Roth
Einmannorchester

Multiinstrumentalist Martin Kälber gibt in der Kulturfabrik den Alleinunterhalter de Luxe

12.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:50 Uhr

Auf musikalische Weltreise geht Multiinstrumentalist Martin Kälberer im Foyer der Kulturfabrik. - Foto: Klier

Roth (mkl) Ein Sammelsurium exotischer Instrumente steht auf der Bühne, die im Foyer der Kulturfabrik in Roth aufgebaut ist. Überschaubar ist der Kreis der Zuhörer, die sich zur musikalischen Weltreise des Multiinstrumentalisten Martin Kälberer eingefunden haben. Dieser Künstler ist schon als kongenialer Partner von Willy Astor, Wolfgang Ambros, Werner Schmidbauer und etlichen anderen aufgetreten und hat an der Musik für über 50 Kinofilme mitgewirkt.

Neben den akustischen Instrumenten ist einiges elektronisches Equipment versammelt, denn das benötigt Kälberer, um in Looptechnik ein ganzes Orchester auftreten zu lassen. Dazu sampelt er der Reihe nach Rhythmus- und Melodieinstrumente, um sie dann in einer Art Endlosschleife (Loop) abzuspielen. Hinzu gesellt sich in exzellenter Spieltechnik das E-Piano. Geheimnisvoll sphärisch verwandelt erklingt dazu seine Stimme. „Vocalise“ nennt sich sein Gesang, gewissermaßen ein Lied ohne Worte, das nur mit Vokalen gesungen wird. Als Alleinunterhalter könnte man ihn bezeichnen, wenn nicht seine Musik viel weiter oben angesiedelt wäre.

Bereits 1989 hatte sein Bruder Oliver aus Norwegen Fotografien mitgebracht. Rund 20 Jahre hatte es gedauert, bis sich Martin Kälberer ans „Vertonen“ dieser Bilder gemacht hat. Seine CD „Between the horizon“ gibt einen eindrucksvollen Beweis dafür ab. Unter diesem Titel steht auch der Abend in der Kulturfabrik. Allerdings, so Kälberer, entwickele er sich musikalisch ständig weiter, finde neue Klangfarben und Arrangements. So entfernt er sich immer mehr vom Original. „Eine unglaubliche Werbung für die CD“, gesteht er schelmisch. Überhaupt geizt der bescheiden wirkende Künstler nicht mit selbstironischen und witzigen Bemerkungen, wenn er seine Erläuterungen zu den Kompositionen und Instrumenten gibt. „Kein Wok, sondern ein Hang“, kündigt er das nächste, in Bern erfundene Instrument an. Es sind zwei zusammengeklebte Halbkugeln aus Stahlblech, deren Klang an eine Steel Pan erinnert. Auf Bernerdeutsch heißt die Hand ,„Hang“ und da das Instrument mit den bloßen Händen gespielt wird, hat es so seinen Namen erhalten. Erstaunlich, welche Tonvielfalt Kälberer dieser relativ einfachen Konstruktion entlocken kann. Auf einer Reise mit dem Segelschiff auf dem Nordatlantik ist die Idee zu einer weiteren Komposition entstanden, im „Zustand des Ausgeliefertseins an die Elemente“. Neben den Perkussionsinstrumenten spielt ein Vibrandoneon, eine „Melodica für Erwachsene“, mit gekrümmtem Anblasrohr, die Melodie.

Gerade auch beim folgenden „Klangfarbenmuster“ ist Kälberer gleichzeitig Musiker und Tonmeister, der ständig eine Vielzahl von Reglern, Tasten und Knöpfen betätigen, Piano spielen und seine Stimme einsetzen muss, um diese Klangvielfalt zu produzieren. Dazu sind weder ein riesiges Regiepult noch ständig wechselnde Lichteffekte nötig.

„Praktisch für den Transport“ ist die Schlitztrommel, eigentlich ein Xylofon, bei dem die Klangstäbe nicht herausfallen können. Aber auch ohne alle Elektronik ist Kälberer ein Meister des Pianospiels, etwa dann, wenn er „Grünes Licht“ mit Bossa-Nova-Anklängen interpretiert.

Für Gruselfilme hat man früher das mit einem Geigenbogen gestrichene Waterphone eingesetzt und die entstehenden Töne sind in der Tat gruselig. Aber nach und nach gesellt sich auf elektronische Weise fast das gesamte Instrumentarium hinzu. Auch eine Quietschente gibt ihr Bestes. Zusammen mit dem meisterlichen Pianospiel beherrscht wieder ein ganzes imaginäres Orchester die Bühne und das in einem „Stück, das keines ist“.

Ein vielstimmiges bedauerndes „Ohh!“ ist zu hören, als Kälberer den letzten Titel ankündigt, „Egbert“, eine Hommage an einen brasilianischen Pianisten gleichen Namens.

Natürlich fordert das begeisterte Publikum Zugaben. Mit einer elegischen Weise, einfühlsam auf dem Piano interpretiert, beendet Martin Kälberer diesen beeindruckenden musikalischen Abend.