Einfach "spitze"

15.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:14 Uhr

Wie stellt sich Deutschland und die Welt wohl uns Eichstätter vor?

Sparsam, fleißig, sportlich on top und, natürlich, katholisch. Wie ich als Burgherr, der schon mal in fürstbischöflichen Diensten stand und Stadt und Leute in- und auswendig kennt, zu dieser Einschätzung komme, liegt auf der Hand. Schließlich erreicht uns Jahr für Jahr eine Top-Meldung nach der anderen, in der wir auf irgendeiner Rankingliste einen Spitzenplatz einnehmen - noch dazu sind wir momentan in der besten Liga (regional) die Besten sind.

Ob mit den Arbeitslosenzahlen oder mit der Verschuldung der privaten Haushalte: Eichstätt hat die wenigsten. In dem Fall ist nämlich weniger mehr, sprich besser. Das haben wir erst in dieser Woche wieder schwarz auf weiß attestiert bekommen. Also gilt bei uns: nix mit Konsumrausch, Einkaufstrips nach London oder New York, mit Yachten und Schampagner mit Erdbeeren aus Dubai. Für uns heißt es eher wie im Schwabenland "schaffe, schaffe Häusle bauen, und net nach de Mädle schauen. . . " .

Gerade Letzteres verlangt uns Eichstättern schon eine gehörige Portion an Kasteiung ab. Zählt unsere kleine Stadt an der Altmühl doch zu den Spitzenreitern, wenn es um die Zukunftsfähigkeit geht: Wir sind die Stadt mit dem höchsten Anteil an jungen Frauen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Noch ein Spitzenwert. Den wir aber links liegen lassen. Schließlich sind wir gestählt durch kirchliche Feiertage, Männerkongregation und 40-stündige Gebete.

Dass wir aber auch mal fünfe gerade sein lassen, dann und wann so richtige Gaudiburschen und Gaudimädels sein und über die Stränge schlagen können, das wird jetzt erst allmählich der großen weiten Welt bekannt. Immerhin haben wir es in diesem Jahr schon mehrmals ins überregionale, ja deutschlandweite Fernsehen geschafft: einmal mit unserer Mega-Ampel an der Schlagbrücke (Deutschlands wirklich allerdümmste Kreuzung) oder mit dem angedachten Verbot, auf der Altmühl als Stehpaddler unterwegs zu sein. Denn während wir zum Schutz der Umwelt und der Fischbestände den Horden lärmender und feiernder Abschiedsjunggesellen und -gesellinen und anderen Massen ihr Vergnügen auf Deutschlands trägstem Fluss nicht nehmen wollen, treten wir der durch vereinzelt aufpaddelnde Stand-up-Paddler drohenden Gefahr energisch entgegen. Das nenne ich konsequent.

Es dürfte nicht lange dauern, bis wir Eichstätter erneut für Aufsehen auf dem Globus sorgen werden und damit beste Voraussetzungen schaffen, auch auf der Liste der lustigsten Streiche ganz weit vorne zu landen. Durch unseren neuen barrierefreien Bahnhof nämlich. Das Werk, das muss gesagt werden, ist gelungen - mal abgesehen von der kleinen Stolperschwelle. Mal ganz abgesehen davon, dass es bei der Barrierefreiheit drei Kilometer weiter am "Hauptbahnhof" heißt: kein Anschluss.

Auf die neue Spitzen-Top-Stellung freut sich schon. . .
Ihr Schlossleutnant
Lorenz Krach