Riedenburg
"Eine wahnsinnig intensive Zeit"

Der Ministerialbeauftragte Bernhard Aschenbrenner geht nach fast 40 Berufsjahren in den Ruhestand

19.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:51 Uhr
Katrin Trattner
  −Foto: Trattner/Stauber

Riedenburg (DK) 1980 hat die berufliche Laufbahn von Bernhard Aschenbrenner ihren Anfang genommen: vom Lehrer zum Schulleiter, vom Schulleiter zum Ministerialbeauftragten (MB).

Vom Kollegen zum "besten Chef der Welt", vom Chef zum Berater für die Gesamtheit der niederbayerischen Realschullehrer. Nun geht der Riedenburger zum 31. Juli in den Ruhestand. Anlässlich seiner bevorstehenden Verabschiedung am kommenden Dienstag blickt der 65-Jährige auf fast 40 Berufsjahre im Schulwesen zurück.

"Nie im Leben hätte ich gedacht, einmal als Ministerialbeauftragter in den Ruhestand zu gehen", sagt Bernhard Aschenbrenner mit einem Schmunzeln. Und tatsächlich möchte man meinen, er ist immer noch selbst etwas überrascht von dem unerwarteten Karrieresprung vor fünfeinhalb Jahren. "Das war nie Teil meiner Lebens- und Berufsplanung. "

Nachdem der gebürtige Blaibacher 1974 sein Abitur machte, studierte er zunächst Berufsschullehramt in Nürnberg. "Der Schultyp Berufsschule war mir dann doch zu abstrakt. Außerdem wollte ich mit Kindern arbeiten. " Deshalb wechselte er nach drei Semestern an die Hochschule Regensburg, um dort Realschullehramt zu studieren - mit der Fächerkombination katholische Religionslehre und Wirtschaft.

Bereits nach dem Referendariat zog es den Junglehrer 1980 nach Riedenburg. "Dass ich nach Riedenburg gekommen bin, das war einfach Fügung", ist sich Aschenbrenner sicher. Während des Studiums habe er während der Semesterferien als Betreuer im katholischen Jugendzeltlager in Falkenstein gearbeitet. Der Chef des Zeltlagers war der damalige Riedenburger Kaplan Karl Schreiber. Schreiber machte den Referendar auf eine offene Stelle an der Staatlichen Johann-Simon-Mayr-Realschule (JSM) aufmerksam. "So hat das Ganze dann seinen Lauf genommen", erzählt der heutige Ministerialbeauftragte.

Im Jahr 2000 wurde der Riedenburger zum zweiten Konrektor an der JSM berufen und schlüpfte so in seine erste Führungsrolle in der Schulleitung. Nur drei Jahre später dann der erste große Karrieresprung: Aschenbrenner bewirbt sich erfolgreich als Schulleiter der Staatlichen Realschule in Landshut und tritt seine neue Stelle zum 1. August 2003 an. "Ich habe nach einer beruflichen Herausforderung gesucht", begründet er seine damalige Entscheidung. Vielleicht war auch dieser Schritt Fügung, denn die Landshuter Realschule ist zugleich Wirkungsstätte des Ministerialbeauftragten für die niederbayerischen Realschulen. Dass diese berufliche Veränderung ein wichtiger Baustein seiner Karriere sein würde, sollte sich jedoch erst gut zehn Jahre später zeigen.

Für den damals 50-Jährigen sei der Wechsel nach Landshut eine große Umstellung gewesen: "Von einer ruhigen Landschule an eine Stadtschule, die zugleich die Schule des Ministerialbeauftragten ist, allein das war schon eine Herausforderung. " Außerdem erwarteten ihn erhebliche Baumaßnahmen am Schulgebäude: Die Schule war zu klein, es musste saniert und angebaut werden. "Das war eine wahnsinnig intensive Zeit, in der mir die Erfahrung als Seminarleiter zu Pass kam", erinnert er sich. Auch wenn er sich in Landshut wohlfühlte, zog es Aschenbrenner doch wieder an seine alte Schule nach Riedenburg zurück. "Ich wollte gerne wieder an die JSM, weil mir die Schule nach 23 Jahren einfach ans Herz gewachsen ist. " Als dort die Stelle als Schulleiter frei wurde, nutzte er seine Chance und kehrte zum 1. August 2007 an seine frühere Wirkungsstätte zurück - dieses Mal als Chef.

