Schillwitzhausen
Einnerung an eine längst vergessene Burg

Bei Schillwitzhausen entdeckte Schüssel aus dem 13./14. Jahrhundert jetzt restauriert

22.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:22 Uhr
Christian Eisenmann, auf dessen Grundstück es zu dem Fund kam, mit der restaurierten Schüssel. Im Hintergrund ist der Graben der ehemaligen Burg Schillwitzhausen zu sehen. −Foto: Foto: Heimbucher

Schillwitzhausen (zur) Gut Ding will manchmal Weile haben.

Dies gilt gerade in der Archäologie, wo von der Sichtung von Funden über deren Sicherung und Bestimmung bis zur Restaurierung oft Jahre vergehen. So auch im Falle von Keramikfragmenten, die die Geisenfelderin Marianne Heimbucher 2011 in Schillwitzhausen entdeckt hatte. Dank einer Spende des Nürnberger Geschäftsmannes Fritz Neuser konnte sie eine wohl aus dem 13./14. Jahrhundert stammende Schüssel jetzt restaurieren.

Das für den Laien eher unscheinbare Bruchstück ist vor allem für den Fachmann interessant. Wie in Band 152 der Denkmalpflege-Informationen nachzulesen, ist es ein Beweis dafür, "wie unerlässlich die Aufmerksamkeit interessierter Bürger vor Ort (. . . ) nach wie vor ist". Denn ohne die Amateurarchäologin und Kulturpreisträgerin Heimbucher hätte man diese und andere "Scherben" gar nicht erst gefunden.

Zum besseren Verständnis muss man ein gutes Stück zurückgehen in der Geschichte des Ortes Schillwitzhausen. Etwa in der Mitte des 12. Jahrhunderts errichteten hier die Angehörigen des Ministerialgeschlechts der Schillwatzen oder Schillbatzen am südlichen Rand des heutigen Ortsteils eine kleine, von einem Wassergraben umgebene Burg. Bereits 1418 sind Burgfried, Palas und weitere Gebäude dokumentiert. Als das Geschlecht 1484 ausstarb, ging der Besitz an die Wittelsbacher über und wurde in der Folge dem Pfleggericht Vohburg zugeschlagen. Nach und nach verschwanden die Gebäude. Im Kartenmaterial aus dem Jahre 1810 ist das 25 mal 35 Meter große Burgareal nur noch als unbebaute Fläche geführt. Dort wo einst die Burgkapelle stand, erhebt sich heute die im 17. Jahrhundert erbaute St. Nikolauskirche.

Im Jahr 2011 stand auf dem südlichen Burgareal ein Neubau durch die Familie Eisenmann an. Erste Sichtungen des Areals brachten damals nur Schuttauffüllungen zutage, was die Vermutung nahelegte, mittelalterliche Kulturschichten seien bereits abgetragen. Bauvorgreifende archäologische Befundungen gab es daher keine. Und genau hier kommt Marianne Heimbucher ins Spiel, die nach dem Aushub der Baugrube die Erddeponie untersucht. Nach ersten Funden und deren Bewertung bekommt sie von Archäologen Gerd Riedel sowie Vertretern des Historischen Vereins Ingolstadt wie Lars Pertzel, Brigitte und Friedrich Bauschulte Unterstützung. Ein Messerchen, Kienspäne, Gefäßkeramiken, Holz- und Metallobjekte sowie Tierknochen werden zutage gefördert, gesichert und bestimmt. Die nähere Begutachtung der handwerklichen Arbeiten, die wohl in der Region hergestellt wurden legt - unter anderem wegen des hohen Anteils an Silberglimmer in den Keramiken - eine Datierung ins 13./14. Jahrhundert nahe. Teile von Becherkacheln passen zu dieser zeitlichen Einordnung und belegen anschaulich, dass die Burg damals bereits über die Möglichkeit verfügte, Räume mittels Kachelöfen zu beheizen.

Spätestens dank der wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die den Funden folgten, gehört der Burgstall Schillwitzhausen nun nicht mehr zum weißen Fleck auf der Landkarte vergleichbarer regionaler Anlagen. Noch 1925 hatte sie nicht einmal Hermann Witz, der den "vergessenen Burgen" im Gebiet zwischen Ingolstadt und Ainau einen Aufsatz widmete, erwähnt.

Die restaurierte Schüssel soll demnächst der Öffentlichkeit präsentiert werden und mit weiteren archäologischen Zeugnissen einen dauerhaften Platz im Alten Rathaus finden.