Einsatz verpasst - Ein Kommentar von Christian Fahn

06.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:24 Uhr
Auf Testfahrt: Im Sommer 2017 war eine Garnitur des neuen Regionalzugs mit einer Lok der Baureihe "Emil Zatopek" zwischen Ingolstadt und Nürnberg unterwegs. −Foto: Fahn

Das Unterfangen ist kläglich gescheitert: Die Bahn wollte mit einer Bestellung beim tschechischen Hersteller Skoda Transportation die Abhängigkeit von den westeuropäischen Lokherstellern abschütteln, doch die neuen Regionalzüge fahren bis heute, dreieinhalb Jahre nach dem geplanten Start, noch nicht.

Die Frage, wo die Fehler liegen, lässt sich nicht klar beantworten. Bahn und Skoda schweigen zu den Hintergründen. Allerdings steht fest, dass die Anforderung an die neuen Züge extrem hoch waren: Regionalzüge brauchen breite Türen, damit die Fahrgäste schnell aus- und einsteigen können, trotzdem müssen die Züge den extremen Druck aushalten, wenn sie im Tunnel einem ICE begegnen. Aus diesem Grund müssen auch die Doppelstocksteuerwagen stabil laufen, damit sie im Tunnel nicht von den Gleisen gedrückt werden. Ein Lastenheft, das nicht im Vorbeigehen abzuarbeiten ist.

Es ist von Skoda durchaus blauäugig, den Auftrag mit einer Vorlaufzeit von nur drei Jahren von der Konstruktion bis zum Betriebseinsatz anzunehmen. Die Konkurrenz hatte sich das nicht zugetraut. Davon hat allerdings der Fahrgast bei der Bahn nichts. Er reist immer noch in Zügen aus dem vergangenen Jahrhundert. Und auch wenn Skoda den Fuß bis heute nicht in den westeuropäischen Markt gebracht hat: Die klassische Bahnindustrie in Westeuropa ist eine ausstrebende Spezies. Gerade wurde der Lokhersteller Vossloh nach China verkauft. Wie lange sich die Großen noch halten können, ist fraglich: Chinesische Hersteller machen bei Bahngesellschaften in der EU immer häufiger das Rennen.