Greding
Einmal Mittelalter – und zurück, bitte!

Kinder auf den Spuren der Bajuwaren – Archäologisches Museum Greding bietet tolle Einblicke

14.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:21 Uhr

Am Grab der fünf Krieger lauschen die Kinder gespannt den Erzählungen von Melanie Maday (4.v.l) und haben jede Menge Fragen zum Leben der Bajuwaren vor rund 1300 Jahren - Foto: Neue

Greding (HK) Eine spannende Zeitreise in das frühe Mittelalter haben 13 Kinder am Mittwoch in Greding erlebt. Mit dem Ferienprogramm besuchten sie das Archäologiemuseum.

Die Reise beginnt im Kernstück des Museums, der Installation eines bei Großhöbing entdeckten Fürstengrabes mit fünf rekonstruierten Kriegern im Zentrum. „Die schauen alle so echt aus, richtig cool!“, sagt der zwölfjährige Peter aus Greding begeistert. Anschaulich erklärt die Museumspädagogin Melanie Maday aus Abenberg, anhand eines ausgeklappten Meterstabes: „Jeder Zentimeter ist so viel wie 10 Jahre. Bei Null ist Jesus Christus geboren und hier leben wir heute“, sagt sie, während sie mit dem Finger auf das Ende des zwei Meter langen Stabes zeigt. „Was glaubt ihr denn, aus welcher Zeit unsere Krieger hier kommen“ Die Kinder rufen willkürlich ihre Antworten von 1800, über 1400 bis 500 in den Raum. Dann löst Maday das Rätsel und zeigt auf dem Meterstab die 70-Zentimeter-Marke an: „Um 700 haben diese Männer ungefähr gelebt, das ist schon ganz ganz lange her“, erklärt sie, „da gab es noch keine Autos oder Fahrräder.“ Auf die Frage, wie die Männer wohl gestorben sein könnten antwortet der kleine Florian (8) aus Gaulnhofen bestimmt: „Die haben im Kampf einfach nicht so gut aufgepasst.“

Als nächstes dürfen die Kinder auch den Kleidungsstil der Bajuwaren am eigenen Leib erleben. „Das ist kein Kleid“, entgegnet Maday dem skeptischen Blick von Tobias (9) aus Untermässing und drückt ihm die weiße Fürstentunika in die Hand. „Das haben auch die Männer getragen.“ Schnell hat Tobias Gefallen an seiner Rolle als Anführer gefunden und möchte die Tunika am liebsten gar nicht mehr ausziehen: „Ich würde gern noch länger der Fürst sein“, wünscht er sich. Weiter geht es in den nächsten Raum des Museums. Dort ist eine Fürstin im edlen Gewand ausgestellt. Die Kinder begutachten den Schmuck und die Grabbeigaben der Frauen und Mädchen in den Glaskästen. „Wie haben die denn damals ihre Ohrlöcher gestochen“, interessiert sich Felicitas (9) aus Österberg und ist wenig begeistert als Melanie Maday erklärt, dass sie diese damals mit einer ganz normalen Nadel durchgestochen wurden. Im nächsten Raum ist „Höbi“, ein Krieger der ersten Generation ausgestellt. Dessen Skelett war eines der ersten, das bei den Ausgrabungen an der ICE-Trasse 1996 freigelegt wurde. Er war mit Waffen und einer Wegzehr – Schweinerippen und Schäufele – begraben. „Das war wahrscheinlich sein Lieblingsessen“, vermutet Melanie Maday. „Seht ihr, wie er da steht, mit seinen Waffen und seinem breiten Gürtel? Früher waren die Männer auch schon so Angeber“, scherzt sie und die Kinder lachen. Daraufhin äußert Hannes (6) aus Hausen einen schlimmen Verdacht: „Wurden die Menschen hierfür alle ausgestopft“, fragt er verwundert. Mit einem kleinen Grinsen im Gesicht beruhigt ihn Maday: „Nein, das sind alles nur Puppen.“ Zum Schluss fragt sich Florian noch, was die Leute denn damals so gegessen hätten. „Hauptsächlich Obst und Getreide, Fleisch gab es selten“, erklärt Maday. „Aber die Jungs haben auch öfter Süßigkeiten bekommen als die Mädchen. Weiß jemand, woran das liegt“ Die Freunde Felix (7) und Tim (9) aus Österberg sind sich einig: „Weil die viel fleißiger waren“, weiß Tim. „Und weil's einfach besser warn“, fügt Felix schelmisch an.

Zum Abschluss ihrer Reise durch das Mittelalter dürfen die Kinder noch einen Lederbeutel und ein Freundschaftsamulett basteln. „Ich bin froh, dass ich heute leben darf und nicht wie die Kinder früher auf dem Feld arbeiten muss“, findet Simon (9) aus Hausen. Sein Bruder Alexander (5) stimmt ihm zu: „Heute kann man viel mehr spielen.“ Auch Kilian (11) aus Untermässing vertritt diese Meinung: „Die haben damals zwar schon ganz cool gelebt, aber heute gibt es Handys, das ist noch cooler.“

Die neunjährige Judith aus Hausen hat eine ganz neue Erkenntnis gesammelt: „Da gehe ich ja doch lieber in die Schule, als jeden Tag auf dem Feld zu arbeiten.“ Auch Constantin (7) aus Österberg ist froh, nicht damals gelebt haben zu müssen und hat seinen ganz eigenen Grund dafür gefunden: „Das Essen“, sagt er, „das ist heute einfach viel besser.“