Laibstadt
Einmaliges Rathaus für das kleine Dorf

13.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:25 Uhr

Das Rathaus stand im besonderen Interesse bei der Führung durch Laibstadt mit dem Heimatvereinsvorsitzenden Norbert Herler - Foto: Herler

Laibstadt (HK) Zum ersten Mal gab es beim Tag des offenen Denkmals auch im geschichtsträchtigen, 900 Jahre alten Laibstadt eine Veranstaltung. Rund 30 Personen waren gekommen, um den Heimatvereinsvorsitzenden Norbert Herler ins 19. Jahrhundert zu begleiten.

Herler hatte bei der Führung zwei historische Utensilien dabei: die ehemalige Gemeindeschelle, mit der er symbolisch die Leute zusammenläutete, und den alten Kirchenspieß von Kaspar Eigner, mit dem noch bis in die 1950er Jahre die Kirchenwache während des Sonntagsgottesdiensts durchs Dorf spaziert war.

Hauptaugenmerk galt jedoch der Pfarrkirche, der Schule und dem alten Rathaus, allesamt Bauten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. „Sie haben alle drei gleiche Eigenschaften“, so Herler. „Sie sind alle aus dem gelblich-weißen Laibstädter Sandstein errichtet worden, sie haben alle drei ein Schieferdach und sie haben alle sogenannte Lisenen.“ Der bei Laibstadt Richtung Aberzhausen und beim Sommerkeller gebrochene Sandstein sei gerade um 1900 aufgrund seiner Robustheit und der leichten Abbaueigenschaften sehr geschätzt gewesen. Schiefer habe es nach dem 1870er Krieg gegen Frankreich zudem genug gegeben, denn mit diesem Material seien damals nach der Niederlage Reparationszahlungen getätigt worden.

„Lisenen kamen in der Neugotik wieder in Mode, nachdem sie bereits in der römischen und byzantinischen Architektur sowie während der Romanik häufig verwendet worden sind“, führte der Heimatforscher aus. Diese Mauervorsprünge ohne jeden statischen Nutzen würden nur der Wandgliederung dienen.

Nach der kurzen Kirchenführung war es eine echte Überraschung, dass sich die Familie Knaller bereit erklärte, einen Blick in die alten Schulräume werfen zu lassen. Vor allem für die älteren Laibstädter, die hier noch zur Schule gegangen waren, war es ein besonderes Erlebnis hier nach vielen Jahren wieder hereinschauen zu können.

Höhepunkt des Tages war jedoch das Rathaus. Es war ein langer Weg, bis man sich 1877 in Laibstadt zum Bau des Gemeindehauses entschlossen hatte. „Vor allem der starke Handel mit Hopfen, Getreide, Stroh und Vieh war der Auslöser, bei der Regierung um die Erlaubnis anzufragen, mit dem Bierpfennig eine Art Sondersteuer erheben zu dürfen.“

Schmunzelnd bemerkte Herler, dass die Laibstädter wohl schon damals gerne dem Gerstensaft zugesprochen und die die Männer gegenüber ihren Frauen ein gutes Argument für den Wirtshausgang gehabt hätten. „Jedenfalls war 1882 so viel Geld beisammen, dass das Rathaus mit Waage, Feuerwehrgeräteraum, Versammlungssaal, Standesamt und Registratur gebaut werden konnte.“ So war ein einmaliges Gebäude entstanden, welches in einem Dorf vergleichbarer Größe wohl nirgends mehr zu finden ist. Im Rathaus konnten dann noch etliche Pläne und Schriften über Kirchen-, Schul- und Rathausbau eingesehen werden, ehe die rund eineinhalbstündige Veranstaltung mit einem rundum positiven Resümee beendet wurde.