Hohenwart
Eine Tour durch 900 Jahre Geschichte

Fackelwanderungen von Schenkenau nach Hohenwart stoßen auf großes Interesse

05.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Der Hauptaltar der Schlosskirche Sankt Nikolaus in Schenkenau kann im Rahmen der Führung betrachtet werden. - Foto: Petz

Hohenwart (PK) Auf großes Interesse ist das touristische Angebot der Marktgemeinde für nächtliche Wanderungen von Schenkenau nach Hohenwart gestoßen. In den Wintermonaten hat Renate Muhr bisher fünf dieser Wanderungen, an denen knapp 100 Personen teilnahmen, organisiert.

Bei einem Gläschen Glühwein wurden die Teilnehmer vor der Schlosskirche Sankt Nikolaus in Schenkenau von Ernst Petz begrüßt. Er erzählte, dass dieses Kirchlein - heute in der Gemeinde Waidhofen gelegen - die Verbindung zu Hohenwart herstelle. Es sei schon seit Jahrhunderten eine Filialkirche von Sankt Georg und bis 1812 Teil eines prächtigen Schlosses gewesen. Seit 1974 sei Sankt Nikolaus nach einer Schenkung der Grafen zu Toerring auch im Eigentum der Kirchenstiftung.

Nicht nur Kunsthistorisches gab Petz zum Besten. Er berichtete von einem alten Brief, der auf einen Schatz im Schlossweiher hinweise, vom Geisterpfarrer aus Ehrenberg, der in Schenkenau starb, und von den über 300 Jahre alten Worten, die ein Graf in Stein gehauen für seine verstorbene Frau hinterließ.

Mit Fackeln, die oft bei schlechtem Wetter nur spärlich Licht spendeten, ging es auf den Spuren des Boten Klos durchs Paartal. Dieser war vor über 170 Jahren zwischen Hohenwart und Schrobenhausen mit einem Karren unterwegs. Wegen seines Aussehens wurde er von den Kindern sehr gefürchtet. An der Kellerbrücke hörten die Wanderer die tragische Geschichte der Agatha Hofschmid, die von ihrem Mann 1804 am Kellerberg erschlagen wurde.

Immer wieder gibt die Landschaft den Blick frei auf die Gebäude des ehemaligen Benediktinerinnenklosters und der Pfarrkirche Sankt Georg. "Da oben stand die Wiege unseres heutigen Marktes Hohenwart", sagte Petz und gab einen kurzen Abriss der Entstehungsgeschichte des Klosters, bevor es weiterging - durch das letzte noch erhaltene von drei mittelalterlichen Toren - in den alten Handwerkermarkt. Von Schmieden, Schlossern, Betermachern und Breinhändlern erzählte Petz, vom Chorherren Winkler, der das Spital für sieben arme Leute erbauen ließ, von der Marktkirche mit ihren Zunftaltären und vom schnellen Aufschwung des Marktes, der alle Rechte unten im Tal von den bayerischen Herzögen erhielt. Aber nicht nur gute Zeiten erlebte das alte Hohenwart. Der 30-jährige Krieg, Pest, Kindersterben und ein großer Brand stellten große Herausforderungen für die Bürger dar. Nach gut zwei Stunden endete die Führung beim Zwicklbräu.

Renate Muhr will diese Wanderungen auch weiterhin anbieten. Sie können auch, so Muhr, am Tag stattfinden. Allerdings arbeitet die für Tourismus zuständige Sachbearbeiterin schon an einer neuen Themenwanderung: 500 Jahre Reinheitsgebot könnten auch in Hohenwart geschichtlich gut umgesetzt werden, ist sie sich sicher. Zudem gibt es auch Führungen durch die historischen Stätten bei Regens Wagner auf dem Klosterberg. Auf Anfrage werden für Gruppen individuell zusammengestellte Führungen angeboten. Zwölf Personen sind dabei die Mindestanzahl; mehr als 25 sollten es allerdings nach Möglichkeit nicht sein.