Ingolstadt
"Eine völlig andere Welt"

Paul Breitner über den Wandel des Fußballgeschäfts und das FCB-Allstars-Benefizspiel in Ingolstadt

13.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:01 Uhr
Paul Breitner im Trikot der FC-Bayern-Allstars: −Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Ein einfacher Typ war Paul Breitner nie. Während seiner aktiven Laufbahn fiel er nicht nur durch seinen Afro-Look auf, sondern vor allem auch durch permanente Meinungsäußerung – womit er nicht immer nur auf positives Echo stieß. Unser Redakteur Sebastian Oppenheimer hat sich mit Breitner über das Benefizspiel und das Verhältnis von Stars und Fans damals und heute unterhalten.

Herr Breitner, der ein oder andere Sportstar legt nach dem Ende seiner aktiven Karriere schon das ein oder andere Kilo zu. Sie machen aber einen sehr fitten Eindruck. Treiben Sie immer noch viel Sport?

Paul Breitner: In der Regel versuche ich einmal die Woche 20 bis 30 Minuten zu joggen. Mehr mache ich nicht, will ich auch gar nicht. Ich habe mit 31 Jahren früh genug mit dem Profisport aufgehört – auch im Bewusstsein all die Körperteile nicht überzubelasten, die bei Spitzensportlern im Laufe der Jahre kaputt gehen. Und ich bin damit gut gefahren. Vor allem bleibe ich aber dadurch fit, dass ich fast 250 Tage im Jahr unterwegs bin.

 

In Ihrer Funktion als FC Bayern-Chefscout?

Breitner: Ich bin kein Chefscout. Und ich war es auch nie. Es kann sein, dass ich mir in meiner Funktion als Markenbotschafter – oder wie ich es auch nenne Außenminister – das ein oder andere Spiel anschaue. Aber: Der FC Bayern scoutet nicht für die Profis. Oder wollen Sie einen Franck Ribery oder Mario Götze scouten? Scouten heißt, irgendwo hinfahren und schauen, ob irgendein Spieler raussticht. Scouten ist der Bereich bis zu den 17-Jährigen. Jeder, den wir bei den Profis brauchen, ist schon bekannt.

Beim FCB sind sie zuständig für das Allstars-Team. Machen Sie auch die Aufstellung?

Breitner: Nein. Wir haben einen Trainer, das ist Wolfgang Dremmler. Das heißt, ich werde am 12. Juli bis 18.30 Uhr zittern müssen, ob ich überhaupt aufgestellt werde (lacht).

 

Wer ist denn von den Ex-Profis noch so fit, dass Sie sich Sorgen machen müssen, nicht aufgestellt zu werden?

Breitner: Also eigentlich müssen die zittern, dass ich nicht auf den Platz gehe (lacht). Aber jetzt im Ernst: Vor meinem 60. Geburtstag habe ich auch bei Benefiz-Spielen oft noch 90 Minuten auf dem Platz gestanden. Inzwischen spiele ich höchstens noch eine Viertelstunde. Es geht darum, den Leuten zu zeigen: „Hey, ich bin auch da.“

 

Muss man als Verein heutzutage mehr für Fans machen, als zu ihrer aktiven Zeit?

Breitner: Natürlich. Es ist eine völlig andere Welt als zu meiner Zeit. Als ich 1983 aufgehört habe, da hatte der FC Bayern, glaube ich, 8500 Mitglieder. Jetzt haben wir mehr als 20-mal so viel. Der Fan ist über die Jahre immer wichtiger geworden. Viele beschäftigen sich täglich mit ihrem Verein. In den letzten zwei, drei Jahrzehnten ist der Fußball von seinem Bäh-Image weggekommen. Ich habe Zeiten erlebt, in denen du betteln musstest, dass du irgendwelche Sponsoren gefunden hast. Ich habe Gespräche bei Konzernen mitgemacht, da haben die gesagt: „Fußball? Wir sponsern Tennis. Golf. Polo. Und Dressurreiten. Aber Fußball? Nein, wirklich nicht.“ Viele von denen würden heute auf Knien zu den betreffenden Vereinen kommen.

 

Am 26. Juni wird Pep Guardiola offiziell als neuer Bayern-Trainer vorgestellt. Wird es für ihn schwerer, weil die Mannschaft zuletzt so erfolgreich war?

Breitner: Nein. Was gibt es denn Besseres, als den besten Kader, den es momentan gibt, zu übernehmen? Ich gehe auch davon aus, dass er diese Mannschaft nicht von vorne bis hinten umkrempeln wird. Er wird die Dinge laufen lassen, die dieses Triple gebracht haben. Wir wollen ja auch nächstes Jahr wieder alles gewinnen.