"Einen Ort der Aufklärung schaffen"

04.08.2009 | Stand 03.12.2020, 4:45 Uhr

Pfaffenhofen (bti) Kein Denkmal auf dem Platz, sondern der Platz als Denkmal: Andreas Sobeck, Bildhauer und künstlerischer Berater der Stadt, sieht die Fläche hinter der Kirche als zu schaffende Raumskulptur, gewidmet der Toleranz, der Einkehr und der Besinnung. Bereits vor etlichen Jahren beschloss der Stadtrat, dass auf dem Platz einmal ein Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus stehen soll.

Andreas Sobeck und Landschaftsarchitekt Heinz Kindhammer stellten in der letzten Ratssitzung skizzenhafte Entwürfe für eine mögliche Gestaltung des Platzes vor, die vom Rat durchweg sehr positiv aufgenommen wurden.

Bereits vor 30 Jahren schuf Sobeck in München ein Denkmal, das an die Verbrechen des Nazi-Regimes erinnert – eine Stele mit einer Flamme – und ist derzeit damit beauftragt, das Umfeld des Mahnmals umzugestalten: "Heute würde man so etwas anders machen. Betroffenheit erreicht man nicht, indem man etwas hinstellt – man muss einen Ort der Aufklärung schaffen."

Um die stattliche Höhe der Betonmauer zur Kellerstraße zu lindern, die Rückseite der Garagen zu kaschieren und den Platz zu formulieren, schlagen Sobeck und Kindhammer eine schlichte Säulenpergola vor, die an einen Kreuzgang erinnert. Texte, ob im Boden eingelassen, an der Wand oder auf den Säulen, erreichten mehr als eine Allerweltsskulptur, betonte Sobeck: "Für die jetzige Generation ist die Zeit des Nationalsozialismus Geschichte – da geht es auch um Information und Impulse."

In die Neugestaltung mit einbeziehen möchte man auch die Treppe zur Kellerstraße: "Ein sehr reizvoller Winkel, den so manche Stadt gerne hätte. Das ist auch eine Sache der Beleuchtung". Und aus der kleinen Fläche direkt hinter dem Haus der Begegnung könnte ein Lesehof der Stadtbücherei werden: "Wenn heute eine Bücherei neu geplant wird, ist immer ein Lesehof dabei." Es gehe nicht darum, Leute auszusperren, doch sprach sich Sobeck dafür aus, den nicht einseh- und kontrollierbaren Platz hinter der Kirche – ein Name soll ebenfalls gefunden werden – über Nacht mit zwei Toren zu schließen: "Sonst wird dort gepennt oder gedealt; es ist leider so, man kennt das überall." Mitmachen wolle er gern, doch grundsätzlich plädierte Andreas Sobeck dafür, eine Gelegenheit zu nutzen: "Wenn ein künstlerisches Potenzial in einer Stadt da ist – und das gibt es ja – sollten sich die Künstler auch im Ort wiederfinden. Da bietet sich ein Wettbewerb an."

Ein Platz, der Stimmung ausstrahlt: Im Gegensatz zu einer Fläche, auf der "irgend etwas Großes steht", fände er den neuen Gedanken sehr ansprechend, erklärte Bürgermeister Thomas Herker und sprach dabei im Namen aller Ratsmitglieder. Die ursprüngliche Intention – ein Denkmal für die jüdischen Mitbürger und die Pfaffenhofener, die im Dritten Reich Widerstand leisteten – dürfe bei der Neugestaltung aber nicht vergessen werden, erklärten Reinhard Haiplik (ödp) und Roland Dörfler (Bündnis 90/Die Grünen). Als "Platz der Ruhe und der Besinnung" könne der von Gebäuden eingerahmte Raum seine ursprüngliche Bestimmung wiederfinden, freute sich Franz Schmuttermayr: "Vor 50 Jahren haben die Schulschwestern dort im ehemaligen Klostergarten mittags ihr Brevier gelesen."