Neuburg
Eine zusätzliche Herausforderung

Die Pandemie hat auch die Arbeit des Familiennachsorgevereins Elisa erschwert - Neue Projekte in Planung

29.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:17 Uhr
Eine intensive Versorgung ist vor allem bei Frühchen notwendig. Durch die Harl.e.kin-Nachsorge des Neuburger Vereins Elisa können Mutter und Kind oft schon früher nach Hause und werden dort weiter betreut. −Foto: Kirchner, dpa

Neuburg - Der Familiennachsorgeverein Elisa in Neuburg setzt sich seit vielen Jahren für die Nachsorge kranker Kinder in der gesamten Region 10 ein.

Neben familienorientierter sozialmedizinischer Nachsorge, ambulanter Kinderkrankenpflege, psychosozialer Beratung im Rahmen der Offenen Behindertenarbeit sowie einer spezialisierten-ambulanten-pädiatrischen-Palliativversorgung wurde im vergangenen Jahr ein Kinder- und Jugendhospizdienst ins Leben gerufen.

Ein weiterer wichtiger Bereich ist seit über zehn Jahren die Frühchennachsorge Harl. e. kin. Gerade dort stellte die Corona-Pandemie eine zusätzliche Belastung dar. Schon allein die verfrühte Geburt eines Kindes ist für die Eltern eine Herausforderung und sorgt für viele Fragen und Unsicherheiten. "Oft sind die werdenden Eltern ja noch gar nicht auf die Geburt vorbereitet", weiß Elisa-Geschäftsführerin Nadine Dier. Durch vielfältige Einschränkungen durften Väter beispielsweise nur kurz während der Geburt in der Klinik bleiben und anschließend konnten nicht beide Elternteile bei ihrem Frühchen sein. "Geschwister und weitere Familienmitglieder haben das Baby oft erst mal nur über Bilder oder Videos kennengelernt", weiß Dier.

Folglich war auch die Arbeit der Nachsorge-Teams, die in Tandems aus Kinderkrankenschwestern und Fachkräften der Frühförderstelle auftreten, eingeschränkt. Um den Kontakt trotzdem gewährleisten zu können, wurden viele Beratungen telefonisch oder per Video gemacht. "Gerade am Anfang spielen pflegerische Themen eine große Rolle", erklärt Dier.

Auch Hausbesuche, die für die betroffenen Eltern sowie für die Teams sehr wichtig sind, wurden häufig auf andere Weise ersetzt. Während die Krankenschwestern 2019 96 Telefonate mit betroffenen Familien führten, waren es 2020 schon 217 sowie 49 Videokontakte. Bei den Fachkräften der Frühförderung gab es 246 telefonische Gespräche (2019: 60) und 69 Videokontakte.

116 Kinder, davon 69 neu aufgenommene, sind im vergangenen Jahr von der Harl. e. kin-Nachsorge unterstützt worden. 2020 konnten in 73 Fällen die Betreuungen abgeschlossen werden, die häufig rund sechs Monate angedauert haben. Die meisten betroffenen Eltern wurde direkt am Standort in Neuburg über die Klinik vermittelt. Sogenannte Selbstmelder stellen nach wie vor die absolute Minderheit dar - im vergangenen Jahr war es eine Familie.

Trotz der andauernden Pandemie ist der Nachsorgeverein bemüht, weitere Themen voranzubringen. So wird beispielsweise der Treff für Eltern mit behinderten oder schwer kranken Kindern online über die Plattform "Jitsi Meet" veranstaltet. "Der Austausch ist derzeit ja nur eingeschränkt oder gar nicht möglich", sagt Dier. Neben fachlichen Fragen gibt es auch thematischen Input, oder betroffene Familien tauschen sich einfach über ihre Erfahrungen aus.

Prinzipiell sind die Termine offen für alle Familien. Die Idee sei allerdings, dass separate Treffs für Familien mit schwer kranken Kindern und von (ehemals) Frühgeborenen organisiert werden. "Schön wäre es, wenn letztlich ein reiner Elternaustausch entsteht", so die Geschäftsführerin. Eine derartige Selbsthilfegruppe habe es schon einmal gegeben.

Künftig sollen die Angebot sowohl in Präsenz als auch weiterhin digital stattfinden. "Für viele Eltern ist es online oft einfacher, weil sie sich den Fahrtweg sparen oder keine zusätzliche Betreuung für ihre Kinder brauchen", weiß Dier.

Für das nächste Treffen gibt es zwar noch keinen festen Termin, Interessierte können sich aber auf der Internetseite www. elisa-familiennachsorge. de informieren und mit Claudia Meyer per E-Mail an claudia. meyer@elisa-familiennachsorge. de Kontakt aufnehmen.

Darüber hinaus wird im Frühsommer eine große Elternbefragung starten. In Zusammenarbeit mit Studentinnen und einem Professor der Technischen Hochschule Ingolstadt ist ein Fragebogen zur Lebenssituation betroffener Familien in der Region 10 entwickelt worden. "Uns geht es darum, herausfinden, wie es Familien mit kranken Kindern in der Region geht, was ihnen fehlt, welche Unterstützung sie bekommen und brauchen", erklärt die Geschäftsführerin das Vorhaben. Freilich stecke dahinter jede Menge Arbeit, aber mit Hilfe der Presse und gut ausgebauten Netzwerken sollen möglichst viele betroffene Familien befragt werden. "Ziel ist es, zu erfahren, welchen Bedarf es konkret gibt und welche Angebote in der Region noch notwendig sind", so Dier.

Im Bereich des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes schließen schon bald zehn Ehrenamtliche ihre Ausbildung als Familienbegleiter ab. "Wir freuen uns sehr darüber", verrät Dier, die darauf hofft, dass der Abschluss Ende Juni im kleinen Rahmen gefeiert werden kann. "Unser Bedarf ist trotzdem weiterhin groß", sagt sie. Daher sei auch schon der nächste Kurs geplant, einen entsprechenden Informationsabend vorab soll es demnächst geben.

SZ

Luisa Riß