Neuburg
"Einige werden nicht zufrieden sein"

Kreisvorsitzender Reinhold Mießl über die Möglichkeiten, die Saison sauber abzuschließen

20.04.2021 | Stand 17.06.2021, 3:34 Uhr
Auf den neuen Paragrafen 93 ist Tobias Narr, Abwehrspieler und Fußballabteilungsleiter des SV Klingsmoos (links), nicht gut zu sprechen. Käme er zur Anwendung, wäre Klingsmoos, das auf den 2. Tabellenplatz zu finden ist, die Chance auf den Aufstieg verwehrt. An diesem Projekt arbeiten Verein und Mannschaft bereits seit zwei Jahren hin. −Foto: S. Hofmann

Neuburg - Die Situation ist vertrackt: Es ist kaum vorstellbar, dass die Fußballsaison 2019/21 weitergeführt wird, doch vor dem Schritt, den offiziellen Spielabbruch zu erklären, scheut der Bayerische Fußball-Verband noch zurück.

Das werde vor dem 9. Mai auch nicht geschehen, ist der schwäbische Kreisvorsitzende Reinhold Mießl sicher. Die Regierung hat die Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie vorerst bis 9. Mai verlängert. Angenommen, ab diesem Zeitpunkt würden die Spielfelder wieder freigegeben, stünden den Vereinen drei Wochen Vorbereitungszeit zu. "Dann sind wir Anfang Juni, um die Meisterschaft wieder aufzunehmen, und dann werden wir nicht fertig", rechnet Mießl vor. Wobei sowieso völlig offen ist, ob ab dem 9. Mai der Lockdown nicht noch in die Verlängerung geht.

Andererseits könne nicht völlig ausgeschlossen werden, dass vor dem 9. Mai noch Öffnungsschritte für den Fußball möglich sein könnten, so unwahrscheinlich das aus klingen mag. Eine solche Blöße - den vorschnellen Abbruch - wird sich der BFV nicht geben.

Wie dem auch sei: Die Saison müsse abgeschlossen werden, sagt Mießl. Die Frage ist nur, auf welche Weise. Knackpunkt ist der neue Paragraf 93: Er sieht im Falle des Saisonabbruchs Auf- und Abstiege nach einer Quotientenregelung vor, aber keine Relegation. Dagegen gibt es massive Kritik mancher Vereine, die anregen, auf einen Abstieg zu verzichten und dafür größere Ligen in Kauf nehmen würden.

Aber da schüttelt der Kreisvorsitzende den Kopf. "Dass das kommen wird, glaube ich persönlich nicht. Wir würden dann Probleme bekommen. " Große Ligen seien nicht durchspielbar, lauten seine Bedenken. Und das vor dem Hintergrund, dass die Pandemie auch in der Saison 2021/22 nicht ausgestanden sein wird.

In höheren Ligen seien Spieltage unter der Woche machbar, führt Mießl aus. Jedoch nicht bei den unteren Ligen. "Ich bekomme doch jetzt schon Anrufe, wenn ich ein Nachholspiel an einem Werktag ansetze. " Genau das wäre aber die Konsequenz, wenn die Ligen zahlenmäßig aufgestockt würden: zahlreiche Begegnungen an Wochentagen.

Falls der Verband dennoch Abstiege vermeiden möchte, müsste man nach Mießls Ansicht auf alternative Spielformen zurückgreifen: etwa eine Vorrunde und danach eine Abstiegs- und Aufstiegsrunde zu spielen. "Das muss alles in die Überlegungen einfließen. Noch größere Ligen als wir bisher schon haben, sind jedenfalls nicht machbar. "

Eine Wertung muss es aber geben, um die Saison sauber abschließen zu können. Alles auf Null zu drehen und die neue Saison so beginnen zu lassen, als ob es die Saison 2019/21 nie gegeben hätte, kommt nicht infrage. "Das können wir nicht machen, nachdem drei viertel der Spiele bereits ausgetragen sind", verdeutlicht Reinhold Mießl und weist auf ein wichtiges Detail hin: "Das Aufstiegsrecht ist in der Satzung festgeschrieben. "

Damit richtet sich der Fokus auf den Paragrafen 93. "Wenn der rechtlich haltbar ist - das steht gerade zur Prüfung - wird es ohne Wenn und Aber Auf- und Abstiege geben", ist sich der Kreisvorsitzende sicher. Das werde nicht ohne Härten abgehen, weiß Mießl recht gut. und verweist als Beispiel auf die B-Klasse Neuburg. Hier hatte man entschieden, dass es aus dieser Klasse zwei Aufsteiger geben solle. Unangefochten liegt Bertholdsheim an der Spitze. Auf dem 2. Platz der Tabelle ist Berg im Gau II zu finden; an dritter Stelle Burgheim II mit einem Punkt Abstand und zwei Spielen weniger. Laut aktueller Tabelle würde Berg im Gau aufsteigen, nach der Quotientenregelung aber Burgheim.

In ihrer Haltung sind - bei vergleichbarer Situation - die Vereine durchaus gespalten. Der VfR Neuburg steht in der Landesliste auf Platz zwei und könnte sich über die Relegation Hoffnungen auf den Aufstieg mache. Dennoch erklärt Chefcoach Alexander Egen, dass er den Saisonabbruch befürwortet, um Planungssicherheit zu bekommen und sich auf die neue Saison konzentrieren zu können.

Anders der SV Klingsmoos. Die Elf belegt ebenfalls den zweiten Platz - in der Kreisklasse Neuburg. "Unser klares Ziel war es aufzusteigen", erklärt Abteilungsleiter Tobias Narr. "Jetzt stehen wir knapp hinter dem Ersten und werden abgestraft. Wir haben zwei Jahre investiert, uns den Relegationsplatz erarbeitet und werden abgestraft. Das ist für uns sehr bitter", fasst Narr zusammen. Ganz hat er die Hoffnung nicht verloren. "Die Modalitäten stehen noch nicht fest. Wir hoffen, die Chance für den Aufstieg zu bekommen", erklärt der Abteilungsleiter weiter. "Persönlich gehe ich davon aber nicht aus. "

"Einige werden nicht zufrieden sein", greift Reinhold Mießl den Faden wieder auf. Er ist aber auch überzeugt: "Wenn der Verband eine Umfrage startet, wird sich der Großteil der Vereine für einen sauberen Abschluss aussprechen. " Und damit wohl für den Paragrafen 93, wenn er denn gerichtlich Bestand hat.

DK