"Im Lehrerkollegium gab es noch viele Kolleginnen und Kollegen von früher. Das hat mir den Wechsel erleichtert", sagt er. Doch kaum im neuen Amt angekommen, erwartete ihn seine bis dato größte Aufgabe: Die Planung und Umsetzung eines kompletten Schulneubaus. 2008 wurde der Neubau entschieden, ein Jahr später begannen die Abrissarbeiten. "Das war die absolute Herausforderung: Wir mussten mit so vielen Kompromissen und Einschränkungen leben. Aber es ist alles bestens gelaufen. " In dieser Zeit hat er die Schule nicht nur baulich auf eine neue Ebene gebracht, sondern auch fachlich. "Zusammen mit einem engagierten Kollegium habe ich das musische Profil mit den Musikerklassen, die Auszeichnung zur MINT-Schule und die Robotik-Gruppe zu Wege gebracht. "

Im Februar 2014 dann die große Überraschung für die JSM-Schulfamilie: Bernhard Aschenbrenner kündet seine Rückkehr nach Landshut an - als neuer Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Niederbayern. "Dieser Schritt hat mich gereizt, allerdings war es gerade am Anfang nicht einfach. " Der enge Kontakt zu den Schülern habe ihm gefehlt. "Ich war immer aus Leidenschaft Lehrer und die Beziehung zu den Schülern war mir stets wichtig. " Als MB fungierte er von nun an als verlängerter Arm des Kultusministeriums und beriet über 40 Realschulen in schul- und dienstrechtlichen Fragen.

Auch bei seiner neuen Aufgabe lagen ihm vor allem die Menschen am Herzen. Auf der einen Seite waren es die Lehrer, denn auch als MB war er überzeugt: "Ein erfolgreicher Unterricht hängt zentral mit der Persönlichkeit des Lehrers zusammen. " Auf der anderen Seite waren es die Schüler, zu denen er trotz der Loslösung vom Lehramt eine besondere Bindung verspürte. "Vor allem die Veranstaltungen, bei denen die Schüler im Mittelpunkt standen, waren mir besonders wichtig. " So ließ er es sich natürlich nicht nehmen, Realschulchampions oder Teilnehmer der Theatertage persönlich zu würdigen.

Beste Wünsche für den nahenden Ruhestand kommen vor allem aus der JSM. 2013 kürte ihn die Schulfamilie zum "besten Chef der Welt", und auch heute fühlt sie sich noch eng mit ihm verbunden. "Bernhard Aschenbrenner hat immer ein offenes Ohr. Er ist immer da, wenn man ihn braucht. Egal ob damals als Schulleiter oder heute als MB", sagt Thomas Dachs, der aktuelle Schulleiter der JSM. Aschenbrenners Motto "Bildung muss den Menschen dienen" sei an der JSM immer noch allgegenwärtig und auch Dachs persönlich habe von der Erfahrung und dem Ideenreichtum seines ehemaligen Kollegen profitieren können: "Ich habe wahnsinnig viel von Bernhard Aschenbrenner lernen können. Vieles davon hilft mir noch heute in meiner Funktion als Schulleiter. "

Ob er schon Pläne für den Ruhestand hat? "Diese Frage habe ich befürchtet", amüsiert sich Aschenbrenner. Große Pläne habe er noch nicht geschmiedet, sagt er. "Die Stadtkapelle habe ich und die bleibt natürlich. Außerdem überlege ich, ein Gaststudium zu absolvieren. " Für eine konkrete Fachrichtung habe er sich noch nicht entschieden, aber es könnte in Richtung theologische Anthropologie und Werteorientierung gehen. "Mich interessieren die Herausforderungen unserer Zeit, die Umwelt, das Nord-Süd-Gefälle und ethische Fragen. " Und natürlich gehe es erst einmal in den Urlaub. "Aber erst nach den großen Ferien. Schließlich ist es das erste Mal seit meinem Studium, dass ich außerhalb der Ferienzeit Urlaub machen kann", sagt der Fast-Ruheständler und lacht.

Katrin Trattner