Ohlangen
Einsturz nicht ausgeschlossen

Sanierung der Ohlangener Friedhofsmauer hat sich verzögert - Start der Bauarbeiten steht bevor

21.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:55 Uhr
Der Bereich der Mauer an der Ortsstraße trägt noch seinen Bewuchs, weil er erst im nächsten Jahr saniert werden soll. −Foto: Karch

Ohlangen - Ein Ende des Wartens ist in Sicht. Oder erst einmal ein Anfang der dringend notwendigen Sanierungsarbeiten an der Friedhofsmauer in Ohlangen. Die sollten eigentlich schon im September beginnen, wurden aber um einige Wochen verschoben, weil im Vorfeld noch einige Fragen zu klären waren.

Die Mauer, die Kirche und Friedhof in einem Oval umgibt, weist große Schäden auf, die zum Teil durch eindringende Feuchtigkeit, zum Teil auch durch den Untergrund aus gering tragfähigem, bindigem Boden verursacht worden sind. Im Bereich zur Ortsstraße hin ist auch die Standfestigkeit nicht mehr hundertprozentig gegeben. Seit Kurzem ist die Mauer auch in der Denkmalliste verzeichnet, in der zuvor nur die Chorturmkirche, die bereits im 14. Jahrhundert entstanden und im 16. Jahrhundert erweitert worden ist, aufgelistet war. Erste Bauten zur Festigung und Unterfangung des Grundes gehen wohl schon auf diese Zeit zurück. Der Mauerzug aus Jurakalk-Bruchsteinen wird auf das 18. und 19. Jahrhundertdatiert.

Dass die Mauer dringend saniert werden muss, ist nichts Neues, sondern ist schon seit etlichen Jahren nicht zu übersehen. Nach verschiedenen Begehungen mit dem Landesamt für Denkmalpflege sollten im Herbst jetzt Nägel mit Köpfen gemacht werden. Mitte September haben die Ohlangener auch bereits im oberen Bereich den Bewuchs von der Mauer entfernt, damit die Bauarbeiter gleich loslegen können.

Bevor die aber anfangen dürfen, Bereiche rund um die Mauer freizulegen, muss erst ein Archäologe hinzugezogen werden. Das hat das Landratsamt Roth als Untere Denkmalschutzbehörde in seinem Bescheid festgeschrieben. "Ein ganz normales Verfahren bei Kirchenmauern", versichert Martin Danninger von der Unteren Denkmalschutzbehörde. Schließlich sei der Bereich um die Kirche und damit der Friedhof als Bodendenkmal kartiert. Mit mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Befunden sei zu rechnen.

Ein Archäologe für diese Arbeiten ist jetzt gefunden, wie der Bautechniker Markus Niebler vom planenden Büro Wolfrum informiert. Der wird nun ein Auge darauf haben, wenn zur Unterfangung der Wand gegraben werden muss. Und er wird auch entscheiden, ob er als Archäologe die Arbeiten weiter begleiten muss. In dieser Woche steht noch einmal ein Termin mit dem Landesamt für Denkmalpflege an, bei dem noch einige Fragen abgestimmt werden müssen. Das Landesamt muss auch die Musterflächen absegnen, die von der Mauer und der Abdeckung angefertigt werden müssen. Die amtlichen Denkmalpfleger wollten ursprünglich keine betonierte Abdeckung, sondern eine Abdeckung mit Betonformplatten oder eine Bepflanzung der Mauerkrone. Ihre Befürchtung: Durch das Betonieren würde eine "sehr sterile und einheitliche Oberfläche entstehen". Dem hält Markus Niebler entgegen, dass man auch die Oberflächen von Beton ganz verschieden gestalten könne.

"In zwei bis drei Wochen", so schätzt Niebler, der die Sanierung als Bauleiter begleiten wird, wird dann auf der oberen Seite mit den Bauarbeiten begonnen. Ursprünglich sollte die Mauer an der Ortsstraße zuerst angepackt werden, doch muss für die Arbeiten an dieser Seite die Straße halbseitig gesperrt werden. In der Böschung sollen nämlich drei kleine Stahlbetonstützen errichtet werden, die helfen, das Gewicht der Mauer zu tragen. Eine Straßensperrung ist derzeit aber nicht möglich, weil durch Ohlangen auch ein Teil der Umleitung der Baustelle im Thalmässinger Ortskern läuft.

Im November und Dezember soll dann gebaut werden - so lange es die Witterung erlaubt. Die große Maßnahme an der Straße ist dann im nächsten Jahr an der Reihe.

Sonja Lesch von der Kirchenverwaltung ist jedenfalls froh, wenn die Sanierung endlich losgeht. "Wir tun schon seit über zehn Jahren deshalb rum. Kein Pfarrer hat das so richtig angeschoben." Erst Pfarrer Josef Schierl habe das Projekt jetzt angepackt und vorangetrieben. In den vergangenen Monaten habe sie mit Sorge beobachtet, dass die Platten, die auf dem Friedhof verlegt seien, immer weiter auseinanderdriften. "Die Erdbewegung kann man deutlich sehen. Wenn wir nochmal zehn Jahre warten, liegt die Mauer mitsamt den Gräbern auf der Straße."

Dass die Standsicherheit der Mauer zumindest in Teilbereichen gefährdet ist, hat auch das Ingenieurbüro in seinem Gutachten geschrieben. Es schließt auch nicht aus, dass Teile der Mauer ohne Vorankündigung einstürzen können.

HK

Andrea Karch