Lenting
Einmal Uruguay–Lenting und zurück

Mit 78 Jahren besuchte Elisa Hornreich erstmals Deutschland, die Heimat ihrer Eltern

09.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:56 Uhr

In der Heimat ihrer Eltern: Elisa Hornreich aus Uruguay (von links) mit ihrer Cousine Elisabeth Weber aus Lenting und ihrer Enkelin Cecilia Ramos sowie deren Sohn Bautista und deren Mann Sergio Tarallo am Ingolstädter Wochenmarkt - Foto: Eberl

Lenting (DK) Bei Frauen soll man ja nicht übers Alter sprechen. In diesem Fall muss man es aber tun. 78 Jahre musste Elisa Hornreich werden, um die Heimat ihrer Vorfahren zu sehen. Jetzt war die gebürtige Uruguayerin in der Region zu Besuch, denn ihr Vater stammte aus Lenting, ihre Mutter aus Hepberg.

Es waren verschlungene Pfade, auf denen die Familienzusammenführung nach langem Hin und Her doch noch zustande kam. Hornreichs Enkelin Cecilia Ramos und Anita Ertel, die Tochter von Hornreichs in Lenting lebender Cousine Elisabeth Weber, haben letztlich die einzelnen Puzzleteile richtig zusammengefügt, damit das Treffen möglich wurde.

Basierend auf einem Briefwechsel aus den 1980er Jahren, den Ramos gefunden hatte, nach mehreren E-Mails, die Ertel zuerst als Spam abtat, weil ihr der Name Ramos nichts sagte, und nach einigen vergeblichen Anrufen bei Weber, die mangels ausreichender Englisch- oder Spanischkenntnisse nichts damit anfangen konnte, kamen Ramos und Ertel doch noch zusammen – und Hornreich nach Bayern.

Schon nach einer einstündigen Stadtführung durch die Ingolstädter Altstadt am Samstagvormittag – sie war erst am Vorabend in Lenting und erst am Mittwoch überhaupt in Deutschland angekommen – war die 78-Jährige begeistert. „So viele Kirchen“, sagte sie in sehr passablem Deutsch, obwohl sie nie zuvor ihren Fuß auf deutschen Boden gesetzt hatte. Denn ihre Eltern waren bereits 1921 nach Uruguay ausgewandert, als sie noch längst nicht geboren war. Sie habe „Deutsch gelernt, aber wieder verlernt“, sagte sie bescheiden. Denn sie habe zunehmend „Bayerisch und Spanisch vermischt“.

Bei einem Paar Würstl am Wochenmarkt schwärmt sie weiter von der Heimat ihrer Eltern. „Deutschland ist schöner, als ich es mir vorgestellt habe – und viel größer.“ Besonders die alten Giebelhäuser haben es Hornreich angetan, denn solche gebe es in dem südamerikanischen Land nicht.

Noch wichtiger war aber das Schwelgen in Erinnerungen, weshalb die Reisegruppe auch Ingolstadt schnell wieder den Rücken kehrte, um bei Elisabeth Weber in Lenting bei Kaffee und Kuchen alte Dokumente zu sichten. Denn viel Zeit blieb Hornreich dort ohnehin nicht. Bereits am Samstagabend war die Weiterreise nach München geplant, von wo es nach Berlin, Köln und schließlich Paris geht, ehe am 21. August die Rückreise nach Uruguay ansteht.

Für Elisa Hornreich mit vielen neuen Eindrücken und einem Bild der Heimat ihrer Eltern vor Augen.