"Einen guten Überblick"

05.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:37 Uhr

Die Sonderausstellung in der Johanniskirche – auch als Appetithappen fürs Stadtmuseum gedacht – zog bis zu ihrem Abbau am vergangenen Montag über 12 000 Besucher an.

Eichstätt (EK) "Nur ein paar Vitrinen vollzuladen – da ist nichts dabei." Ein attraktives Stadtmuseum auf die Beine zu stellen, das sei aber schon ein ganz anderes Kaliber, "das lässt sich nicht aus dem Ärmel schütteln". Deshalb bleibt Albert J. Günther dabei: Ein gutes Stadtmuseum könne erst in fünf Jahren eröffnet werden.

An ihm soll‘s wirklich nicht scheitern, erläutert der Vorsitzende des Historischen Vereins, der je zur Hälfte als Konservator für die Stadt und für den Landkreis arbeitet, im Gespräch mit dem EICHSTÄTTER KURIER: Das Depot im Cobenzlschlössl ist voller einzigartiger und attraktiver Objekte aus der Eichstätter Stadtgeschichte, die derzeit gerade wissenschaftlich inventarisiert werden: "Ich selber weiß schon, wo welche Sachen sind, eine Inventarisierung ist aber Grundvoraussetzung für jede gute Museumsarbeit – personenunabhängig", erklärt Günther; schließlich müsste sich später mal ja auch sein Nachfolger auskennen.

Vor der Sommerpause hatte der Stadtrat wie berichtet beschlossen, dass ein mögliches künftiges Stadtmuseum im Dom-Augusto-Haus am Domplatz Platz finden soll. "Das Haus passt sehr gut", sagt Günther. Wenn nun im Stadtrat der Grundsatzbeschluss gefasst wird, dass hier tatsächlich das Stadtmuseum entstehen soll, dann kann aus Günthers Sicht das auf die Räume abzustimmende Feinkonzept starten, Günther rechnet mit gut 600 Quadratmetern reiner Ausstellungsfläche. Ein Rahmenkonzept hat er schon seit 1999 in der Schublade (siehe Infokasten) – eng abgestimmt mit und gelobt von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, wie Günther erklärt. "Zu all diesen Punkten dieses Konzeptes haben wir auch die nötigen Ausstellungsstücke parat", betont Günther: Die Hälfte der künftigen Exponate käme aus den Beständen des Historischen Vereins, ein Viertel aus dem Besitz der Stadt und ein Viertel von Privatsammlungen. Gerade hier zeigten sich wahre Schätze, schwärmt Günther – mit denen freilich liebevoll und auch diskret umgegangen werden müsse. Allein schon aus den Privatsammlungen ließen sich einzigartige Sonderausstellungen schaffen, die Besucher auch von weither nach Eichstätt zögen: "Es geht darum, das Museum möglichst attraktiv zu gestalten."

Deshalb müssten zum einen die Objekte mit Bedacht ausgewählt werden: "Jedes für sich erzählt ja schon eine eigene Geschichte", meint Günther und erwähnt als Exempel eine noch erhaltene kleine Roggensemmel aus dem Jahre 1819, die an eine Hungersnot erinnert. Zum anderen müssten die verschiedenen Elemente wie Schautafeln, Grafiken, Historische Ansichten, Urkunden und Objekte gut kombiniert werden. "Das soll ja Jung und Alt ansprechen." So stellt sich Günther unter der Rubrik "wer lebt wo" zum Beispiel eine großformatige Stadtkarte vor, in der auf Knopfdruck etwa die Lage der früheren Brauereien, der Handwerker, aber auch der Klöster und ähnliches gezeigt wird: "Da bekommt man dann einen guten Überblick über das historische Eichstätt."

Bei der Präsentation der Bürger könnten dann – um ein anderes Beispiel zu nennen – nicht nur Trachten gezeigt, sondern auch der Eichstätter Dialekt mit seinen Eigenheiten betont werden – inklusive unterhaltsamer Hörbeispiele.

Auch an archäologischen Funden aus dem mittelalterlichen Leben in Eichstätt herrscht kein Mangel: "Da haben wir viele sehr gute Sachen, die wir zeigen können", ebenso wie aus den handwerklichen Bereichen. "Die Webereien zum Beispiel: Das Eichstätter Tuch hatte europaweites Ansehen. Das muss man darstellen und auch den Einheimischen bewusst machen." Für Albert J. Günther steht völlig außer Frage, dass Eichstätt ein Stadtmuseum gut zu Gesicht stehen würde. Nun ist aus seiner Sicht die Politik gefragt. Denn noch völlig offen ist die Frage, wer die Trägerschaft übernimmt und das Ganze finanziert: "Das kostet natürlich auch etwas", sagt Günther und meint damit Ausstattung ebenso wie Unterhalt.