Schrobenhausen
Einmal Löwe, immer Löwe

31.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:01 Uhr
Da war die Welt noch (halbwegs) in Ordnung: Der Schrobenhausener Löwen-Fan Alexander Stümpfle drang einmal bis zum Löwen-Investor Hasan Ismaik persönlich vor, da gab es standesgemäß eine schicke Zigarre. Zurzeit ist nur noch Asche da. −Foto: privat

Schrobenhausen (jsp/mpy) Das war ein Satz mit X: Die Löwen sind nur noch drittklassig – das lässt auch viele, viele Fußballfans im Schrobenhausener Land nicht kalt.

Michael Koppold, Spielerberater, der auch Löwen-Akteure unter Vertrag hat. „Ich war live dabei, es war sehr deprimierend, so etwas Schlechtes habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Wenn man ein Relegationsspiel wie ein Freundschaftsspiel angeht – da fehlen mir die Worte. Das tut schon sehr weh! Ich gehe davon aus, dass so gut wie die ganze Mannschaft den Verein verlassen wird.“ Ob Investor Hasan Ismaik bleibt? „Das ist noch nicht raus.“

Alexander Stümpfle, Schrobenhausener Unternehmer und seit 40 Jahren Löwen-Fan. Vor einer Weile hatte er noch bei Facebook ein Bild von sich und Investor Hasan Ismaik gepostet – wie sie freundschaftlich einem Spiel zuschauten. Gestern postete er das Bild erneut und kassierte dafür jede Menge Likes. Am Tag danach hatte er den ersten Schock über den Abstieg aber schon überwunden: „Ich bin natürlich traurig, aber nach 40 Jahren als Löwenfan ist man auch leiderprobt. Als alter Optimist sehe ich jetzt die Chance für einen kompletten Neuanfang. Weil: ELIL – Einmal Löwe immer Löwe“

Franz-Josef Mayer aus Schrobenhausen ist Löwen-Fan seit 1963. Er sagt: „Mich hat irritiert, dass Herr Ismaik das ganze Jahr über große Worte von einem eigenen neuen 60er-Stadion gemacht hat, die aktuellen Probleme in der Liga wurden beiseitegeschoben. Das ging bis zu Aussperrung der Presse wegen unangenehmer Fragen. Das Fiasko begann zur Saison-Halbzeit, da hat der Verein seine Seele verkauft. Man holte Spieler aus fernen Ländern, während die Kämpfer und Identifikationsfiguren der letzten Saison – Mauersberger, Adlung – nicht mal auf der Bank saßen. Dann ein Geschäftsführer aus England! Des Weiteren ein Trainer aus Portugal, der die Liga nicht kannte, und nicht weiß, dass man in einem Fußballspiel mehr als ein Tor schießen darf – 17 Tore in 17 Spielen! Ich habe seit dem 1:1 gegen Sandhausen mit dem Abstieg gerechnet; wie kann man auf 1:0-Halten spielen, wenn man die dafür nötigen Abwehrspieler gar nicht hat, anstatt auf ein zweites Tor zu gehen? Ich fürchte, hier geht’s nicht um einen Abstieg in die dritte Liga, sondern um das Ende eines großen Vereins.“

„Ich kann es ganz kurz machen“, sagt Hubert Hecht, Edel-Fan aus Langenmosen mit reichlich Galgenhumor: „Ein Fußballspiel hat’s da nicht zu sehen gegeben.“ Er war drin, im Stadion, in dem Block, in dem randaliert wurde. „Das war in genau einer Reihe, man konnte aber nichts dagegen machen, weil man gar nicht an sie rankam.“ Wie es mit dem Verein weitergeht? „Ich denke nicht, dass unser Herr Investor weiter Geld reinsteckt. Man denkt sich manchmal, dass man schon ganz unten ist, ich fürchte, es geht noch weiter runter. Diese ganze Sache gehört eigentlich ins Fernsehen. Jeden Tag eine Stunde. So eine Soap kann man nicht erfinden.“

Florian Flicker, der Spielertrainer vom BC Aresing – gerade selbst Meister geworden und aufgestiegen – ist seit 20 Jahren Löwen-Fan. „Es sind schwere Tage für mich. Aber das Ergebnis zeigt nur die zu erwartende Entwicklung der vergangenen Jahre“, sagt er. „Die Löwen haben bisher immer Glück gehabt, nun war das Glück eben mal aufgebraucht. Ein Neuaufbau des Vereins wäre gut. Dazu könnte die dritte Liga gut genutzt werden, wenn der Verein mehr auf Spieler setzen würde, die aus den eigenen Reihen kommen, und auf konsequente Jugendarbeit. Aber ein Neuaufbau kann nur mit Identifikationsfiguren gelingen. Dazu zählen für mich Löwen-Urgesteine wie Thomas Häßler und Torben Hoffmann, die lange bei 1860 gespielt haben und quasi für die Löwen leben. Dass sich der Frust der Fans über die Entwicklung irgendwie entladen musste, habe ich schon kommen sehen. Ich war selber im Stadion beim Relegationsrückspiel: Was für mich ein absolutes No-Go ist, ist die Randale im Stadion. Das geht überhaupt nicht.“