 insgesamt 18-mal. Sie wird während der Tourismussaison montags um 18 Uhr angeboten, dauert etwa eine Stunde und kostet zwei Euro pro Person. Der Termin habe sich bewährt: "Die Tour findet direkt nach der Gästebegrüßung statt. Für Urlauber, die am Wochenende oder am Montag anreisen, ist diese Kombination eine gute Möglichkeit, erste Eindrücke zu sammeln", sagt sie. Als Stadtführer fungieren Josef Amann als Landgraf Otto II. und Günther Wagner als Burgvogt vom Verein Historisches Riedenburg, der Erlös aus den Touren wird gespendet, so Roithmeier. Wenn er es möglich machen kann, geleitet auch Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU) als Burggraf Heinrich III. von Riedenburg Wissensdurstige durch die Stadt.

Die Führung "Mit Hexe Gretel durch das sagenhafte Riedenburg" gibt es seit 2016. Edith Hecker weihte im Vorjahr 95 Frauen und Männer in allerlei Sagen und Anekdoten rund um die Dreiburgenstadt ein. Die 90-minütige Tour findet dienstags ab 21 Uhr statt und kostet zehn Euro pro Person. "Edith Hecker ist mit Leib und Seele dabei", weiß Roithmeier. Und so hält sie nicht nur als historisch gewandete Figur allerlei Schmackhaftes in ihrem Korb bereit, sondern leitet auch die Kulinarische Stadtführung (freitags, 16 bis 20 Uhr, 25 Euro pro Person inklusive Getränk und Menü). 2018 nahmen 82 Personen teil, 2017 sogar 115.

Wie viel Zulauf die Touren in der jeweils aktuellen Saison haben werden, lasse sich schwer sagen. "In einem Jahr boomt eine Führung, im nächsten nicht. Das ist spannend, denn die Werbung bleibt immer gleich", sagt Roithmeier und verrät, dass der Organisationsaufwand gerade bei der Kulinariktour am meisten Zeit in Anspruch nehme. Schließlich gilt es, die vier Stationen mit den örtlichen Gastronomen abzustimmen. "Wir wollen es immer möglich machen, da wird schon mal improvisiert. Wichtig ist aber, dass die Teilnehmer das nicht merken, sondern ihren Aufenthalt genießen können", betont sie. Die Zusammenarbeit, versichert Roithmeier, läuft sowohl mit der Gastronomie als auch mit den Stadtführern Hand in Hand. "Wir pflegen ein gutes Miteinander."

Während die historische, die sagenhafte und die kulinarische Stadtführung - außer auf Anfrage - nur während der Tourismussaison stattfinden, dreht Nachtwächter Gustl ganzjährig seine Runden durch Riedenburgs Gassen. Wilfried Frahm vom Touristik-Verein verkörpert den schwarz gewandeten Hüter der gesitteten Verhältnisse, wenn sich die Dämmerung über die Dreiburgenstadt neigt. Mittwochs von 21 bis 22.30 Uhr zieht er mit seinem Gesindel los, im Winter schon ab 20 Uhr, Teilnehmer zahlen fünf Euro. 155 Personen verteilt auf zwölf Termine waren 2018 dabei.

Mit von der Partie ist eine Darstellerin, die eine Kräuterhexe, ein Waschweib und eine Fischerin verkörpert und an verschiedenen Stellen auftaucht. Auch Musik beinhaltet die Tour. "Leider kann die Musikerin, die bisher dabei war, nicht mehr mitmachen", sagt Frahm. Er ist nun auf der Suche nach jemandem, der Lust hat, einen klangvollen Beitrag zur Tour zu leisten - vielleicht mit einer Ziehharmonika. "Geige wäre auch toll", überlegt Frahm. Die Stadtführung sei so getaktet, dass derjenige gegen 22.30 Uhr an der Schiffsanlegestelle sein und nur kurz bleiben müsste. Auch für sich selbst sucht er einen Nachfolger als Nachtwächter. "Ich selbst würde dann den Tod spielen, ich wüsste schon genau wie", meint Frahm mit einem Augenzwinkern. Wer Interesse hat, kann sich bei ihm unter Telefon (09442) 1203 melden.

Nachwuchs wäre auch bei der historischen Stadtführung nötig, betont Roithmeier. "Wir suchen händeringend - auch ein Burgfräulein ist denkbar", appelliert sie an alle, die Lust haben, die Geschichte Riedenburgs lebendig werden zu lassen. "Es gibt ein Skript, auf das man sich stützen kann. Sinnvoll wäre auch, dass man einen erfahrenen Stadtführer ein paar Mal begleitet, falls es Nachfragen gibt", beschreibt sie die Marschrichtung. Eine angemessene Gewandung werde gestellt, auch ein Titel darf nicht fehlen. "Wir kündigen an, mit welcher historischen Figur die Leute unterwegs sein werden." Wer Interesse hat, kann sich entweder bei Günther Wagner im Rathaus unter Telefon (09442) 918114 oder auch bei Roithmeier unter (09442) 905000 melden. "Wir freuen uns auf Engagierte jeden Alters. Denn es wäre sehr schade, wenn es keinen mehr gibt, der unsere Geschichte erzählen kann und davon, was Riedenburg ausmacht", so Roithmeier.
 

Kathrin Schmied