Ingolstadt (DK) Die Freiluftkinosaison zieht auch dieses Jahr wieder zahlreiche Besucher in den Turm Baur am Brückenkopf.
Und das trotz mancher Regentage, wie Veranstalterin Jeanette Mengele jetzt, nach knapp drei Wochen Kino Open Air, in einer Zwischenbilanz sagt. Am Samstag steht mit "Der Junge muss an die frische Luft" eine deutsche Filmkomödie auf dem Spielplan. Mehrere Hundert Zuschauer sind dabei.
Das Publikum ist für alle Eventualitäten gerüstet: Einige haben sich ein Sitzkissen unter den Arm geklemmt, andere führen Decken im Gepäck, falls es am späteren Abend doch abkühlen sollte. Gegen 20 Uhr ist das bei Weitem nicht der Fall. Um die 20 Grad hat es in Ingolstadt, auch wenn der verhangene Himmel anderes vermuten lässt und immer wieder warnend ein paar Regentropfen in die Schanz hinabschickt. Es zeigt sich aber erneut, dass graue Wolken wahre Kinofans vom Filme gucken unter freiem (wenn auch überdachtem) Himmel nicht abhalten können. Plötzlich strömen sie herbei und hauchen dem lauschigen Plätzchen unter mächtigen Kastanienbäumen allenthalben gut gelaunt Leben ein. Die meisten kommen in fester Freizeitkleidung, eine junge Frau sticht gar durch ihre elegante Abendgarderobe hervor, die annehmen lässt, dass der Kinoabend für sie nicht der einzige Anlass des Abends ist.
Noch gut eine Stunde, bis es richtig dunkel ist und der Film beginnt. Der Biergarten lädt inzwischen viele Besucher zum Verweilen ein. Dort sitzt Jung und Alt gemischt in Gruppen mit Freunden und Kollegen oder dem Partner zusammen, unterhält sich, einen Becher Bier oder ein scharfes Chili vor sich auf dem Tisch stehend. Man will sich noch mal stärken, bevor es mit dem kleinen Hape Kerkeling auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle geht, wenn dieser - hervorragend dargestellt von Jungschauspieler Julius Weckauf, wie viele Zuschauer bemerken - aus seiner bewegten Kindheit im Ruhrgebiet erzählt: der Auftakt zu einer Bilderbuchkarriere im deutschen Entertainment, verpackt in ein gefühlsseliges Familiendrama mit vielen heiteren Momenten. Dass sich "draußen" die paar Tropfen mittlerweile immer wieder zu ordentlichen Schauern formieren, bekommt das Publikum kaum mit. Wie bestellt, verzieht sich der Regen rechtzeitig zur Pause aber wieder.
Im Publikum sitzen Angelika und Heinz aus Ingolstadt. "Wir kennen Kerkeling aus dem Fernsehen, haben die Vorschau gesehen und hoffen nun auf einen lustigen Film", sagen die Dauerbesucher des Kino Open Air, die heuer bereits das achte Mal hier sind. Ihnen gefalle die "Wahnsinns-Location" am Turm Baur. "Es ist einfach anders als in einem geschlossenen Kino", so Angelika. Schlechtes Wetter schrecke sie nicht ab. "Dafür gibt es ja Decken und den wunderbaren Kaffee hier", sagt Heinz, der zugleich das freundliche Personal hervorhebt. Petra aus Gaimersheim wird von drei Freundinnen begleitet. "Ja! ", rufen sie unisono auf die Frage, ob sie eingefleischte Kinofans seien. "Wir gehen gerne, aber nicht so oft. Auf den Film sind wir gespannt, weil er gute Kritiken erhalten hat", sagt Petra. "Das Freilichtkino ist einfach toll und wertvoll für die Region", findet eine ihrer Begleiterinnen.
Iris und Karl aus Reichertshofen schätzen an Hape Kerkeling, dass er so wandelbar sei. "Ich fand ihn am besten als Königin Beatrix", sagt Karl, der die Monarchin in Amsterdam sogar einmal live gesehen habe, wie er verrät. Ins Kino gingen beide "gelegentlich", wie sie sagen. "Heuer sind wir das erste Mal hier, sonst immer wieder einmal. " Bernadette und Andreas kommen "grundsätzlich immer gerne hierher", sagen sie. "Ich bin dieses Jahr das zweite Mal hier, davor aber jetzt ein paar Mal nicht", so Andreas. Die Filme begännen doch recht spät oder man habe einfach keine Zeit, findet er. Bernadette gefällt der Platz: "Schön, dass er durch das Kino Open Air so toll zur Geltung kommt", sagt sie.
"Bis jetzt läuft es toll, wir sind zufrieden", sagt Veranstalterin Mengele und freut sich über etliche ausverkaufte Abende, wie etwa "A Star is born" und "Bohemian Rhapsody". Sie erinnert sich begeistert: "Beim Queen-Film hat es wie aus Kübeln geschüttet, und die Leute saßen in Regenjacken vorne in den Liegestühlen. " Auch die Konzerte mit Austria 4+ seien "wunderschön" gewesen. "Das Publikum hat an der Bühne getanzt. " Hier dürften sich die Ingolstädter auf eine Wiederholung im nächsten Jahr freuen. Dass der Samstag so gut besucht ist, sei wohl dem Film zu verdanken, glaubt sie. Komödien stünden eben weit oben in der Gunst der Zuschauer.
Michael Brandl
