Ingolstadt
Einen anderen Blick wagen

"Side by side": Malerei von Birgit Luxenburger in der Ingolstädter Galerie Haas

20.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Verspielt und präzise: Gemälde von Birgit Luxenburger in Antikrahmen neben einem Werk von Thomas Vinson. - Foto: Galerie Mariette Haas

Ingolstadt (DK) Kontraste, Dialog, Kombination, Brückenschlag, Annäherung, Zäsur. All das macht die aktuelle Ausstellung in der Ingolstädter Galerie Mariette Haas aus, die schlicht "Side by side", Seite an Seite, heißt. Experimentierfreudig und treffsicher haben die Galeristinnen Mariette Haas und Lena Klein Gemälde von Birgit Luxenburger und abstrakte und konkrete Objekte diverser Künstler nebeneinander platziert.

Mal auf Abstand, mal unmittelbar daneben, mal nach oben oder unten versetzt. Es sind alles so etwas wie gute Bekannte - Birgit Luxenburger und die Künstler der Galerie -, die sich in dieser Ausstellung präsentieren, nun aber vom Betrachter im Wechselspiel neu entdeckt werden können. Vertrautes mit anderem Blick, aus einer anderen Perspektive wahrnehmen. Hinsehen. Ander(e)s sehen.

Den meisten Raum nehmen die Werke von Birgit Luxenburger ein, eine Meisterin der Farbe und der Schichtungen. Nach und nach eröffnen sich in der Zweidimensionalität des malerischen Untergrunds Räume, fein schraffierte, federleicht gesetzte Spuren, blockhafte, brechende Flächen, Wellen, Landschaft, Urbanität, Horizont. Assoziationsreich sind einige der Werke. Es geht um Schein und Wirklichkeit.

Die außergewöhnliche Hängung in den Räumen zu erfassen, wird zu einem visuellen Abenteuer. Vergleichen, Bezüge, Gegensätzliches suchen, finden, verwerfen. Wie wirken die Schwarz-Weiß-Bilder im Antikrahmen neben den reduzierten, hoch ästhetischen Formaten von Thomas Vinson und umgekehrt? Wie verändern die schimmernden und leuchtenden Objekte von Michael Post den Raum und wie die Gemälde? Welche Beziehung gehen die arktisch kühlen Bilder mit den aus handgeschöpftem Papier gearbeiteten, raffinierten Raumobjekten, "Farbraumreliefs", von Reinhard Wöllmer ein?

Zu sehen sind außerdem Heiner Thiels kleine Metallreliefs, die wie ein Zitat an der Wand schweben, Wolfram Ullrichs trapezoide, in den Raum wachsende Flächen oder eine gefaltete Plastik von Ben Muthofer: "Lichtreflexion" aus Stahl, Lack und Farbfolie. Gerhard Frömel fasziniert mit seinen strengen Aluminiumobjekten, Neringa Vasiliauskaite ist mit einem ihrer wundersamen Leuchtkästen aus beschichtetem Glas vertreten, und die knalligen Flauschobjekte von Iryna Pryval gaukeln einem vor, was sie nicht sind. Nicht weich, sondern aus hartem Rohr, nicht leicht, sondern kleine Schwergewichte. Ein Spiel mit Farbe, Form, Materialität, Illusion und der Wahrnehmung - wie die gesamte vielfältige und spannende Ausstellung.

Galerie Mariette Haas, Neubaustraße 2, Ingolstadt. Bis 12. November, Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18, Samstag von 11 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon (08 41) 379 49 90. Am 12. November gibt es eine Finissage.