Eingekeilte Grüne

Kommentar

26.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:09 Uhr

Nüchtern betrachtet hätten sich die Grünen diesen Parteitag sparen können. Schließlich sollten die Delegierten eigentlich über etwas abstimmen, das gar nicht mehr zur Debatte stand. Ja, wären die Jamaika-Sondierer zu einem Ergebnis gekommen, hätten sie sich mit CDU, CSU und FDP auf den Entwurf eines Koalitionsvertrags geeinigt, dann wären die Fetzen geflogen.

Dann wären die Unterhändler ordentlich gegrillt worden. Ein "atmender Rahmen" für Flüchtlinge? Der wäre der Parteispitze vielleicht um die Ohren geflogen.

Eine Ahnung davon gab der Antrag aus Berlin-Kreuzberg, mit dem festgestellt werden sollte, dass Jamaika vier Jahre Stillstand bedeutet hätte. Ausgerechnet der Altfundi Jürgen Trittin, der das Comeback des Jahres hingelegt hat, sorgte mit einem engagierten Beitrag dafür, dass die Mini-Revolte krachend scheiterte. Nein, an solchen Misstönen herrschte an der Basis kein Bedarf. Und bei der von sich selbst berauschten Parteispitze auch nicht.

Dabei werden die kommenden Jahre, sollte eine "GroKo" zustande kommen, alles andere als komfortabel. Die Grünen werden in der Opposition eingekeilt sein zwischen der AfD, der Linken und der FDP Christian Lindners, des alten und neuen Lieblingsfeindes. Dass Trittin für die kleinste Parlamentspartei die Oppositionsführerschaft beansprucht, mutet drollig an, zeigt aber, wie sehr sich die Partei ihres Dilemmas bewusst ist.

Umso mehr wird es darauf ankommen, dass sich die Grünen personell klug aufstellen. Cem Özdemir zum Beispiel will nicht wieder für den Parteivorsitz antreten. Die Grünen allerdings wären schlecht beraten, wenn sie auf seine Talente verzichten und sich dort lieber von Anton Hofreiter oder Simone Peter vertreten lassen würden. Es wird daher Zeit, das Fundi-Realo-Kästchendenken zu überwinden.