Schrobenhausen
Eine Trophäe und fast keine Zigarren

Schrobenhausen Green Devils feiern eine rauschende Meisterparty – und über 600 Fans sind mit dabei

30.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:53 Uhr

 

Schrobenhausen (SZ) Die neuen Meister der Basketball-Bayernliga Mitte gaben sich die Ehre – und das Volk strömte in Scharen heran. Am Ende waren’s sogar über 600 Fans, die sich in die Halle drängten – nur um den letzten Saisonauftritt der Green Devils zu sehen. Beziehungsweise deren Titelparty.

Irgendwann stand Marcus Burg da. Eigentlich überglücklich, eine fette (natürlich nicht brennende) Meisterzigarre im Mund. Nur mit der offiziellen Trophäe, die es vom Bayerischen Basketball-Verband für den Titelgewinn gegeben hatte, konnte sich der 31-Jährige nicht wirklich anfreunden. Denn die künstlerisch hochwertige Plastikscheibe auf durchsichtigem Plastiksockel hatte einen kleinen Schönheitsfehler: Aus ihr war es nicht möglich, wohlschmeckende Getränke zu schlürfen – im Gegensatz etwa zu einem gewöhnlichen Pokal! Schade eigentlich. „Aber ich liebe Euch trotzdem alle“, verkündete Burg kurz. Und feierte weiter. Wie alle Green Devils an diesem Samstagabend.

Und sie machten das nach getaner Arbeit, denn die Schrobenhausener Korbjäger hatten es sich zum Abschluss nicht nehmen lassen, auch ihr 15. Punktspiel in Serie zu gewinnen: 84:74 (18:12, 26:21, 22:15, 18:26) stand es am Ende gegen den TSV Wolnzach – und der ist immerhin Tabellenzweiter. „Wie hätte das ausgesehen, wenn wir ausgerechnet jetzt doch noch einmal verloren hätten? Nein, das ging wirklich nicht, das waren wir unseren Fans schuldig“,so Kapitän Matthias Straub.

Beziehungsweise der „Eeem-Viii-Piii“, wie er inzwischen von allen Schrobenhausener Basketballfreunden hochachtungsvoll genannt wird. Der „Most Valuable Player“, der „wertvollste Spieler“ in der gesamten Saison. Wer in 20 Partien 437 Punkte erzielte, wer dadurch mit weitem Vorsprung der Topscorer der Bayernliga Mitte wurde, der hat sich diese (verbale) Auszeichnung wahrhaftig verdient.

Eine Meisterzigarre bekam „Matcho“ Straub dagegen nicht an diesem Samstagabend – genauso wenig wie ein Großteil des Teams. „Wir haben für zwölf Spieler nur zwei da. Aber vielleicht ist es besser so, denn die Jungen bei uns würden sie sowieso nicht vertragen“, so der 35-jährige Kapitän mit seinem bekannt schelmischen Grinsen.

Obwohl, ein bisschen wirkte er auch nachdenklich in diesen Momenten. Unmittelbar nach Spielende hatte Straub sogar die eine oder andere Träne verdrücken müssen. „Mir ist da unfassbar viel durch den Kopf gegangen – und jetzt bin ich nur noch unfassbar glücklich.“

Glücklich wie nahezu alle in der Hauptschulsporthalle. Dass hier über 600 Zuschauer reinpassen – wer hätte das gedacht? Schon kurz nach 18 Uhr, also eine Stunde vor Matchbeginn, waren die besten Plätze weg, um 18.30 Uhr ging schließlich so gut wie gar nichts mehr. Und wer weiß: Wenn noch Kommunalwahlkampf gewesen wäre, wären eventuell sogar ein paar offizielle Vertreter der Stadt Schrobenhausen da gewesen.

Wenigstens hatte Klaus Bertelmann den Weg in die Georg-Leinfelder-Straße gefunden – obwohl er aus dem fernen Oberfranken hatte anreisen müssen. Aber der Spielleiter der Bayernliga Mitte tat’s gerne – weil er die offizielle Meisterehrung persönlich vornehmen wollte. Und neben der bereits erwähnten Trophäe hatte er auch noch himmelblaue Meister-T-Shirts für die Green Devils dabei – obwohl diese doch schon knallgrüne anhatten. „Auf jeden Fall will ich Euch so schnell nicht wieder in der Bayernliga sehen“, scherzte der Bamberger abschließend. Die Schrobenhausener werden 2014/15, in der Regionalliga II, gewiss ihr Möglichstes tun, um diesen Wunsch zu erfüllen.

Nun, an diesem Samstag, hatten sie andere Dinge im Sinn. So küssten die Meisterspieler immer wieder die Meistertrophäe. Gerstensaft und schmackhafte Häppchen wurden herangetragen, die Fans stürmten ins Halleninnere. „Einfach der Waaahnsinn, einfach nur unglaublich“, so Claus-Jürgen Ludwig mittendrin – das Ganze mit heiserer Stimme. Jubellieder zu singen ist mitunter gar nicht so leicht.

Den Erfolgscoach in die Höhe zu werfen dagegen schon – und schon hatte es Andreas Bernitt erwischt: Zwei Mal wurde er von seinem Team nach oben geschleudert – aber auch stets gekonnt aufgefangen. Gott sei Dank. Und wie es sich für einen Toptrainer gehört, fand der 50-Jährige lächelnd ein kleines Haar in der Freudensuppe: „Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, auch die beste Defensivabteilung der Bayernliga Mitte zu stellen – aber das ist uns nun wegen eines einzigen Punktes nicht gelungen.“

Ein spontanes Straftraining verordnete er dennoch nicht. Eher ein Strafsingen – denn als Winfried „Wuff“ Noppenberger seine Interpretation von „Highway to Hell“ zum Besten gab, sangen die Green Devils im Hintergrund mit. Nun ihr nächstes Ziel? „Vielleicht fürs nächste Mal einen Balkon ans Rathaus anbringen“, meinte Kapitän Straub lächelnd. Aber ob dort die Titelparty schöner gewesen wäre? Gewiss nicht.