Konstein
Eine Ziegenschar im Dienst des Naturschutzes

Die Herde der Familie Baumann hält die steilen Felsen rund um Konstein in Schuss und erntet viel Lob und ein wenig Kritik

02.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:49 Uhr

Die Ziegen von Markus Baumann schädigen die Büsche an den Hängen rund um Konstein– und genau das ist ihr Job - Foto: myn

Konstein (EK) Der Blick auf den Dohlenfelsen hat sich geändert. Eine Herde Ziegen und ein paar Schafe weiden im Bereich des beliebten Kletterfelsens nahe Konstein.

Die Tiere gehören der Familie Baumann aus Buxheim. Sie sollen helfen, die voranschreitende Verbuschung der typischen Magerrasen zu stoppen und die drohende Bewaldung zu verhindern. „Die maschinelle Beseitigung der Büsche ist auf Dauer zu schwierig, da die Verbuschung viel zu schnell voranschreitet und die Sträucher auch schwer zu erreichen sind“, erklärt Bürgermeister Robert Husterer die Situation. Also muss die kleine Ziegenherde einspringen.

Ihr Einsatzgebiet umfasst neben Dohlenfelsen und Konsteiner Wand den Schlossberg oberhalb der Konsteiner Straße und den südlichen Teil des Galgenberges bis hin zur Schutterquelle, die Vierbeiner „arbeiten“ im Dienste des Natura 2000-Programms und der FFH-Richtlinie (siehe eigenen Beitrag).

Im Frühjahr wurde der Dienstleistungsvertrag für die Beweidung von Grundstücken im Sinne des Natur- und Trockenrasenschutzes zwischen der Gemeinde Wellheim und Familie Baumann unterschrieben. Die Gesamtfläche beträgt knapp neun Hektar. Diese Flächen werden mindestens dreimal jährlich beweidet, das ist über einen Zeitraum von vier Jahren geplant. Vom Frühjahr bis Ende Oktober wird sich die Horde in Wellheim und Konstein aufhalten. Je nach Gebiet ist ein Umzug alle drei bis vier Wochen geplant.

„Am Galgenberg ist die Verbuschung schon weit fortgeschritten“, sagt Uwe Sachser von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Eichstätt. Deshalb hatten er und der Markt Wellheim jahrelang gemeinsam versucht, wieder einen Schäfer ins Gemeindegebiet zu holen. Doch viele Gespräche liefen ins Leere, dabei hatten bis in die frühen 1960er Jahre Schafe wie die von Familie Moll in Wellheim oder Schäfer Gottlieb in Konstein zum alltäglichen Leben in der Gemeinde gehört. Sachser ist jetzt sehr erleichtert, dass nun endlich zumindest ein Ziegenhalter gefunden wurde, um diese FFH-Richtlinie zu unterstützen und die Landschaft zu pflegen.

Markus Baumann erzählt, dass er zuerst eine Milchwirtschaft mit den Ziegen aufbauen wollte, doch der zeitliche Aufwand wäre zu intensiv gewesen. Zuvor hatten sie Milchkühe im Bestand. So entschied sich Baumann nach einem Tipp aus dem Landwirtschaftsamt Pfaffenhofen, die Ziegen für die Landschaftspflege anzuschaffen. Im Dezember letzten Jahres hat er die ersten zwölf Tiere geholt. „Mit der Milchflasche habe ich sie aufgezogen“, erzählt Sohn Lukas stolz. So wurden es immer mehr. Die gesamte Herde hier in Konstein umfasst im Augenblick über 80 Ziegen und acht Schafe, und kürzlich sind wieder kleine Kitze dazugekommen. Trächtige Geißen sind hier auf der Weide mit dabei. Die Böcke und Geißen werden übrigens durch einen Zaun getrennt gehalten. Besonders stolz ist die Familie auf die Walliser Schwarzhalsziegen, die sich mit in der Herde tummeln. „Die sind vom Aussterben bedroht“, so Baumann. Jeden Tag schaut die Familie nach dem Rechten. Wenn es so warm ist wie im Moment, halten sich die Tiere tagsüber gerne in ihrem „Wohnzimmer“ auf, einem von Markus Baumann umgebauten Planen-Lastwagenanhänger. In der Nacht oder am frühen Morgen werden die Ziegen dann aktiv und fressen die Büsche gründlich ab.

Das Gebiet hier sei optimal für Ziegen, erklärt Baumann: Der steile Hang ist ein richtiges Kletterparadies für die Tiere, und die Ziegen kommen überall ran. Fast ganz oben an den Kamm ist der elektrische Zaun im Moment aufgestellt, sodass die Büsche von den vierbeinigen „Kletterprofis“ angefressen werden. Um den gewünschten Effekt zu erreichen, nämlich die Sträucher dauerhaft zu schädigen, müssen die neuen Triebe immer wieder abgefressen werden. Das könnte schon klappen, wenn die Herde zwei- bis dreimal dieses Gebiet durchwandert hat.

In diesen Tagen ist der Umzug vom Dohlenfelsen und der Konsteiner Wand an den Schlossberg geplant. Da wird es wesentlich schwieriger werden, den Aufleger zu positionieren.

Allerdings gibt es auch vermehrt Kritik aus der Bevölkerung. So stünden die Ziegen gerne mal in den benachbarten Gärten, weil sie ein Schlupfloch gefunden hätten oder manche Ziegen verendeten, wie schon mehrmals vorgekommen.

Ramona Baumann bemerkt dazu, die Tiere würden zwar mit Heu zugefüttert und täglich werde nach dem Rechten geschaut, aber „trotzdem können solche Angelegenheiten nicht zu 100 Prozent verhindert werden“.

Auch in Pietenfeld hat die Familie Baumann rund 30 Ziegen stehen. „Es sollen aber noch mehr Tiere werden“, so Markus Baumann. Bis zu 500 Ziegen wollen sie sich anschaffen, um die Nachfrage abzudecken. Sein Ziel ist es, das Ziegenhüten vom Nebenerwerb zum Hauptberuf zu machen. Ein Winterquartier für die Tiere wird allerdings noch gesucht: „Falls jemand einen Hof oder Ähnliches zu verpachten hat, der kann sich gerne unter der Nummer (0 84 58) 3 71 63 bei uns melden“, sagt Ramona Baumann.