Heideck
Einst beherbergte Heideck acht Brauereien

Obrigkeit verlangte von privaten Betrieben lange das sogenannte Kesselgeld

30.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:21 Uhr

Die Heidecker Brauerei zur Post hielt sich von den insgesamt acht Betrieben am längsten - Foto: Wechsler

Heideck (HK) Das Brauereirecht lag einst in den Händen der Obrigkeit. So auch die ersten Brauhäuser Heidecks, das Rote Brauhaus und später das Weiße Brauhaus.

Das Rote Brauhaus, auch das Alte Brauhaus genannt, lag nahe der Stadtmauer, wohl im Bereich des oberen Tores am sogenannten Ehrenfriedhaus. Zwischen 1585 und 1593 fasste die Neuburger Regierung den Beschluss, das Weiße Brauhaus anzubauen und 1620 wurde eine Giebelmauer als zusätzlicher Brandschutz eingefügt. Danach sprach man nur mehr vom Großen und vom Kleinen Brauhaus.

Der 1659 von Heidecker Bürgern an die Neuburger Regierung vorgetragene Wunsch, eigene Brauhäuser errichten zu dürfen, wurde zurückgewiesen. Somit mussten weiterhin die Brauer im städtischen Brauhaus ihr Bier brauen und dafür Kesselgeld bezahlen. Doch auch noch Jahre später konnten trotz Baugenehmigungen wegen der hohen Brandschutzauflagen und des hohen Kesselgeldes keine privaten Brauhäuser gebaut werden. Erst 1798 verkaufte die Regierung ihre Heidecker Brauhäuser an Private. Diese waren aber in so schlechtem Zustand, dass sie abgebrochen werden mussten. Neue Brauereien wurden errichtet und zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Heideck schließlich acht Brauereien, die bis auf eine noch namentlich bekannt sind.

Bevor jedoch das Bier ausgeschenkt werden durfte, musste es der amtliche, vom Rat bestellte Schätzer, auf seine Güte prüfen – das sogenannte kiesen. Wer ohne vorhergegangene Prüfung Bier ausschenkte, musste vier Pfund Buße zahlen.

Von auswärts angeliefertes Bier wurde teurer verkauft als das einheimische. Dabei war das Sommerbier billiger, als das Winterbier, das länger lagern musste und etwas stärker war. Das Sommerbier durfte aber erst angezapft werden, wenn kein Winterbier mehr vorhanden war. Vor und während der Sonntagspredigt durften Bierfässer nicht in die Wirtshäuser geschleift werden, da der Lärm der Holzschlitten auf dem Pflaster andächtige Kirchgänger hätte belästigen können.

Die erste private Brauerei dürfte die 1785 (also noch bevor die Regierung ihre Brauhäuser verkaufte) gegründete Brauerei „Zum Lindwurm“ gewesen sein, die Carl Wurm von 1870 bis 1898 und Josef Wurm bis 1945 betrieb. Daneben stand die Brauerei von Karl Wurm (heute Anwesen Hueber), die 1910 geschlossen wurde.

Nach einem alten Brauereiverzeichnis bestand die Brauerei von Markus Wechsler nur drei Jahre, von 1882 bis 1885. Kurz auch das Bestehen der Brauerei Lorenz Fischer von 1886 bis 1900 und der Brauerei Schleich, von 1870 bis 1876, die dann Mathäus Schmidt bis 1885 weiter betrieb. Erst unter Ludwig Gerbl wurde sie 1893 endgültig geschlossen. Vier Besitzer hatte die 1870 gegründete Brauerei Schirmbeck, die dieser bis 1876 führte. Es folgten Dominikus Herzog bis 1885, dann Stephan Sedlmaier bis 1890 und Matthias Niesslein bis zum Jahr 1895.

Noch bis 1966 bestanden hat die Brauerei Barth, die 1824 gegründet wurde und die Johann Barth von 1882 bis 1925 betrieb. Ihm folgte Lorenz Barth bis 1942, dann Walburga Barth bis 1950 und schließlich Hans Schneider bis 1966. Das zur Brauerei gehörige Gasthaus ist noch heute ein imposanter Sandsteinbau, der allerdings derzeit nicht mehr gastronomisch genutzt wird.

Am längsten überstand die Brauerei zur Post. Von ihr dürften noch mehrere Aschenbecher und Bierkrüge in privaten Haushalten vorhanden sein. Gegründet wurde sie 1853 und von 1882 bis 1885 braute Sebastian Huber. Es folgte Franz Huber bis 1906, dann Georg Huber bis 1909, schließlich Franz Huber bis 1920. Bis 1946 betrieb Franz Stengl die Brauerei zur Post und unter Georg Huber schloss sie 1970 endgültig die Tore. Bis zur letzten Stunde hat das Gasthaus zum Erlengrund von dieser Brauerei ihr Bier bezogen. Dann wurden andere Brauereien so leistungsstark, dass Kleinbrauereien nicht mithalten konnten.

Bis zum großen Brand in der Hauptstraße 1898 gab es neben dem Gasthaus zur Post mit Brauerei auch noch das Gasthaus „Zum roten Hahn“, den Hahnenwirt, mit eigener Brauerei. Der frühere Besitzer des Hahnenwirts kaufte nach dem Brand das Anwesen des Gasthauses zur Post und legte beide Betriebe zusammen. Im früheren Brauhaus der Brauerei zur Post sind nach 1970 Wohnungen eingerichtet worden. Beide Brauereien hatten eigene Sommerkeller. Der „Hahnenwirtskeller“ am Fußweg zum Kreuzweg und weiter nach Rudletzholz, ist heute noch gut erhalten. Der Sommerkeller der ehemaligen Brauerei „Zur Post“ liegt nahe der Straße nach Selingstadt und ist noch erhalten, aber nicht mehr begehbar.

1997 blühte das Brauereiwesen in Heideck noch einmal für kurze Zeit auf. Der Braumeister Helmut Sauernhammer richtete im Gasthaus zum Lindwurm eine kleine Brauerei ein, in der er vier Jahre lang Bier braute. Unter anderem setzte er bei den damals stattfindenden Dampfzugfahrten auf der Gredl einen besonderen Sud für ein eigenes „Gredldampfbier“ an, das reißenden Absatz fand. 2001 stellte er jedoch den Betrieb wieder ein. Noch heute weist auf der Giebelfassade ein Schriftzug auf die jüngere Heidecker Brautradition.