Hilpoltstein
Eine zweite Chance im Beruf

Vom Parkettleger zum Industriekaufmann: Daniel Rauh arbeitet nach Umschulung bei Spedition in Hilpoltstein

02.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:14 Uhr

Daniel Rauh (vorne) freut sich mit Arbeitsvermittler Michael Scheuerlein (links) und den Geschäftsführern der Spedition Greiner, Ralf und Susann Jäger, über seinen neuen Job - Foto: Agentur für Arbeit

Hilpoltstein (HK) Daniel Rauh aus Roth bekommt bei der Spedition Greiner in Hilpoltstein seine zweite Chance: Der 31-Jährige konnte dort nach seiner Reha-Umschulung als Industriekaufmann starten.

Eigentlich war ein ganz anderer Werdegang vorgezeichnet: Der junge Mann wollte eines Tages den väterlichen Handwerksbetrieb übernehmen und machte mit 15 Jahren eine Lehre zum Parkettleger. Insgesamt 13 Jahre war er in diesem Beruf tätig. Aber dann machten ihm gesundheitliche Probleme einen Strich durch die Rechnung. Er konnte letztlich nicht mehr als Parkettleger arbeiten und wurde zum „Reha-Fall“, wie es in der Terminologie der Arbeitsagentur heißt.

Mit seiner Reha-Beraterin Susanne Busch in der Arbeitsagentur überlegte er berufliche Alternativen, entschied sich für den kaufmännischen Bereich und absolvierte beim Berufsförderungswerk in Nürnberg eine überbetriebliche Ausbildung zum Industriekaufmann. Für diese Maßnahme, die er im Juli 2014 abschloss, hat die Agentur für Arbeit die Kosten – also Leistungen zum Lebensunterhalt, Fahrkosten und Lehrgangskosten – übernommen. Doch damit war nur der erste Schritt getan, denn die Arbeitssuche gestaltete sich schwieriger als gedacht. Als nicht mehr ganz so junger Ausbildungsabsolvent ohne kaufmännische Berufserfahrung musste Daniel Rauh über 50 Bewerbungen schreiben, bis es schließlich bei der Hilpoltsteiner Spedition Greiner klappte.

Auch hier wurde er von der Agentur für Arbeit weiter unterstützt: Reha-Beraterin Susanne Busch vermittelte ihm das Stellenangebot, das ihr Kollege Michael Scheuerlein vom Arbeitgeberservice auf dem Tisch liegen hatte. Ralf und Susann Jäger, die Geschäftsführer der Spedition Greiner, waren sofort interessiert. Daniel Rauh lernte Betrieb und Tätigkeit zunächst bei einem Praktikum kennen und jetzt wurde er in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen.

Ralf und Susann Jäger hatten sich für die Tätigkeit – das komplexe Belegwesen eigenverantwortlich verwalten – idealerweise einen Speditionskaufmann vorgestellt. Aber Daniel Rauh war sehr motiviert und passte ins Team. Dass die Agentur für Arbeit wegen der erforderlichen Einarbeitungszeit einen Einarbeitungszuschuss zahlte, war „ein finanzieller Anreiz“, gibt Ralf Jäger gerne zu. Das sei zwar nicht ausschlaggebend gewesen, habe aber die Entscheidung erleichtert, es mit einem branchenfremden Quereinsteiger zu versuchen.

Daniel Rauh ist jedoch kein Einzelfall. Immer wieder müssen Arbeitnehmer aus gesundheitlichen Gründen den Beruf wechseln. Je nach Ursache und Anzahl der Berufsjahre sind die Agentur für Arbeit, der Rententräger oder die Berufsgenossenschaft der Kostenträger. Und sie alle müssen sich mit dem Arbeitnehmer um eine Lösung bemühen.

Die Leistungen zur der beruflichen Rehabilitation sind vielfältig und reichen von Fortbildungen, Eingliederungszuschüssen und Probebeschäftigungen bis hin zu kompletten Umschulungen, wie das hier der Fall war. Alle Maßnahmen haben das Ziel, Jugendliche und Erwachsene bei einer vorhandenen oder drohenden Behinderung zu unterstützen und sie möglichst auf Dauer beruflich einzugliedern. Damit das gelingt, braucht es Arbeitgeber wie die Spedition Greiner, die solchen Menschen eine neue Chance geben.