Geisenfeld
Eine zwei Tonnen schwere Retourkutsche

Nach Photovoltaik-Schlappe platziert Landwirt Betonquader an Zufahrt des protestführenden Anwohners

17.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:53 Uhr
Die westliche Zufahrt zum Weiler Ziegelstadel ist nur noch sehr beschränkt möglich, seit am Freitagnachmittag an der Grundstücksgrenze ein tonnenschwerer Betonquader platziert wurde. −Foto: Kohlhuber

Ziegelstadel - Er hat eine Länge von 1,80 Metern und ein Gewicht von rund zwei Tonnen, der Betonquader, der seit Freitagnachmittag die westliche Zufahrt zum Anwesen Ziegelstadel stark einschränkt. Platziert wurde er dort von jenem Landwirt, der das Anwesen zu drei Seiten mit Photovoltaik-Modulen umgeben wollte, dessen Pläne jedoch am vergangenen Donnerstag vom Geisenfelder Stadtrat beerdigt wurden.

Der Weiler Ziegelstadel liegt an der Staatsstraße zwischen Zell und Rottenegg, und er wird vom ehemaligen Geisenfelder Stadtrat Rudi Zurth mit Frau sowie deren Tochter Julia Beyer mit Familie bewohnt. An der westlichen Zufahrt des Weilers fiel etlichen Passanten am späten Freitagnachmittag ein seltsamer grauer Quader auf. Doch was hat es damit auf sich? Auf Nachfrage äußerte sich Rudi Zurth dazu gegenüber unserer Zeitung. Der Quader sei aus Beton, so der 74-Jährige, und hier platziert hätten ihn am Freitag gegen 15 Uhr Martin und Margarete Hausler - also jenes Landwirt-Ehepaar, dessen Freiflächen-Photovoltaikpläne tags davor im Stadtrat gescheitert seien. Abgestellt wurde der Quader, wie Zurth feststellte, haarscharf außerhalb der Grundstücksgrenze des Weilers.

Lesen Sie hierzu auch den Artikel "Eine zwei Tonnen schwere Retourkutsche".

Was die Beweggründe für dieses Vorgehen sind, dazu gehen die Aussagen auseinander. Nach der Version der Landwirts und seiner Frau sei es zum Regelfall geworden, "dass beim Ein- und Ausfahren zu dem Anwesen ständig über unserer Grundstück gefahren wurde". Mitunter sei die Zufahrt zu der landwirtschaftlichen Fläche auch schon mal zugeparkt gewesen. Dies habe man "im Sinne einer guten Nachbarschaft Jahre lang geduldet", so Margarete Hausler gegenüber unserer Zeitung. Mit dem Quader, "der komplett auf unserem Grundstück liegt", habe man dies nun unterbunden - auch um ein Zeichen zu setzen gegenüber dem Herrn Zurth, "der den ganzen Stadtrat gegen unser Projekt aufgewiegelt" und so "eine objektive Entscheidung verhindert" habe.

Aufgewiegelt? "Es wäre wohl der Ehre zu viel für mich, wenn ich es schaffen würde, dass der ganze Stadtrat einstimmig nach meiner Pfeife tanzt", sagt der 74-Jährige. Wenn sogar die CSU, auf deren Stadtratsliste Margarete Hausler stehe, geschlossen gegen das Vorhaben votiere, "dann sagt dies doch eigentlich alles über diese absurde Planung", argumentiert Zurth. Natürlich, so räumt er ein, habe er sich von Anfang an vehement gegen dieses Vorhaben gewehrt - "aber wer würde das in diesem Fall nicht tun - allein schon vor dem Hintergrund des Wertverlusts für unser Grundstück?"

 

In der Beton-Quader-Aktion des Rottenegger Landwirts sieht Zurth "pure Willkür" - die für ihn aber nicht völlig überraschend gekommen sei. Schließlich habe Martin Hausler mit einem Vorgehen dieser Art ja bereits vor einigen Monaten gedroht - und zwar mit der Ankündigung, einen Pflock in diesem Bereich so zu setzen, dass keiner mehr raus und reinkommt. Jetzt, kurz nach dem Negativ-Votum des Stadtrats, also kein Pflock, sondern ein Betonquader, der aber denselben Zweck erfüllen solle.

Wie es in der Angelegenheit nun weitergeht, wird maßgeblich davon abhängen, ob die Hauslers mit ihrer Behauptung Recht haben, dass der Beton-Quader komplett auf ihrem Grundstück platziert wurde. Rudi Zurth ist nämlich fest davon überzeugt, dass der größte Teil des tonnenschweren Blocks "auf einer Fläche steht, die zum Straßenbereich zählt, die also dem Freistaat gehört". Das Staatliche Bauamt, das von Zurth kontaktiert wurde, will das prüfen. Wenn der 74-Jährige mit seiner Einschätzung Recht hat, dann erfolge an die Hauslers eine Aufforderung, den Block zu versetzen, hat Zurth erfahren. "Dazu werden ihnen dann mehrere Fristen gesetzt, und bis diese greifen, könne es Ende Januar werden, wurde mir gesagt."

Zurths Tochter, Julia Beyer, macht dieser Gedanke freilich Angst, denn durch den Betonblock ist der vorhandene Radius zu klein, um von Rottenegg kommend mit dem Auto in ihr Anwesen einfahren zu können. Zum Beispiel dann, wenn sie ihre vier und sechs Jahre alten Kinder vom Kindergarten in Rottenegg abholt und nach Hause bringt. "Da kann ich dann mitten auf der viel befahrenen Staatsstraße rückwärts fahren oder zu rangieren beginnen." Bleibt nur zu hoffen, dass dabei nichts passiert. Sicherlich auch im Sinne des Ehepaars Hausler.

GZ


 

Gerhard Kohlhuber